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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Vom Delegiertentag der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
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Barach, Moritz: Sommerausstellung im neuen Künstlerhaus zu Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0424

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l?om Delegiertentag der AUgemeinen Deutschen Uunstgenossenschaft

Sommeransstellung in Lalzburg

ZZZ

Jn den Nachinittagsstunden des 30. Juni, dem ersten Be-
ratungstage, vereinigte alle, die zuvor zusninmengearbeitet, ein
s'.obliches Mahl in den „Vicr Jahreszeiteu". Es waren zur
Teilnahme hieran auherdem Bertreter der baiierischen Staats-
regierung uud der Müiicheuer Geineindebehvrden, Vertretcr des
LehierkvUegiums der Mademie der bildenden Künste, sowie ein
weiterer Kreis eiuheimischer Künstler erschienen. Eugen Stieler
;Müiichen) fcierte hierbci den nllverchrlen Piinzregenten Baherns
iu begcistertcr Nede, Architckt A. Schmid kMüncheii) toastete anf
den deutscheii Kaiser, Direktor 4l. v. Werner fBerliii) auf die
deutsche Kunstgciiossenschast, Maler Heinrich Braun sMünchen)
anf die wertcn Gäste der Münchencr Kiinstlerschaft. Den Schlus;
der Festreden bildete nochmals ein seuriger Trinkspruch N. vou
Werners aus den anwesenden Meister Defregger.
Hieran schlvs; sich in den Abeudstuildeii eine längere Spazier-
sahrt an den Ufern der Jsar, die ganz geeignet war, ein schöneS
Bild vvn der Umgebung der bahenschen Hauptstadt zu geben.
Ein am Ilbend des I. Juli, dem zweiten und leülen Be-
ratungstage von den Münchnern ihren Gästeu im grosten Kreis
der dvrligen Kunstgenosseii gewidinetes echt bajuwarisches „Keller-
sest" bildete den Abschlust der schvnen und für die Entwicklung
der „Deutschen Kunstgenossenschast" creignisvollen Tage.
Der alte Hofbräuhauskeller anf dem rechten Ufer der Jsar,
der sonst männiglich verschlossen ist, war hierfür in dlnssicht ge-
nomiilen uiid von den betrefsenden Behörden auch freiindlichst zur
Verfügung gestellt worden. Das war mehrere Tage vorher schon
ein Leben und Treiben an dem sonst sv stillen Orte, bis unter
der erprobten Leitnng des Architekten Gabriel Seidl die alte Halle
nebst dem davor liegendeu geräumigen Hof zu einem wahren Keller-
Elysium sich vervollkvmmnet hatte.
So winkten den abendlich heranziehenden Güsten von hohen
Masten sreundlich flatternde I-ähnlein und grüne Tannenzweige
von weitem schon vielverheiheuden Willkvmmensgrust entgegen.
Den Eintretenden erwarteten teils unter improvisierten lustig-
grünen Lauben, teils unler dem schüstenden Dach der Halle rings-
umher behagliche Plästchen, und die altmünchnerische Kellnerin
kredenzte den weltberiihmten, vielbesuilgeneii Stoff des Hofbräu-
hauses.
Und alle hatten sich zeitig eingesunden, die Einheimischen
sowohl als ihre Gäste die Münchener; stolz darauf, den andern
zu zeigen, waS es doch fiir ein herrliches Dasein ist in der Jsar-
stadt, die Gäste in der richtigen Erkeiintnis, daß man nicht inuner
in München ist und das so freundlich gebotene „Läudlich-Sitt-
liche" sich auch gehörig zu Gemüt sühren must.
Da erschallen sröhlich schmelternde Histhornklänge, die
Pforten des VorraumS öffnen sich abermals und herein sckireiten,
waidmännisch aufgepuht, 12 schmucke Gestalten, dem sv malerisch
wirkenden Jnstrument lustige F-anfaren entlockend.
Doch was für eine ideale Erscheinung schliestt sich ihnen
an? Wer ist dies wundervolle Weib mil deu bezeichnenden
Münchener F-rauentürmen als Hailptschmuck auf den blonden Locken,
die aus inächtigem Biersasje thronend, mit vier festlich geschmückten
Bräurvssen nun in flottem Zug hereingcfahren komnit?
Frau Monachia ist's, die ihren lieben Gästen zur Ehr' er-
schiencn ist, huldvollen Grust winkt sie nach allen Seiten hinab,
und als die letzten Fanfaienklänge verrauscht siud, zerteilt sich
unter wuchtigen, weithin schallendcn Hieben die Borderseite des
Fasses nnd heraushüpft — das „Nküuchener Kindl", der alt-
erprobte treue Knappe Mouachias, der im Austrag seiner Herrin
sich sogleich also vernehmen lästt:
Heissa! — da wären wir ja — grüst Gott, Jhr Herrn!
Zu Eurem Feste kam ich gern heraus.
Schand' wär's, wollt' ich heut' drücken mich und sperr'n,
Da läßt das Miinchner Kindl nimmer aus,
Weun solch' ein heit'res Kellerfest bestell'n,
Wie's vordem war iu urfideler Zeit,
Der Münchner Stadt bewährte Kuiistgescll'n,
Den lieben Gästen all' zu Ehr' und Freud',
Da sorg' ich schon, daß ich ein Wörtlein red',
Der ich besonders Münchner Art vertret'.
Dies Wörtlein nun, zu dcm ich mich versteig',
Es gilt den Gästen aus dem weiten Reich,
Den Kunstgenossen, die zu ernsteni Rat
Zusammenkamen in der Münchner Stadt.
Fürwahr, das ist — ich sag's nur, weil's iiuch freut —
Ein Stücklein auch der deukschen Einigkeit.
Doch nun, Jhr Herrn, die Arbeit ist gethan.
Jhr gabt dem Bund von Neu'in Bestand nnd Krast,

Aufatmct Dcutschlands Klinstgeuossenschaft —
Nun diirfen Geister des Vergnügens nah'n;
Nuii koinmt die Lust und fiudet Euch bereit
Zu Pslegen fröhliche Geselligkeit.
Zu diesem End' leit' ich den Abend ein,
Den Kellerabend, wie er hier behagt.
Mit vollem Kellerpomp zog ich herein,
Vou dem man drausten vicles singt uud sagt.
Bei solchem Aufzug lacht daS Herz im Leib:
Der stümm'ge Bursch, die sesche Kellncrin,
Die Nnstfran und das scharfe Radiweib;
Das nenn' ich Sast und Kraft, da liegt was drin!
Und dann: Nespekt ihr Herrn! Jhr seht sie ja,
Die Herrin sitzt auf dickem Muttersnst
Und führt die Zügel — Frau Mvnachia!
Die Schöpf'rin unsres weltberiihmteu Nast'.
Das ist's, was ich vor allem jetzt ersass' —
Gebt her! — die frische, schciilinende Kellermast!
llnd diese erste Maß, ich bring' sie Euch,
Hochwerte Güste auS dem weiten Reich!
Was kommt von Herzen, must zu Herzen geh'n,
So müstt Jhr meinen Willkoniinetrunk versteh'n;
Sv nehmt das Fest, das Euch den Keller zeigt,
Ilnd bleibt in guter Freundschaft uns geneigt;
Vielleicht in Eurer Erinnerung hast'
Dies schlichte Zeichen ehrlicher Gastfreundschaft.
Dvch nun zum Schlust, der Worte sind genug —
Kein Mann, der nicht init Macht ani Stofse sog,
Wenn'S hieß: Jhr Herrn, erhebt mit mir den Krug,
Dem fremden Gast ein donnernd Lebehoch!
Daß in diesen Ruf alle Münchener aus vollem Herzen ein-
stiinmten und die Gäste ebenso fröhlich mit ihnen anstiesteii, ver-
steht sich wohl von selbst.
Die reizende Jnszenierung fand allgemeinen Beifall. Die
Gruppe der Monachia mit Gesolge hatte den Maler C. Rickelt
zum Schöpfer, deu eine Jdee von Rndolf Seitz dazu begeistert
hatte, die Begrüstung des Münchener Kindl ist eine Dichtung des
MalerS K. Söhn.
Nach dieser flotten Einleitung ging's weiter auf den ran-
schenden Wogen fröhlicher Geselligkeit. Prachtexemplare der leider
aiiSgestorbeneneii Münchener Nadiweiber-Spezies, baherische Holz-
knechte, Schäffler und stämmige Bräuburschen trugen, bald da
bald dort auftauchend und sich produzierend nicht wenig zur stets
wachsenden Heiterkeit bei. Die teils aus künstlerischen Dilet-
tanten, teils aus vorzüglichen Fachinusikenr bestehende Hifthorn-
kapelle liest sich ab und zu durch einen klangvollen Marsch oder
eine schneidige Fanfare vernehmen. Maler Kronberger wirkte
durch eine drollige Zusaininenstellung von Eigennamen aus der
Künstlcrwelt mächtig auf die Lachmuskeln und Kollege Goppelt
bewies an zwei etwas sürwitzigen Nieseiizwillingen, wie weit
inan's bringen kann durch sachgemäste Anwendung des unüber-
trefflichen Mllnchener Gerstensastes. Doch es ist nicht möglich,
all' der vergnüglichen Episoden dieses gelungenen Festabends im
einzelnen zu gedenken.
Überall sah man nichts als frohe, lachende Gesichter!
Ilnd als die wahrhast idealer Geselligkeit gewidmelen Stnn-
den der herrlichen Sommerncicht verrauscht waren, gab's allerseits
ein herzliches Lebewohlsagen und nian trennte sich, nm noch
lange an den schönen Erinnerungen der Münchener Festtage zu
zehren.
Der nächste Morgen schon entsührte manchen lieben Gast,
ein stattliches Häuflein vvn fremden Delegierten aber besuchte mit
einer Anzalst Münchener tags darauf den idhllischen Chiemsee und
das von Ludwig II. angelegte unvergleichlich prächtige Sckstost
auf der dortigen Herreninsel.
Jn der Chronik der Fraueninsel aber zeugt ein reizendes
LandschaftSbildchen von Maler Kallinorgen aus Karlsruhe als
letzte Spur vom Münchener Delegiertentag. B.

Sommerausstcllunc; im neuen Künstlekhuus
zu Salzburg
ie vorjährige, erste war qualitativ reicher beschickt. Es war
aber mehr Ausstellungsraum frei. Diesmal sind alle Ateliers
besetzt und die Gemälde haben daher nur im cigentlichen Aus-
stellungS-Saale und in einem kleinereu Rcium Platz. llns will
 
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