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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Schulze, Otto: Das Schmiedeeisen im Kunstgewerbe
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Braunmühl, Clementine von: Der Hausfrau Leinenschrank, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0338

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266

Die Kunst im Hause.

und Zweckbestimmung. Tritt gar die Farbe
als Farbe hinzu, oder verbinden andere
Metalle, z. B. Kupfer als zierende Knöpfe,
Spangen, oder vergoldete Ornamentteile
das fchmiedeiserne Gestänge und Bügel-
werk, dann biloen diese Schöpfungen dank-
bare Objekte für die Aufgaben der deko-
rativen Kunst innerhalb und außerhalb
des Bereiches der Zimmerschmückung.

Wie übermächtig die Schmiedeeisen-
kunst in Deutschland zur Entwickelung ge-
langt ist, das wird die Columbische Welt-
ausstellung in Chicago der Welt vor-
führen. So sind z. B- im Aufträge des
Reichskommissars die Hauptportale der
deutschen Abteilungen von den nach-
stehenden bedeutenden Firmen resp. Mei-
stern in Schmiedeeisen zu Kunstwerken
ersten Ranges gestaltet: Gebr. Armbrüster
und Franz Brechenmacher in Frankfurt a. M.
und Ed. Puls in Berlin. Über den Material-

Uhrgehäuse

umfang dieser Arbeiten möge genügen, daß
die drei Portale von Gebr. Armbrüster
57V Zentner wiegen. Von dem wunder-
baren Portal von Franz Brechenmacher ist
ein Detail hier abbildlich gegeben. Brechen-
macher hat schon mehrfach bei seinen Fach-
aenossen durch seine tadellosen Fenerarbeiten
Aufsehen und Staunen erregt. Neben diesen
Meistern sind als weitere tüchtige zu nennen:
Paul Marcus-Berlin, von dessen anmuten-
den, trefflichen Arbeiten wir hier mehrere
bringen, dann Rud. Lotze, Bussmann, Kirsch,
Peter Kölbl Sohn in München, Hammer-
Karlsruhe und Bühler-Offenburg u. a.

An dem schönen vorbildlichen „Alten"
haben sie alle gelernt und bieten uns nun
täglich herrliches Neues in dem Schweiße
ihres Angesichtes! Hier gilt wörtlich: „Von
der Stirne heiß rinnen muß der Schweiß..."

Der Hausfrau Trinenschrankr.

von L. v. Braunmühl.

(Schluß aus dem vorigen Hefte.)

"*l n diesem Fall hängt an jeder Pla-
—) tine nur ein Kettfaden und kommen,
wenn auch in der Länge des betreffenden
Stückes keine Wiederholung stattfinden soll,
2000 Karten zur Verwendung. Ein solch
reicher und feiner Wechsel der Formen war
bei dem Hand- und Zugwebstuhl unmög-
lich; wir sehen daher an alten Damasten
stets 3 - 4 nebeneinanderliegende Kettsäden
in der gleichen Lage und auch erst nach
ebensovielen Schuß wieder einen Wechsel
eintreten, wodurch sich jedoch die Kontouren
der Zeichnung ähnlich wie bei der Stramin-
stickerei treppenförmig ändern, während die
auf dem Jaquardwebstuhl mögliche Ände-
rung der Lage jedes einzelnen Fadens so
minimale Treppchen hervorbringt, daß sie
dem Auge als vollständig gerundete Form
erscheinen')

Wir haben bisher nur von Damast ge-
sprochen. Was ist nun technisch der Damast
und wodurch unterscheidet er sich von andern
Webearten?

Wir unterscheiden im großen und ganzen
drei Arten von Geweben für alle Webe-
materialien ; für Seide, Wolle, Baumwolle,

1 Flachs oder Hanf. Nur die Bezeichnungen
derselben Webeart sind sür jedes der ge-
j nannten Materialien verschieden. Für den
Flachs heißen sie: Leinwand, Drell, Damast.
Diese Bezeichnungen richten sich nach den
„Bindungen", d. h. nach der Reihenfolge,
in welcher die Kettfäden oben oder unten
im Fach zu liegen kommen und den Schuß
festhalten, „binden".

Die Leinwandbindung ist die einfachste.
Es liegen bei ihr bei dem ersten Schuß
alle ungeraden Kettfäden, also 1,3, 5 u. s. w.
oben, alle geraden unten; bei dem nächsten
Schuß umgekehrt und so fort.

Der Drell hat sogenannte Köperbindung.
Der Köper bindet erst wieder nach mehreren
Fäden und zwar bei jedem neuen Schuß
die nächsten der vorhergebundenen. Die ge-
bräuchlichsten sind die vier- oder fünfbindigen
Köper. Bei ersterem würde also gebunden
im ersten Schuß: Faden l, 5, 9, 13 und
so fort, im nächsten Schuß Faden 2, 6, 10,
14 rc. Bei jedem Schuß wird dann der
weitere Faden gebunden, so daß beim fünften
Schuß wieder die ersten Fäden an die Reihe
kommen. Das Köpergewebe bildet diagonale
Linien.

Bei der Atlasbindung handelt es sich
darum, den Glanz des Fadens, der durch
die häufigen Bindungen beständig unter-
brochen wird, zur Geltung zu bringen. Der
Faden bleibt deshalb lange „flott", d. h.
ungebunden liegen. Der gewöhnliche Atlas
ist siebenbindig. Es wird also gebunden
Faden l, 8, 15 u. s. w. Bei dem nächsten
Schuß aber nicht Faden 2, 9, 16, sondern
4, II, 18 und sofort. Wenn eine Bindung
neben der andern läge, bekäme man wieder
eine Art Köper. Dadurch jedoch, daß die
Bindung erst gegen die Mitte des in dem
vorhergehenden Schuß flott liegenden Fadens
erfolgt, legt sich dieser Faden über die
Bindung und deckt sie zu. Wir sehen be-

') Litteratur über die Jacquardmaschine: F. Kohl
„Die Geschichte der Jacquardmaschine mit höchst inte-
ressanter Lebensbeschreibung J.'s." Berlin 1873,
Karmarsch L Heeren „Technologisches Wörter-
buch". Band X. (Weberei.) Prag 1889, A. Haase,
3. Aufl. Karmarsch „Mechanische Technologie",
Hannover 1876.

Giklrrfüllung

von ssaul Marcus, Rgl. Hof-Aunüschloffer,

sonders in sehr dicht gewobenem Atlas bei-
nahe keine Bindung.

Es können sowohl die Kett- wie die
Schußfäden flott liegen bleiben. Der Wechsel
dieser vertikal und horizontal flott liegenden
Fäden bildet den Damast, dessen Zeichnung
nur durch den verschiedenen Glanz dieser
Fadenlagen sichtbar ist und durch ihn seinen
! Reiz erhält.

Der Damast ist die Aristokratie des
^ Leinenschranks. Aber wie auch der Adel
der Geburt erst Wert durch ethischen und
geistigen Adel erhält, so auch dieser Leine-
adel erst durch den Schmuck einer stilvollen,
künstlerischen Zeichnung. Über die Gesetze
einer solchen hoffe ich in Bälde sprechen zu
können.

Meine.Mitteilungen»

— Köln. Das Kunstgewerbe-Museum hat vom
23. April bis 2. Mai im Stimmsaale des Stadt-
hauses Gürzenich eine Ausstellung von auserlesenen
Stücken seiner Stickerei-Sammlung veranstaltet, der
eine kleine Abteilung gediegener italienischer Posa-
menten, ebenfalls aus den Museumsbeständen, sowie
etliche gute moderne Stickereien von Kölner Damen
angereiht sind. Die alten Stickereien, vorwiegend
Stücke des 15.—18. Jahrhunderts aus Deutschland,
Italien, Spanien, Bulgarien. Marokko und griechischen
Inseln, Persien, Indien und China, in Muster- und
Farbenzusammenstellung unübertrefflich, zeigen uns
das Vollendetste, was die weibliche Hand in der
Nadelarbeit hervorzubringen vermochte. 'Ganz einzig
in seiner Art ist ein Antependium (Ältarbehang) des
16. Jahrhunderts aus Italien, das tadellos erhalten
ist und als Perle der Stickereisammlung des Museums
gelten darf. Tie spanischen Applikationen (Aufnäh-
arbeiten) und italienischen Leinenstickereien sind in
hervorragend schönen Stücken vertreten, denen sich
deutsche Plattstich- und Goldstickereien, Nadelmalereien
sür Kirche und Haus würdig anreihen. An figürlichen
kleineren Stücken von kirchlichen Gewändern sind
die niederrheinischen und flandrischen Arbeiten an
erster Stelle zu nennen. Gewebte Borten der alten
Kölner Bortenwirker und auch spanische Borten
zeigen uns die große Fertigkeit, die aus den kleinen
Handstühlen zu erlangen war. Tie modernen Ar-
beiten geben eine gute Ergänzung in der Anlehnung
an die alten Stücke, denen sie mit feinem Verständnis
in Muster, Farbe, Material und Technik gefolgt sind.

— Paris. Tie Auktion der Sammlung Spitzer
hat in der ersten Woche etwas über drei Millionen
Francs erbracht.
 
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