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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Pecht, Friedrich: Die Jahres-Ausstellung 1893 der Künstlergenossenschaft zu München, [2]
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Die Ausstellung für Maltechnik im kgl. Glaspalast zu München
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0429

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Die Iahresausstellung ;8yz der Aünstlergenossenschaft zu München. — Die Ausstellung für Maltechnik.

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sinnige Malerei unsrer Herren Vettern über'm Kanal, unter denen übrigens die Fremden, wie Herkomer oder
Alma Tadema auch nachgerade eine immerhin bedeutende Rolle spielen. Hat der Erstere mit seiner bei den
Sezessionisten ausgestellten Landsberger Stadtratssitzung allerdings kein Meisterwerk geliefert, das an seine
Invaliden von Chelsea hinanreichte, so bringt doch der Holländer in seinem Porträt eines Herrn Waterloo
unleugbar gewiß nicht den charaktervollsten, aber doch den gewandtesten Kopf der Engländer. Überhaupt kenn-
zeichnet diese merkwürdige Mischung der Künstler nach und nach die halbe Welt. Wie die beiden eben Ge-
nannten Zierden der englischen Kunst sind, so findet man ja bei uns in München so viele Russen, Polen,
Ungarn, Skandinavier, daß sie, meist ganz münchenerisch gebildet, einen sehr achtbaren Bestandteil unsrer
Schule ausmachen, ganz wie die Spanier eine förmliche Kolonie im Rom bilden, weil sie dort sehr viel bessere Käufer
finden, als in Madrid. Da diese Einwanderer aber ihren individuellen oder nationalen Charakter doch ziemlich
bestimmt festzuhalten Pflegen, so fügt das der ganzen Schule unleugbar einen neuen Zug bei. Am auffallendsten
tritt das bei den Franzosen hervor, weil Paris bekanntlich jetzt voll fremder Künstler steckt, die sich des besseren
Marktes oder angenehmeren Aufenthaltes halber ganz dort niedergelassen haben, wie z. B. der Wiener Zettel
oder Munkacsy, der uns diesmal eine ganze Reihe seiner den verschiedensten Zeitperioden entstammenden Werke
gesandt hat. Daß dabei, wie schon erwähnt, die frühesten eigentlich die Besten sind, wie z. B. zwei Episoden
aus dem ungarischen Kriege von l848, oder das „Leihhaus", das muß unbestritten bleiben, eine so geniale
Natur wie er kommt eigentlich fertig auf die Welt. Paris, das seine schwarzblütige Wildheit zivilisierte, hat
ihn eben auch abgeschliffen, d. h. eines Teils seiner Eigenart beraubt. Die Franzosen selber stehen übrigens
in Bezug auf gründliche Schulung und technische Ausbildung immer noch obenan, obwohl sich unter den ohne-
hin nicht zahlreichen modern französischen Bildern kein einziges hervorragendes Talent zeigt. Um so glänzender
finden sie sich freilich unter einer Reihe von Bildern der einstigen Kolonie von Barbizon, wo z. B. der Kopf
eines Bauern von Millet absolut klassisch genannt werden kann. Ebenso landschaftliche Skizzen und Bilder
von Daubigny, Diaz, Corot und, wie erwähnt, am besten von Courbet. Diesen großen Toten hat
die jetzige Zeit offenbar wenig entgegenzusetzen. Daß Frankreich eben nach Solferino ganz anders dastand als
nach Sedan, das spiegelt sich auch in der Kunst wider, wie denn die glänzendste Periode der unsrigen auch
von 1866 bis 1880 fällt. Das „tin cks siscls" macht sich merkwürdigerweise bei allen Nationen mehr oder
weniger geltend. Immerhin sind wir Deutschen die einzigen, die noch wahrhaft religiöse Bilder und tief-
empfundene Schilderungen des Familien- und Kinderlebens haben; das mag uns Hoffnung für die Zukunft geben!

(Die Fortsetzung im nächsten Hefte.)

Die Aufstellung für Maltechnik.

im Kgl. Glasxalast;u München.

ie Ausstellung für Maltechnik, welche von der deut-
schen Gesellschaft für rationelles Malverfahren in
einigen Räumen des Glaspalastes veranstaltet wurde, ist
am 20. Juli eröffnet worden. Was auf dem Gebiete alter
wie neuer Technik von Interesse schien, ist, soweit es die
engbemessenen Räume gestatten, zur Anschauung gebracht;

von der Technik des alten Ägyptens bis in unsere an
technischen Verfahrungsarten überreiche Zeit sind Proben
zum Studium und zum Vergleich ausgestellt, so daß
Künstler und Laien Anregung in Hülle und Fülle finden
können. Mau mag über Kunst und Künstler denken,
wie man will, so wird abgesehen von geistigem Gehalt

Kapitalisten, von L. Grauer y Arrufi.

Iahresausstellung ^893 der Künstlergenofsenschaft zu München.
 
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