Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928
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über die Pietä und die Gefilde der Seligen. Übrigens wird
mancher auch von schon Gedrucktem Entlegeneres hier zuerst
kennen lernen, wie etwa den unerhört glänzenden Brief von
Alexander Decamps, wie denn der Wert des Buches über-
haupt gerade für die unzünftigen Freunde der Kunst noch
viel größer sein wird als für die sogenannten Fachleute und
überhaupt gar nicht so wesentlich in der Bereicherung an Ma-
terial liegt, sondern zu gutem Teile darin, daß dieses Buch
ganz darauf zugeschnitten ist, bei völliger Schonung bio-
graphisch-historischen Interesses ein zutreffendes Bild davon
zu geben, wie die Künstler der letzten fünfhundert Jahre
über Kunst dachten, und wie also überhaupt Künstler zur
Kunst stehen.
Denn in diesen Briefen werden wirklich alle Probleme
angerührt, die Anlaß zu Äußerungen von Künstlern über
Kunst sein können, und es wird wieder erstaunlich klar, wie
fest die innere Kontinuität, trotz allen Veränderungen im
Laufe der Jahrhunderte, im Grunde doch geblieben ist.
Diese kurze Anzeige kann nicht alle die verschlungenen
Fäden verfolgen, die sich durch das Buch ziehen. Wer sie
aufsuchen will, dem wird die kluge und feine Einleitung
von Uhde-Bernays der beste Führer sein. Nur auf ein Pro-
blem möchte ich wenigstens flüchtig deuten, auf das der Be-
ziehungen von Künstler und Publikum. Von Michelangelo,
der sich dagegen wehren muß, halb als Handwerker, halb
als Geschäftsmann behandelt zu werden, geht die Entwick-
lung zu Poussin, der den Sekretär des Intendanten, seinen
Gönner, schon ein wenig von oben herab belehren darf.
Und sie mündet in die (bisher jüngste) Form bei Greuze,
der sich, im Kampfe für seine Kunst, an die „öffentliche
Meinung" wenden muß, an das „Journal de Paris". Der
Gegner ist anonym geworden, und an die Stelle des Men-
schen, den man unmittelbar ansprechen konnte, ist das Un-
greifbare getreten, das Gebilde mit den tausend Köpfem
das Neutrum: Publikum.
H. Friedeberger.
HANS VON MAREES, LÖWEN JAGD
BERLINER ^KUNSTHANDEL
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mancher auch von schon Gedrucktem Entlegeneres hier zuerst
kennen lernen, wie etwa den unerhört glänzenden Brief von
Alexander Decamps, wie denn der Wert des Buches über-
haupt gerade für die unzünftigen Freunde der Kunst noch
viel größer sein wird als für die sogenannten Fachleute und
überhaupt gar nicht so wesentlich in der Bereicherung an Ma-
terial liegt, sondern zu gutem Teile darin, daß dieses Buch
ganz darauf zugeschnitten ist, bei völliger Schonung bio-
graphisch-historischen Interesses ein zutreffendes Bild davon
zu geben, wie die Künstler der letzten fünfhundert Jahre
über Kunst dachten, und wie also überhaupt Künstler zur
Kunst stehen.
Denn in diesen Briefen werden wirklich alle Probleme
angerührt, die Anlaß zu Äußerungen von Künstlern über
Kunst sein können, und es wird wieder erstaunlich klar, wie
fest die innere Kontinuität, trotz allen Veränderungen im
Laufe der Jahrhunderte, im Grunde doch geblieben ist.
Diese kurze Anzeige kann nicht alle die verschlungenen
Fäden verfolgen, die sich durch das Buch ziehen. Wer sie
aufsuchen will, dem wird die kluge und feine Einleitung
von Uhde-Bernays der beste Führer sein. Nur auf ein Pro-
blem möchte ich wenigstens flüchtig deuten, auf das der Be-
ziehungen von Künstler und Publikum. Von Michelangelo,
der sich dagegen wehren muß, halb als Handwerker, halb
als Geschäftsmann behandelt zu werden, geht die Entwick-
lung zu Poussin, der den Sekretär des Intendanten, seinen
Gönner, schon ein wenig von oben herab belehren darf.
Und sie mündet in die (bisher jüngste) Form bei Greuze,
der sich, im Kampfe für seine Kunst, an die „öffentliche
Meinung" wenden muß, an das „Journal de Paris". Der
Gegner ist anonym geworden, und an die Stelle des Men-
schen, den man unmittelbar ansprechen konnte, ist das Un-
greifbare getreten, das Gebilde mit den tausend Köpfem
das Neutrum: Publikum.
H. Friedeberger.
HANS VON MAREES, LÖWEN JAGD
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