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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 10
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Friedländer, Max J.: Über Fälschung alter Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0397

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UBER FÄLSCHUNG ALTER BILDER

VON

MAX J. FRIEDLÄNDER

Der Bestand an käuflichen Werken von den
alten Meistern wird mit jedem Jahre kleiner,
weil stetig ein Teil der auf dem Markt erscheinen-
den Stücke in öffentliche Sammlungen übergeht
und damit für immer dem Handel entzogen ist.
Deshalb wird die Jagd nach denjenigen Dingen,
die dem Zeitgeschmacke begehrenswert erscheinen,
hitziger, und die Preise werden emporgetrieben,
zumal da der Kreis der Liebhaber sich immer mehr
ausdehnt. Der Rückgang der Sammelpassion in den
alten Kulturländern, der hauptsächlich auf wirt-
schaftlicher Bedrängnis beruht, wird reichlich auf-
gewogen durch die steigende Teilnahme der Mu-
seen und Privatleute außerhalb Europas, im beson-
deren durch die Kauflust in den reichen Vereinigten
Staaten. Da die Nachfrage, wenigstens auf einigen
Gebieten, das Angebot übersteigt, wächst der Anreiz
zur Fälschung.

Die Herstellung scheinbar alter Meisterwerke
ist leichter und schwerer geworden. Die Aussicht,
erfolgreich zu fälschen, nämlich den Sammler zu

täuschen, ist insofern gestiegen, als kunsthistorische
Bildung weithin, auch in die Kreise der Fälscher,
gedrungen ist, das Verständnis für die Technik
und den Stil der alten Meister zugenommen hat.
Aus demselben Grund und etwa in demselben Grad
ist den Fälschern der Erfolg erschwert, da die
Detektive an mißtrauischem Scharfblick bei immer
mehr spezialisiertem Studium ebensoviel gewonnen
haben wie die Betrüger an Raffinement.

Wer einen „Memling" herstellen will, ohne
Memling zu sein, also ein Bild, das als „echt"
durchschlüpft, steht vor einer heikein Aufgabe.
Zunächst verfügt er nicht über die Pigmente und
Malmittel, die Memling verwendet hat, und das
technische Verfahren des alten Meisters ist ihm
verborgen. Er muß versuchen, mit seinen Mitteln
hervorzubringen, was Memling mit anderen Mitteln
erreicht hat. Sein Tun wird in noch höherem
Grad unnatürlich und verzweifelt, weil er nicht
nur wie Memling, sondern auch wie die Zeit zu
arbeiten hat. Die Farbschicht des alten Bildes hat

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