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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0073

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M 172.

lich. P«i'« inilllxic'rbalwngSblatt vl'kilcl.
jäbrlich 36 lr>.

Dienftag, 2Ä. Jnli



Telegramme.

Paris, 22. Jiili. Dcr „Moni'teur"
eiichält Fvlgendes: Lie Vorschlägr von
Frcmkreich in Beziig änf Spricn wur-
dcn von den Großniächten gut aufgenoni-
uien. England ist brreit, nu't Kriegs-
schi'ffen niitziiwirkeii, imd stiniint auch nüt
der Absendiing eincs Driippencorps nach'
Sprien iibercin,. das Frankrcich cntwedcr
ganz odcr zuui größcrrn Theile stellcn
wird. Oestcrreich nnd Nußland gcbcn
dieselbe Mciiiuiig knnd^ Hr. v. Schlcinitz
hollc noch dcn Defehl des Negcntcn cin.
Einc Coiiveiition wird den Charakter nnd
den Gegcnstand der Intervention bcstim-
nicn, die nnr noch von dcr Einwilligiing
der Pforte abhängt.

London, 20. Jiili'. Eine Dcpesche aus
Liverpool berichtct, das britische Dampf--
boot „Ellcn Vannia" nnd noch vicr andere
fremde Schifse scien von der neapolitaiiischcn
Nkgicruiig ^u't Dcschlag belcgt worden.

London, 20. Jiili. Die heiltigen hie-
sigcn Zeitiiiigeii cnthaltcn cin Telegrannn
aus Paris voni gcstrigrn Tage, wrlchcs
uieldcl, daß irn September eine Z ii sa m-
uicnkuiift des Kaiscrs vvn Nuß--
land mit dcm Prinz - Regentcn in
Warschan stattfiiiden werde.

Mlirseille, 20. Juli. Tic Bevölke-
rnng, besondcrs dcr Handelsstand nnd die
Nheder, begrnßen mit größter Spmpathie
das Vorhaben ciiicr Jn tc rv en t i on in
Spricn.

Neapel, 20.Iuli. Mcdici verlangte
Dcrftärkiiiigcii; Garibaldi ist am 18.
aus ciiicm cnglischcn Schiffe zu ihm ab-
geaongen.

Genua, l9. Iiili. Dcpeschen ans^
Neapcl vvm 17. d. meldcn, daß die
Entfcriiinig dcr kön. Garde aus Neapcl
und die Uebergabe dcs Dienstes ,'n dcn
Forts an dic Nationalgarde eiiien giiten
Cindruck gcmachl hätte. Es crsolgte eine!
großc Manifesiati'on, unter Nufcn: „Es I
lebe der Köni.g!" Am Abende war dic!
Stadt illuiniliirt; dcr Enthusiaümiis war i
aÜgrmcin. Tie Truppen leisietcn dcn Eid
auf die Verfaffung. Der König hielt eiue
Nede. Proclamativnen, welchc cr an das
Hccr und an das Volk erlicß, brachten
die bestcn Wirkungeir hervor. Das Ver-
trauen stellt sich wiedcr her. Das Ministe-
rinni dcs Könl'gs ist einig und durch die
öffentliche Meiiiung unterstützt.

D e sl t s ch l a n

Karlsrnhe, 2l.Zulft Durch allcrhöchsio Ordrc,
«I. <!. NippoldSau, 18. d. M., wird vcrschicdcucu
Augchörlgcn dcS großh. ArmcccorpS dic Dicnstaus-
zclchnuug vcrlichcn, darnnlcr dic 2. Classc für Ofsi-

Knrlsruhe, 20> Inli. Uebev den
den Ständcn znr Beraihung vorgelcgtrn
Gesctzesentwurf in Detrcff der bürger-
lichen Standesbramtnng in Ausiiahins-
fäücn ist pon dem Abg. H ä u sser Bericht
erstattet worden. Wir entnehmen selbem,
daß nach Ansicht der Couimission mit mchr
Zuvcrsicht eine Abhilfc dcr bcstehendcn
Mißvcrhältnisse zn erwgrten gewcsen,
wcnu die Dorlage der grvßh. Ncgieriing
die bürgcrliche Ehe, und zwar iu ihrer
bindendeu Form, in's Lebrn gcriifen hälte,
nnd sie hielt sich dcßhalb anch für ge-
driingen, ein Dvppcltes in dcm Berichle
ansziisprcchen: „daß eiliinal nach ihrer
Ansicht dcr Gang nnscrer Entwickelnng
linabwcisbar zu sener Iiistitiition führeii
wird, und dann, daß ste in dicsem Er-
gebniß wcder einen Nachtheil, noch cine
Gcfahr zn crblicken vermag." Dic Com-
niissivn glaubte jedoch in Nücksicht der im
gegcnwärli'gen Aiigenblick vorhandcnen
Gründe, uiid da dic großhcrz. Negiernng
durch eincn unlängbarcn Act von Nach-
giebigkeit suche, der Kirche versöhnend ent-
gcgcn zu konimcn, keiiicn der Regiernngs-
vorlage cntgegenstchcndeii Antrag stcllcn
zu sollen, sie hofft viclmehr, daß dieser
vcrsöhncnde Schritt die verdiente Würdi-
gung fiudcn werde, und trägt daruni dar-
aui an, daß die Kammer aus dic Bcrathiing
des Grsetzcseiitwiilses eingchc. In seiiieii
riiizrliicn Theilcii stellt die Coiumissioii bci
§ 1, welcher von der Verweigcriiiig oder.
Vci-zögerung dcs Aufgcbots zur Ehe von
dcm Pfarrer als Dcamten des bürger-
lichcn Staudes handclt, de,i Antrag, einc
Frifl von 14 Tagcn fcstznsetzeu, iiincrhalb
wclchcr das Einc odcr das Andcre besci-
tigt seiii inuß. Bei § 3 schlägt dic Com-
missivn vorsorglich folgende Fassung vor:
„Die Ncgi'erging ist ermächtigt, statt dcr
Pfarrer anderc bürgerliche Staiidesbeamtc
zu criiennen." Mit diesen Modificationcii
stellt die Evlnuiission den Antrag anf Zu-
stimmiiiig zu dcm vorlissgenden Gesctzes-
entwurf.

Karlsruhe, 20. Iuli. Dcr Com-
missionsbericht dcs Abg. Hildebrandt zn

dcm Gesetzentwnrfe über die rechtliche
Stellllng 'dcr Kirchen und kirchllchm
Vcreinc im Staatc bcantragt ii»r wein'gg
nud ni'cht tief eingrcifende Aendcriingeir
uiid sicht darin cin sprcchendes Zeichen
drr Uebcrrinstimmling der Kainmcr mitz
der vorgeschlageuen Ordiiuiig dcr kirch-
Ii'chcn Angelegenheiten. Die von einem
Mitglicde angeregte Frage, ob es nichL
zwrckmäßig sei, durch ' eiiie besondere
Schliißbestiinlnuiio. (>-die großh. Ncgierung
werde in Bezng auf die evang.-prötestan-
tische Ki'rchc Sorge tragen, dcn llcbcr-
gaug znr frcicn imd seibstständigen Ge-
staltnng l'hrcr Vcrfassung zu ordnen")
eiiien etwaigen Versnch abzuwehren, die
Fr-eiheit und Selbstständigkeit hier durch
bloße Lostrcnnnng des Obcrkirchenralhes
von dem Miiiistcrium des.Iiinern, wie
in Prcilßkn, ins Werk zn sctzcn, wurde
veriiciut. Dic Comniission ging von der
Ansicht aus, die Verfafsiiug dcr Kirche
sei überhaiipt nicht Gegcnstand des Gd-
setzes, und es genüge, dieß zn-bemerken,
lini den aiigedcutetcii Versuch abznwen-
den.

Aus denl Höhcpau, 18. Iuli. Die
gegen dcn Dekan iind Pfarrer Wald-
k i rchcr zn Blumcnfeld von dem Hrn. Erz-
bischof ausgesprochene Erconilnlliiicatioit
crregt ein uin so größeres' allgcmeines
Anfsehen, alü sic einen schon seit 36 Iahren
im Amte stchendcn 63jährigen Priester
trifft, dcr von seinen Collegen geschätzt
nnd von ihnen schon seit bald 20 Iahren
in den Knpitelsvorstand gewählt wnrde
nnd alS solcher dic Ordiiiari'atsbestätiglliig
erhalteu hat. Die demsclbcii zur Last ge-
Icgte Verschnldiiiig soll iii laiigem, hai't--
uäckigem Uiigehorsam gege» die Verfügun-
gen des Ordiuariats bestehen und deß-^
wegen wird die höchstc, die ganze Eristenz
eiiwS Pricsters gefährdcnde Kirchenstrafe
erkaimt! Nach dem Artikcl der Karlsr.
Zcitiliig aber faud das grvßh. Ml'nistcrinm
gegtii das Vcrfahren des erzbischösiichen
Ordiuariats crhebliche Anstände, die znr
nähern Erörteriing führen werden, und
söim't hofte» lassen, daß dicsem so schwer
gekräukteii Maune hinlängliche Geung-
thiiiiiig verschafft werde. (Vorerst blcibt
cr im vollen Genuffe der Eiiikünfte seiner
Pfründe.)

Berlin, 19. Iuli. Dic köiu'gl. Re-
gicriing zn Frankfurt a. d. O. hat an
die Superinttndcnten, Kreisschuliiispecto-
 
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