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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Lemling, Joseph: Einige alte Erfahrungen für künftige nöthige Fortschritte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0046

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Einige alte Erfahrungen für künftige nöthige Fortschritte.

Zum selben Zwecke verwendete ich schon frühzeitig und
immer mit Erfolg Brom an.
Dass dasselbe auch noch andere Wirkungen hat, als
Salpetersäure freizumachen, ergibt sich daraus, dass das höchst
unangenehm riechende Brom im Collodion sich bald in eine
ätherische, angenehm riechende Verbindung verwandelt, welche
auch andere Wirkungen erzeugt, als freie Salpetersäure, wie
ich so oft beobachtet habe.
Ein äusserst schwacher Zusatz von Brom zu einem ge-
ringen Quantum eines neuen schieiernden Collodions gesetzt,
das bald verbraucht wird, vermehrt die Empfindlichkeit für
vollkommene Zeichnung der Einzelnheiten in den dunkelsten
und lichtesten Stellen der Negative.
Nur ein „Zuviel“ bewirkt auch das Gegentheil.
Es ist unmöglich, eine feste Vorschrift für die sehr ver-
schiedenen käuflichen Collodien zu geben; ich selbst verlasse
mich hier, wie überhaupt nur auf genaue Proben mit einem
kleinen Quantum, beobachte die Wirkungen und notire die
gemachten Erfahrungen oder behalte sie im Gedächtnisse.
Zu dergleichen Versuchen benutze ich schmale, etwa
2 bis 3 Zoll breite Glasstreifen, welche ich mit der Collodion-
probe überziehe.
Die Cassetten, welche ich mir einrichtete, machen diese
Arbeiten leicht und bequem.
Zu etwa 30 g Collodion setze ich aus einem kleinen
Tropffläschchen erst nur 1 Tropfen Bromwasser.
Das Brom wird unter Wasser aufbewahrt, ist schwerer
als Wasser und sinkt in demselben zu Boden. Das über dem-
selben stehende Wasser nimmt nach älteren Erfahrungen circa
den 30., nach anderen Angaben den 34. Theil Brom auf.
Die 30 g Collodion enthalten folglich den 30. oder 34. Theil
eines Tropfen puren Broms.
Je nachdem das Collodion beschaffen ist, sind 2 Tropfen
Bromwasser von noch besserer Wirkung.
Ein „Mehr“ davon hat zuweilen die Verminderung der
Empfindlichkeit zur Folge, wie ich durch zahlreiche Proben
und Vergleiche bei meinen Arbeiten so oft beobachten konnte,
daher nehme ich in der Regel zur ersten Probe nur einen
Tropfen Bromwasser, dann mehr und vergleiche die Wirkungen
nach der Bildentwicklung.
In den Gelatine-Emulsionsproben und beim Entwickeln
daraus gefertigter Negative hat das mit Alkohol verdünnte
Bromwasser sich mir als ein radicales Mittel gegen Schleier-
bildung bewährt.
 
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