Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (3.1889)

Die Neutralisat. d. Ammoniaks in gereifter Bromsilber-Emulsion.

2 Gewichtstheile nöthig sind, um 1 Gewichtheil Ammoniak von
25 Proc. = 0,91 Vol.-Gew. zu neutralisiren.
Practisch verfährt man wie folgt:
Chemisch reine eoneentrirte Schwefelsäure bringt man
genau nach oben citirter Tabelle auf 95 Proc. Nun wiegt
man sich in einer geräumigen gut gekühlten Flasche mit
■Glasstöpsel auf jedes Liter Rauminhalt 676 (= 4 X 169) g
Wasser ab und in einer anderen Flasche 412 (= 4 X 103) g
Schwefelsäure von 95 Proc. Man giesst nun sehr vorsichtig
etwa den vierten Theil der Schwefelsäure zu dem in der grossen
Flasche abgewogenen Wasser, indem man fortwährend um-
schwenkt; nachdem man etwas hat abkühlen lassen, bringt
man das zweite Viertel Schwefelsäure hinein wie oben und lässt
wieder abkühlen und sofort, bis Alles gemischt ist. Wenn
man ein Zerspringen der Flasche, wegen zu starker Erhitzung
des Gemisches, nicht zu fürchten braucht, kann man auch
•ohne grössere Zwischenpausen die Schwefelsäure vorsichtig
unter fortwährendem Umschwenken in das Wasser giessen;
nie aber umgekehrt, sonst ist explosionsartiges Aufkochen zu
befürchten. Diese verdünnte Säure, welche ein Vol.-Gew. von
1,26 hat, kann man sich in grösserer Menge vorräthig halten.
Beim Gebrauche wird ein vorher abgewogenes Quantum
in kleineren Portionen unter fortwährendem Umschwenken und
Schütteln der gereiften Emulsion zugesetzt. Es ist nun aber
klar, dass beim Mischen der Emulsion und Oeffnen der Flaschen
oder Kolben, besonders bei höherer Temperatur immer etwas
Ammoniak verdunstet, während dies bei der abgestimmten
Schwefelsäure nicht der Fall ist; wollte man darauf keine
Rücksicht nehmen, so würde durch Zusatz der doppelten
Gewichtsmenge vom verbrauchten Ammoniak unbedingt eine
Ueberneutralisation erfolgen und die Emulsion sauer werden.
Dies ist aber, wie oben schon erwähnt, unbedingt zu vermeiden.
Es ist deshalb nöthig V20 Schwefelsäure weniger zu nehmen
oder die abgestimmte Säure gleich noch mit der ganzen
Gewichtsmenge Wasser zu verdünnen und dann zum Gebrauch
die doppelte Gewichtsmenge vom Ammoniak zu verwenden.
Ich nehme hierbei an, dass die Digestion der Bromsilber-
Emulsion in verschlossenen Gefässen erfolgt; in diesem Falle
wird bei Beobachtung eben erwähnter Vorsichtsmassregel nie
eine Ansäuerung der Emulsion vorkommen, sondern immer noch
eine genügende Menge Ammoniak darin Zurückbleiben, welche
aber so gering ist, dass zwischen dem Erstarren der Emulsion
und Waschen der Nudeln 24 bis 48 Stunden vergehen dürften,
ohne dass eine wesentliche Veränderung oder gar ein Schleiern