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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Spitaler, Rudolf: Vorschlag zum Photographiren des Zodiakallichtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0174

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Vorschlag zum Photographiren des Zodiakallichtes.

Das Zodiakal- oder Thierkreislieht erscheint in unseren
Gegenden als eine der Milchstrasse ähnliche Lichtpyramide,
die an klaren, mondlosen oder vom Mond nur wenig erhellten
Winter- oder Frühlingsabenden nach der Dämmerung am
Abendhimmel, im Sommer und Herbst hingegen vor Tages-
anbruch am Morgenhimmel schief über den Horizont, ungefähr
an der Stelle, wo die Sonne auf- oder untergeht, aufsteigt und
mit der Spitze zuweilen bis ober unserem Scheitel zwischen
den Sternen verfolgt werden kann. Es scheint sich von der
Sonne aus nach beiden Seiten hin, nahezu in der Ebene der
Sonnenbahn (Ekliptik) zu erstrecken, weshalb es auch bei uns
im Sommer und Winter nicht so gut als im Frühling und
Herbst gesehen werden kann, weil da die Ekliptik dem Hori-
zonte zu nahe liegt und sich daher das matte Licht in den
Dünsten des Horizontes verliert oder die lange Dämmerung
der Erscheinung Abbruch thut.
In der Nähe des Aequators, wo die Ekliptik stets erheblich
gegen den Horizont geneigt ist, kann das Zodiakallicht das
ganze Jahr hindurch fast gleich gut gesehen werden und ist
eine prachtvolle, auffallende Erscheinung, dessen Helligkeit
sich mit den hellsten und glänzendsten Partien der Milch-
strasse messen kann. Dies ist aber nur der auffallendste
Theil des Lichtphänomens. Unter günstigen Umständen
bemerkt man noch gerade der Sonne gegenüber einen anderen
Lichtschimmer, der jedoch viel blasser und an Ausdehnung
bedeutend kleiner ist als der erstgenannte; es ist dies der
Gegenschein. Ein scharfes Auge bemerkt sogar noch eine
sehr schwachleuchtende Lichtbrücke, welche in der Richtung
der Ekliptik den Haupttheil des Zodiakallichtes mit dem
Gegenschein verbindet. Es bildet somit das Zodiakallicht in
seiner ganzen Erscheinung förmlich einen Ring mit zwei
Maxima und zwei Minima von Lichtintensität, der die Erde
zu umschweben scheint. Es wird in Folge dessen auch das
Zodiakallicht für einen Nebelring gehalten, der innerhalb der
Mondbahn die Erde umgibt. Andere wiederum halten es für
eine weit ausgedehnte, stark abgeplattete Sonnenatmosphäre,
wieder andere erklären es als eine rein terrestrische Er-
scheinung, ähnlich dem Nordlichte, ohne dass eine Hypothese
über die andere einen Vorzug beanspruchen könnte, bis wir
nicht zahlreichere und genauere Daten über seine Lage,
Gestalt, Helligkeit u. s. w. gesammelt haben.
Sowie die Photographie überhaupt in der Astronomie
sehr nutzbringend zu werden beginnt, so kann sie möglicher-
weise auch zur Erforschung dieses Phänomens von grosser
 
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