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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Vogel, Hermann Wilhelm: Ueber Orthochromasie
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0190

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Ueber Orthochromasie.

Ein Name soll das Wesen der Sache möglichst deutlich
bezeichnen. In den wenigsten Fällen geschieht dasselbe durch
■das Fremdwort besser als durch die Muttersprache; unver-
ständlich bleibt es Millionen, die es nicht zu übersetzen ver-
mögen und sich allerlei mystische Vorstellungen von der Sache
machen. Das Wort Goethe’s:
„Denn eben, wo Begriffe fehlen,
Da stellt das Wort zu rechter Zeit sich ein.“
gilt für Fremdwörter in erster Linie.
Isochromatisch heisst gleichfarbig, orthochro-
matisch rechtfarbig. Nun sind aber unsere isochromatischen
Platten zwar farbig oder gefärbt und zwar gleichmässig gefärbt,
aber das hat man durch die beiden Fremdwörter nicht aus-
drücken wollen. Man versteht unter isochromatischen oder
orthochromatischen Platten farbenempfindliche Platten und
zwar hat man hierbei in erster Linie die warmen Farben:
Gelb, Orange, Roth, ferner Grün im Sinne. Das deutsche
Wortfarbenempfindlich erschöpft den Begriff noch nicht, aber
■es drückt das Wesen der Sache bedeutend besser aus als die
grichischen Worte.
Nun sind aber die farbenempfindlichen Platten unter sieh
verschieden. Manche sind r o t h empfindlich (Cyaninplatten),
andere g e 1 b empfindlich (Chinolinrothplatten), andere wieder
grüngelb empfindlich (Eosinplatten), andere grüngelb-
und rothempfindlich (Azalinplatten).
Diese Ausdrücke (rothempfindlich, gelbempfindlich etc.)
-umschreiben nun die Eigenschaften der betreffenden Platten
in noch schärferer Weise als der Ausdruck „farbenempfindlich“
und würden dann die gewöhnlichen Gelatineplatten als blau-
empfindlich bezeichnet werden können.
Die Vorsilben „iso“ und „ortho“ passen aber auf keine
•einzige farbenempfindliche Platte, denn keine derselben ist für
alle Farben gleich empfindlich; (und gäbe es eine solche
Platte, so würde sie für die Praxis werthlos sein) ferner ist
aber auch keine der Platten „recht“ oder „richtig“ farben-
empfindlich.
Es lässt sich darüber streiten, was man unter recht oder
richtig versteht. Das Ideal einer richtig farbenempfindlichen
Platte würde wohl diejenige sein, auf welche alle Farben
nach Massgabe ihrer Helligkeit wirkten. Dieses Ideal ist aber
noch nicht erreicht, auch mit dem neuen Albertkollodium nicht.
In der, in meiner „Photographie farbiger Gegenstände“
angegebenen Farbentafel ordnen sich neun Farben der Hellig-
keit nach wie folgt:
 
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