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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Steinhauser, Anton: Stereoscopisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0315

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Stereoscopisches.

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übereinstimmen, und aus der Kastenhöhe sowie der deutlichen
Sehweite des Beschauers ergibt sich die Brennweite der Linsen
oder Linsenstüke des Stereoscopes. Nach den verschiedenen
Versuchen Stroh’s mit Objectiven von 21/2 bis 10 Zoll Brenn-
weite, haben sich jene als am geeignetsten erwiesen, deren
(äquivalente) Brennweite 5 Zoll (englisch) betrug. Als besten
Abstand der parallelen Axen der Objeetivlinsen gibt Stroh
mit 23/4 Zoll an. Beide Zahlen können bei mässiger Ueber-
treibung der Perspective (Verstärkung des Reliefs) in 4 bezüg-
lich 3 Zoll übergehen.
Ich habe im 1. Jahrgang dieses Jahrbuches sich auf die
Theorie des Stereoscopes stützende, also motivirte Vorschläge
gemacht, welche mit den aus der Praxis hervorgegangenen
Zahlen Stroh’s annähernd übereinstimmen. Ich schlug näm-
lich vor: als Brennweite der Objeetivlinsen 15 em, das sind 5,9 Zoll
englisch und als Entfernung der parallelen Axen dieser Linsen
und zwar mit Rücksicht auf die bekannte Wirkung der Linsen-
stücke im Prismen-Stereoscope, welche verschiebend auf die
Bilder wirken, 8 em, was 3,1 Zoll englisch entspricht.
Zum Schlüsse möchte ich mir erlauben, auf die Frage
näher einzugehen, warum noch immer das Stereoscop nicht
jene Verbreitung gefunden hat, die es verdient.
Ich glaube diesfalls kaum, dass eine gesteigerte Production
von Stereoscopbildern allein im Stande wäre, die wohlver-
diente Verbreitung des Stereoscopes zu bewirken, da ja die
bereits vorhandenen zum Theil vorzüglichen Stereoscopbilder
nicht den gewünschten Absatz finden. Der Grund des Uebels
dürfte meiner Meinung nach wohl zum grösseren Theile in
dem Umstande liegen, dass zumeist weder die Stereoscopbilder
und das benutzte Stereoscop — noch das Stereoscop und die
Augen des jeweiligen Beschauers zusammenpassen.
Abgesehen von dem Mangel an Naturtreue im plastischen
Bilde, welcher nothwendig eintritt, wenn das Stereoscop nicht
zu den Bildern passt, sowie zu den Augen des Beschauers,
werden in diesem Falle bei der Besichtigung der Bilder im
Stereoscope den Augen oft Stellungen aufgedrängt, welchen zu
entsprechen dieselben nur mit Wiederstreben und Anstrengung
vermögen.
Die Folge hiervon sind nun häufig: das Unvermögen, die
Doppelbilder zu vereinigen, sowie Schmerzen in den Augen
und dem Kopfe.
Dass sich unter solchen Verhältnissen eine an und für
sich gute Sache nicht recht einzubürgern vermag, darf sonach
nicht Wunder nehmen.
 
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