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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Donner von Richter, Otto: Die Befehdung der k. Akademie der Künste und der Aquarellisten in London im Sommer 1886
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0087

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Von Otto Donner-v. Richter

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ist die charaktervvlle Durchführung der nach der Natur
studierten Köpse, edensv liebevvll sind die Häude durch-
gebildet und die Totalwirkuug ist von einer solchen Kraft
und Körperlichkeit, daß man die Leistuugsfähigkeit der
Aquarellfarbe in tüchtiger Künstlerhand gar nicht genug
bewundern kaniu Weatherhead durchaus ebenbürtig in
inalerischer Durchbildung und Erfindungsgabe erscheint der
gleichfalls von dem Publikum hochgeschätzte Walter
Langley in eiuer Szene, welche in einem Fischerdorfe
spielt. Offenbar erwartet man daselbst die Rückkehr der
kleinen Fischerflotille; ein junger Bursche, auf seinem um-
gekehrteu Korbe sitzeud, nutzt die Zeit des Wartens, um
ein Netz zu ordnen; harrend stehen einige Mädchen mit
großen leercn Körben auf dem Rücken, vor der, an einer
Mauerbrüstung hinziehenden Bank, auf welcher eine junge
Frau mit einer alten des heimkehrendeu Gatten zu harren
scheint, wührend ein alter Seemaun auf der Bank kniend
und auf die Mauerbrüstung gelehnt, niit dem Fernrohr
nach deu erwarteten Booten späht. Auch andere noch
lugen über die Brüstung hinaus ius weite. Durch die
vorzüglichste Beobachtung und Geltendmachuug der Luft-
lichter ist bei der grauen, schattenlosen Beleuchtung doch
eine ganz eniinente Runduug der Figuren und eine gauz
ausnehmend wahre Wirkuug erreicht, wie sie dem Ölbilde
uur schwer geliugen kann.
Andererseits entzückt F. G. Cotm a n durch eiu gauz
ausgezeichnet wirkungsvolles Hellduukel mit sauftester
Eusenible-Wirkung bei großartig breiter Behaudlung in
einem Bilde, welches zwei hübsche junge Frauen darstellt,
die iu einem spärlich beleuchteten Naume Wolle ab-
haspelu, wobei ein vorwitziges Kiudlein seine Händcheu in deni
Faden verwickelt uud dadurch die Heiterkeit der Mutter erregt.
Freundlich, hell uud luftig gehalteu ist dagegen ein
Gemälde, welches uns Heumäherinnen am Flußstrande
zeigt, von E. Cox, und ebenso zwei Kornmäher von
G. Clausen, dessen bewußt uaturalistische Darstellungs-
weise stets das Geprüge einer gewisseu Großartigkeit trügt,
wie dieselbe seinem Vorbilde, dem Franzosen Millet, eigen
war. Weniger durch Vorzüge malerischer Ausführung,
als durch lebendige, kecke Zeichnung und gute Charakterisie-
rung zeichnet sich ein Werk vvn Frauk Dadd, „Kanonen-
futter" betitelt, aus, welches uns in das Werbelokal karteu-
spielender Offiziere einführt, worin sich gerade ver-
schiedene Kandidaten für obige Speise präsentieren.
Jn der Landschaft begegnen wir sehr schönen Arbei-
ten vonKeeley Halswelle, I. M. Whirtes, John-
son, W. Simpsou uud mancheu andern, welche alle
ihr Material, die Wasserfarben, in vorzüglicher Weise zu
handhaben verstehen. Es kaun andererseits nicht verwun-
dern, weun unter 1066 Nummern sich vieles befindet,
was nicht besouders anziehend ist; aber mit Necht hat
sich diese Ausstellung das günstigste kkrteil erworben, daß
sie eine besonders reiche an schönen Werken sei, eiu kkrteil,
welches seine praktische Bestätigung in deni kkmstande
findet, daß schon zwei Monate vor Schluß der Ausstellung
der dritte Teil aller Gemälde verkauft gewesen ist. Die
Aqnarellisten sind also aus der ernsten Befehdung dieses
Sommers nicht nur ohne materiellen Schaden hervorge-
gangen, sondern ihre Kunst wird den Vorteil einer sichcren
Gruudlage als seither durch wissenschaftliche Begründung
ihrer Technik davontragen.


Drr rrstr Flug. von A. Bruce Ioy


 
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