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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Aphorismen
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persoiial- u. Atclier-Nachrichtcii — Denkmäler :c.

kgl. Schlosse zn DreSden vervielsältigt wvrden und auch Biirkners
prüchtigeS Originalwerk, die Bilder ans dein Kinderleben, die in
ihrer feinen Naturbeobachtung und geiniitsinnigen Anffasi'uug an
Ludwig Richter heranreichen. Ein weiteres prächtiges Denkinal
Dresdener Kunst ist der Jugendkalender, den Bnrkner iin Verein
init dein Dichter Robert Neinicke, später mit Ludwig Bechstein
in dcn Jahrcn 1847—59 heransgab. Leider ist von diesem Werke,
welches mit einer Fiille der reizendsten Holzschnitte geschiniickt ist,
kcin volles Stiick inehr auszutreiben. Gegenwärtig arbeitet der
noch riistig schaffende Meister an einem Stiche nach Vautiers Tanz-
panse in der Dresdener kgl. Gemäldegalerie. — Die F-estrede an
gedachtem dlbende hielt der Dresdener Knnsthistoriker und Kritiker
vr. Paul Schninann. Der zweite Teil des höchst gelungcncn
Festes bestand in der Vorfiihrung eines urkomischen Mnsenms
der Holzschneidekunst durch Bildhaner Möller und Maler Frip.
Ersterer, der die Jdee znin Ganzen angeregt hatte, trat als
Museuinsdirektor auf, während lebterer als Museumsdiener in
Abwescnhcit seines Herrn die heitersten Aufschlnsse iiber die ix-
plvgraphische (!) Ausstellung seines Herrn gab. Diese enthielt
die wunderbarsten Diuge, als einen Buxbauinstamm, den llrsprung
allcr Holzschneidekunst, Kenle nnd Schlegel, Säge, Bock und
Hainmer, ein Brett, in dein der Holzwurm, der Vorfahre der
Hvlzschneider, gewiitet hatte und vielc anderr spaßhafte Gegen-
stünde. Zuin Schlusse mnrde auf der Bühne eine leibhaftige
Dnlckmaschine (von der Firma Wilhelm Hosfmann, Dresden) in
Gang gesestt, welche Holzschnitte mit dem wohlgelungenen Bilde
dcs Jnbilars lieferte. Die Vorfiihruug des Museums und lehlcres
selbst wirkte derart, dast die Festversanimlung in die heiterste
Stimmung versetzt wnrde und zuweilen in ininntenlanges unaus-
löschliches Gelächter ausbrach. Von den musikalischen Geniissen,
die iiberdies geboten wurden, envähnen wir noch emen originellen,
Holzschneiderinarsch, den Herr Bildhaner Möller komponiert hattc.
Das Fest, welches von den genannten beiden Herren und dem
Bildhauer Paul in so gelungener Weise vorbereitet worden war,
vereinigte iiber 100 Kunstgcnosseil bis spüt nach Mittcrnacht.
v,n Professor Or. Theodor Schreiber, welcher im
Svmmer d. Js. eine Studicnreise nach Jtalien resp. Noin behufs
eingehender archäologischer Studien und eigener photographischcr
Aufnahme besonders lvichtiger Stücke nnternoinmen hatte, ist
zum Direktor des städtischen Mnseums iu Leipzig berufen wordcn
nnd hat sein Amt am 1. Oktober übernoimnen.
P1 Am 19. vor. Mts. erlag Frau Professor Vautier im
Hotel du Rord zu Berlin einem plötzlichen Tvde. Dieselbe war
crst wenige Tage zuvor mit ihrem Gatten znm Besuch der Jubi-
läuinsausstellung in Berlin eingetroffcn.
U Berlin. Das Stipendinm der von dem Kausmann
F-erdinaud Reichenheim zum Andenken an seinen verstorbenen
Sohn, den Maler Ernst Neichenheim, begründeten Stistung für
junge Maler der hiesigen Hochschule für die bildenden Künste im
Betrnge von 600 Mnrk erhielt sür daS Jahr 1. Oktober 1886/87
der Maler Lndwig Dettma nn ansAdelbpe bei Flcnsburg.
A München. Zu Ehrenmitgliedern der kgl. Akademie
wnrden ernannt und vom Prinzregenten bestütigt: Ilnton von
W e rner, Direktor der Kunstakademie, F. Geselschap, Historien-
maler, Panl Otto, Bildhauer, sämtlich in Berlin nnd Emil
Wauters, Historienmaler in Brüssel, sowie die hiesigen Maler
Äarl Heffner, August Holmberg, Albert Keller, Wilhelm
Leibl, Claus Meher, Josef Wenglein nnd Ernst Zimmer-
m an n.
Berlin. Der Bildhauer Panl Otto ist von Rom
uach Berlin übergcsiedelt. Seine Hanptlhätigkeit wird zunächst durch
die Ausführung des Berliner Luther-Denkmals in Anspruch
genommcn.
-t Einer der bekanutesten Wiener Kunstindustriellen, Karl
Giani Vater, hat sein berühmtes Stickcreigeschäft dem Vernehmen
nach jetzt nach Berlin verlegt und das Wiener Etablissement
seineni Sohn überlassen. Ties ist jedenfalls ein neuer Beweis,
welche Aiiziehungskraft die Reichshauptstadt mehr und mehr aus-
übt, dcnn Gianis Ilrbeiten sind nach jeder Richtung hin aus-
gczeichnele nnd haben sich auf allen europüischen Ausstellungen Prcise
crrungen.
Denkmälrr
vm Jn der kgl. Knustakademie zu Berlin warcn die für
das Denkmal des Prinzen Friedrich Karl von Prenffen,
melches anf dem WilhelmSplatz zu F-ranksurt a/M. errichtet werden
soll, eingegangenen Konkurrenzentwürfe ansgestellt. Die meisten
Sympathien erweckte davon der mit dem Worte „Metz" bezeichnete,

welcher auch nach dem llrteile derer, die der Person des fürst-
lichen Hnsarengenerals, deS „roten Prinzen", näher gestanden
haben, Haltung und Wescn des Dargestellten am charakteristischstcn
wiedergibt. Neben diesem wären unter nianchen verdienstvvllen
Ilrbeiten in erster Linie noch zwei mit 1864—66—70/71 und
dem Spruch „Jch wag's, Gott walt's" gekennzeichnete Ent-
würfe hervorzuheben. Ein richtiger Eindruck war hier leider vvn
allen nicht zn erhalten, da man sie — bis auf eines — in einer
Schnur die Wand entlang gestellt hatle, während das Denkmal
doch freistehend inmitten eiues weiten Platzes gedacht ist. Iln
Kosten sind fnr dasselbe 27,000 Mk. bestimmt, doch ist in diese
Summe der Wert des Guffmetalls nicht niiteinbegriffen, welchcs
Seine Majestät der Kaiser dazu als persönliche Beisteuer aus
privaten Mitteln liefert.
O. 1Z. Ilm 17. v. M. wurde sast zu derselben Zeit wie
in Dijon die Statne des Bildhaners Francvis Nnde, hier
auf der Place Ventimille die des Komponisten der Oümnaiic»!
cke llausi, Hector Berlioz unter strömendem Regen geweiht.
Beide Künstler, der geniale Schöpfer des „Depart" am Pariser
Triumphbogen, wie der berühmte Meister der romantischen Schule
sind in ihrem Leben nicht uach Verdienst gewürdigt. Beide waren
gewaltige Naturen, ausgestattet mit einer ilberfülle schöpserischer
Kraft, Feind allem Vulgären, beide nach den höchsten Zielen der
Knnst greifend. Der Bildhauer Alfred Lenoir, welcherBerlioz
freilich nicht gekannt, hat sein Standbild nach mehreren Photo-
graphien von Petit und cinein Bilde von Conrbet fertigen müssen,
doch soll daSselbe nach dem Ilrteile aller Freunde des Mcisters
anfferordentlich ähnlich ansgefallen sein. Der Künstler hat nns
Hektor Berlioz unter dem doppelten Gesichtspunlt des Komponisten
und Lrchesterdirigenten darstellen tvollen. Die Stirn in die Hand
gestützt, den Ellbogen aus einem Pulte ruhend, erscheiut uns in
dem Standbild Berlioz gleichzeitig als der Künstler, der konzipiert,
der die 3)-mpbonie santastigue geschaffen, und der Orchesterchef,
der in dem Saal der Jndiistrie-Ausstellung ein Konzert von
1100 Mitwirkenden dirigierte. Das Piedestal, auf welchem die
Bronze-Statue steht, ist 2 Mcter hoch und trägt in der Frvnt
den Namen, die Bezeichnung des Geburts- und Todesortes, wie
des Geburts- und TodeStages; „aus der anderen Seite sind die
Titel seiner Werke bezeichnet. Über die Statue Nudes habe ich
an einer anderen Stelle herichtet.
L. O. Stuttgart. Aus dem mageren Stuttgarter
Kunstleben ist selten etwas Bedeutsames zu berichteu. Um so
erfrculicher ist sür die einheimischen Kunstsreunde die Nachricht,
daff eine glückliche Jdee nnseres Königs die Stadt in den nächsteu
Jahren um ein Denkmal groffen Stils, woran sie nicht eben
llbersluff hat, bereichern wird. Ilm 24. Jnni 1889 feiert König
Karl sein 25jähriges Jubiläum und er ivill die Feier dicses Tages
unter anderem damit begehen, daff an demselben ein Denkmal
seines Ahnherrn, des Herzogs Christoph von Württemberg ent-
hüllt werden soll. Der König trägt die Kosten für dieses Deiikmal
ganz aus seiner Privatkasse und er hat mit der Aussührung des-
selben den Bildhauer Panl Mülle r betraut, einen Sohn Stutt-
garts, von dem auch die bekannte kolossale Marmorgruppe in
den kgl. Anlagen, „Graf Eberhard im Schoff des Hirten", stammt.
Das Christophdeiikmal ist von seinem Stifter in Bronze gedacht,
es wird seine Stelle in der Umgebnng des von Christoph erbauten
„alten Schlosses", des architektonischen Juwels der schwäbischen
stiesidenz, erhalten. Damit ist auch der Stil des Denkmals scho»
gegeben: Die Renaissance. Nach den Jntentionen des Königs
i'oll Herzog Christoph in stchender Haltung, in voller männlicher
Kraft dargestellt werden; an Porträts dieses Fürsten ist kein
Mangel. Der Sockel soll vier Reliefs aus dem reichbewegten
Leben des Prinzen erhalten und zwar 1) Die Flucht Christophs
mit seinem Hvfmeister Tiff'crnus 1532 aus der Gewalt Kaiser
Karls V., der ihu in ein spanisches Kloster stecken wollte (die
Geschichte dieser Flncht ist bekannt, es knüpft sich daran der auch
sonst wiederkehrende Zug mit den verkehrt beschlagenen Pserden);
2) das Turnier Christophs in Paris (1537); 3) den Einzug
Christophs und seiner Gemahlin Anna Maria von Brandenburg
in Mömpelgard (1542) und 4) d!e Wahl Christophs zum Obersten
deS Schwäbischen Kreises. — Dem Künstler, der mit dieser schönen
Ausgabe betraut ivurde, darf man herzlich Glück wünschen; Paul
Nlüller gehört zu den meuigen, die in dem stagnierenden Kunst-
lcben Stuttgarts die Freude nnd den Mut zn groffen Ausgaben
mcht verloren haben; er arbeitete in jüngster Zeit an den Ent-
würfen zu zwei Kolossalgruppeu homerischer Helden und unter-
nahm es, den bekannten homerischen Schild Plastisch nachzubilden,
eine Arbeit, deren Wachsskizze er im verflossenen Frühjahr in
 
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