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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Franz von Lenbach: zu seinem 50. Geburtstage am 13. Dezember 1886
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0115

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82

Franz von Tenback

sehr schön, der zweite vom einnehmendsten Wesen, beide Lieblinge der Frauen außer ihrem hohen künstlerischen
Verdienst, während Lenbach alles lediglich seinen Werken und der Gunst der Männer, nicht der Frauen, ver-
dankt. Oder vielmehr seiner Tapferkeit, die alles eroberte und erzwang, was ihm das Geschick versagen zu
wollen schien.
Merkwürdig ist es immerhin, daß diese drei Männer Deutsche waren, und daß keine andere Nation
in unserer Zeit dergleichen Günstlinge des Glücks hervorbrachte, denn auch Mengs, der im vorigen Jahrhundert
eine ähnlich glänzende Lauf-
bahn durchmaß, war ja ein
Deutscher. — Aber während
er sich italienisieren und
Winterhaltersich französieren
mußte, erst des Pariser
Cachets bedurfte, um an den
deutschen Höfen beachtet zu
werden, fand Lenbach es
nicht einmal der Mühe wert,
eine fremde Sprache zu
lernen; er ist ein Altbayer
geblieben bis heute. Ja
gerade dadurch fesselte er
die Menschen, daß er sein
eigenes Wesen trotzig allem
fremden entgegensetzte und
anfrecht erhielt. Denn die
Welt erträgt bekanntlich weit
lieber das Unbequeme als
das Unbedeutende; sie räumt
der Tapferkeit willig ein,
was sie höfischer Geschmei-
digkeit oft höhnisch versagt.
Lenbach ist daher den Frem-
den gegenüber ein echter Ver-
treter des neuen deutschen
Reiches geworden, das auch
nicht erst fragte, ob man ihm
einen Platz in Europa ver-
gönnen wollte, soudern sich
ihn kurzweg nahm und es
den andercn überließ, mit
wieviel Grazie sie sich dieser
Thatsache anbequemen moch-
ten. — Natürlich wird das
jeder schön bleiben lassen
müssen, dessen Ellbogen nicht
stark genug sind zu solchem
Verfahren, und ohne jenen
Hintergrund hätten vielleicht
selbst die Lenbachs nicht
ausgereicht. Dieser Em-
Pfehlungsbrief: dcn Schutz
des mächtigsten Reiches zu genießen, steht aber heute jedem Deutschen zu Gebote, und es wird gut sein
für uns alle, uns beständig gegenwärtig zu halten, wie uneudlich viel wir ihm bei allem Verkehr mit dem
Auslande verdanken. Dieser war nun bei Lenbach bald ver ausgedehnteste, schon 1858 hatte er Piloty nach
Rom begleitet, war dann um 1862 dahin zurückgekehrt, um für Graf Schack jene berühmten Kopien zu machen,
die ihn dann 1867 noch nach Spanien führten, während er England znm erstenmale mit Makart besuchte, wie
er später 1875 mit ihm eiuen Wiuter in Kairo zubrachte. Ebenso hatte er 1871—74 in Wien verweilt.
Die entscheidende Schicksalswendung liegt indes bei unserem Künstler unstreitig in seiner Verbindung


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Dulr, italienische Tragödin. Pastcllskizze r>on Franz von Lcnbach
 
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