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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt - Epigramme
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0133

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y6 Kunst-Litteratur rc.
zumeist nach Entwürsen des H. Gravelot aus einer italienischen
nusgade in ö Bänden, London 1757. (Wien, Anton Schroll L Co.
llö M.) Das.vorliegende Werk niacht das Pnblikum mit Gravelot,
nnem Vieister der Vignelte, bekannt. Liebenswürdiger uich
.igentümlicher als in derarligen anspruchslosen Schvpfungen
)at sich der Geist des Rokokv setten ansgejprochen. Meist auf der
Grundlage einfach graziöser Ornamcnle tverden einzelne Szenen
Ves Textes in geistreicher Weije von den artigsten Pulten ange-
Veutet. Welche Szenen aber der Kiinstler bevvrzugt, ist leicht zu
erralen. Gerade im Heranzlehen der jkinderivelt zur bildlichen
DarsteUnng liisterner Situauonen zcigt sich ja eine der charakter-
istischen Eigenschaften des Rokoko. — Leider lajsen viele der
ilieprodnktionen Schärfe der Aussühriing vermissen. Vermissen
wird inan mit Recht auch eine knrze Erklnrung der dargesteUten
Situationen. Das Wesen der Vignette liegt im Andeutenden;
vom Text ganz losgelöst, kann sie nie voll wirken; immerhin
iverden Bijouterie-Arbeiter, Emailmaler, Graveure, überhaupt alle
llnnstgeiverbetreibende, welche kleine sigurale Tarslellungeu braucheu,
diese llü Bignctten praklisch ausbeuten können.
-t Aesthetik von Dr. Aiax Schasler. (Leipzig
G. Frchtag. Preis 2 M.) Man kommt sich als Künsller dvch
nie jo einsiiltig vor, als wenn mau eine Aesthetik liest und da
haarschars bejlimmt findet, lvas maii zu thnn und zn lajsen habe,
Dies ist denn auch der Grund, iveßhalb die ungeheuere Riehrzahl
der Knnstler cs wohlweislich vermeidet, eine solche zu lesen und
jedenfalls tvohl daran thut. Denn alle Kompendien dieser Art,
die Res. ivenigstens vorgekvminen, haben den Fehler, daß sie ihre
Theorie des Knnstschönen nicht etiva ans einer genanen Kxnntnis
üesjelben, d. h. der Kunstiverke selber schöpfen, sonderu sich die
Gesetze desselben a xriori konstruieren. Da kommt es denn not-
wendig, daß diese Theorie und die vorhandenen klassischen
Schöp>nligen niemals stimmen tvollen, nnd man zuleßt verdrießlich
und geärgert nicht die Kunstmerke, abcr das Buch ivegwirsl. —
Diejem Lchicksal dürjte selbst so ein gcschulter Äuiistkenner nnd
selbstandiger Denker wie Schasler nicht entgehen bei seiner
übrigeus sehr achtungswerten und vicl interessantes enthaltenden
illesthetik. Wenigstens bei den Künstlern, jnr die sreilich das
Theoretisieren überhaupt nichts taugt. Ilndern, die Frende an
solcher geistiger Analomie haben, kann man sagegen das an-
regende Bnch schon empsehlen, was hiermit gescheyen sein soll.
-t Engerth E d. v. Kunsthistorische Saminlungen des
Kaiserhauses, Gemäldegalcrie III. Band Deulsche Schuleu.
Mit diescm dritlen Bande ist die große und verdienjtvolle Arbeit
deS Versasjers vollendet, und endlich eni allen billigcn Ansor-
derungen genügender Katalog ciner der schönsten Galerien der
Welt hergestellt. Da der Versasjer desselven und der Galerie-
direktor eine und dieselbe Person sind, so yatte er natürlich Vor-
teile sür seine Arbeit, >vie sie keinem anderen zn Gebote ge-
standen hätten, nnb hat jie auch redlich ausgcnützl, so daß wir
eine Reihe der schätzenswerlcsteu Ausschlüsse sowohl über die
Gejchichte dcr Galcrie selber als der einzeliien Bilder erhaltcn.
Naliirlich kann in den sie beyandelnden Dingen immer nur cine
annähernde Bollkommenheit erreicht iverden, schon weil sich dcr
Stand der Forschnng bestündig verändert. Jedensalls hat Engerth
aber hier das Rcsultal einer nngeheneren Arveit und nicht geringen
praklischen Kenntnis niedergelcgt, nnd man hätte es ihm daher
wohl ersparen können, svsort mit osjenbarer Gehässigkeil über iyn
herzusallen. — Besonders, da vvn all' den Borwnrsen, die man
ihm gemacht, lvohl keiner irgend wie erheblich ist, denn ivenn er
z. B. die neueren Büder nicht in sein Berzeicynis mit aufnahm,
so ivird er schvn darum Recht gehabt haben, sie jiir eineu besouderen
auszuheben, als eine solche Sammlung nvtwendig beständiger
Sicylnng unterliegt, in ihrein Bestande sortwährend wechselt. Bcan
hat desyalb dasselbe System iast überall bcjolgt nnd mit Iiecht.
Denn zwischen Ler alten nnd modernen Kunst gähnt eine Klujt,
ivelchc erst durch die Jahrhnnderle ausgefnllt werden kanu, die
bei der letzteren allein die Spreu vom Weizen zu sondern ver-
mögen.
sj: Die Restauflagc des bekannten Bilderbreviers der
Dresdener Galerie in Originalradierungen von H. Bürkner hat
die Buchhandlnng von Zahn te Jaenjch in Tresden über-
nommen, dic jetzl oas clegant gebnndene Albnni statt zu 10 M.
zu 7'/z M. liesert.
pj Die Photographische Union in Biünchen versendet so-
ebcn ihren neuen Berlagskalalog, welcher wertvolle Rovilälen vvn
Passini, Tiez, Lindenschmit, Defregger, F. A. von Kaulbach,
F. v. Lenbach, F. Kellcr und anderen ersten Meistern enlhült.
-t Mnnchener Kalender pro 1887. (Huttler,
München. Preis 1 M.) Dieser ganz in altdeutscher Aus-

vom Aunstmarkt — Epigramme
stattnng gedruckte Kalender enthält diesmal neben manchem anderen
eine recht lesenswerte Abhandlung über das Wetter von Bezold,
dem berühmten Metereologen, und kann aber auch sonst, ob seiner
den MünchenerTypns gnt ansprägenden Ilrt empsohlen werden.
-t Ertel, Emil. Liebesmürchen mit Jllustrativnen
von Kunz Meyer. (Leipzig, LiebeSkind. Prets 4 M.) Eine
artige Gabe, die in Worten und Bildern jene schalkhafte Einfalt
gnt trifft, die für Märchen der passendste Ton ist.

Vom Runstmarkt
A Jn Rudolf Bangels Gemäldesaal in Frankfurt a/M.
findet am 15. Dezember und ff. Tagen eine Bersteigerung von
guten Gemälden, Aguarellen und Handzeichnungen moderner und
älterer Meister, sowie Ilntiquitäten, Novitüten nnd kunstgewerb-
lichen Ilrbeiten statt. Kätalog tvird auf Berlangen gratis versandt.
P: Defregger hat seinen Prozeß gegen die Händler mit
übermalten Pyolvgraphien nach seinen Bildern endgiiltig durch
reichsgerichtliche Entscheidung gewvniien; i» vielen Läden Berlins
wurden derartige widerrechlliche Kopien beschlagnahmt.
P: Tie Auktion der Kunstsammlnng Felix, welche durch
die Flrnia Heberle (Lempertz Söhne) in Köln veranstaltet wurde,
ergab einen Erlös von 1,078,000 Mark! Ein antiker Schrank
aus dem 16. Jahrhundert erzielte den höchsten Preis im Betrage
58,600 Mark.
O. Daß unter den Knnsthändlern neben ehrenwerten Firmen
anch eine Menge Halsabschneider und Schtvindler existieren, ist bekannt
und beweist zuin Überfluß wieder ein Fall, der zur Zeit in Düsseldorf
viel besprochen ivird. Ein Düsseldorfer „K unsthändler" verkaufie vor
einigcrZcitzivei C. F. Deikersche Gemälde an einen BarmerKausmann,
bat sich iedoch kurz daranf die Bilderzu einem beliebigen Zwecke noch-
mals aus nnd ließ beiüe durch einen talentlosen Psuscher kopieren.
Ilustatt nun die Originale wieder in die Nahmen einznfiigeu, benutzte
er hierzu die Kopien und machte sich dadurch eines doppelten Ber-
gehens schuldig. Der Barmer Käufmann, dem für Kunstwerke
allein Anschein nach das Verständnis abgeht, ließ die Kopien
ruhig hängen und erst, als er Deiker um eine kleine Ilnderung
angiiig und zu diesem Behufe die Geniälde zuriick nach Düsseldors
saiwle, wurde der Betrug entdeckt. Der betr. „Kunsthändler"
ijt seiner gerechten Straje nnr dnrch die Gutmntigkeit Deikers
entgangen und mit der Zertrümmeruiig der veranstalleten Kopien
davon gekommen.

Lpigramme von Zohann Zakob Ülohr
Frage
5age, wo glüht ste so rein der Begeisterung himinlische Flamine,
Daß nicht die Litelkeit auch brenuc ihr 5cheitlein dabei?
Rath
Nlitzguust bleibe dir fcrn, du kaunst nicht verklcinern dcn Nkcister;
Rem dcnn gcnietzc sein Ulcrk, dieses erhebt dich zu ikm.
Amors Antwort
„Amor, ä tückischer linabc, wie manch ivcrk hast du gc-
hindert!" —
Da, wo cin schöncs gelaug, war ich noch meisteus dabei.

Anerkenuung
Hund.erte rüljincn dein Werk; mein Freund, mir gilt es ein
Größ'res,
Uleiin cin veistäudigcr Ulann hcrzlich die ksand dir gedrückt.
Lcichtes und 5chwcres
Freilich es sinket das 5chwere, es schwimmt auf der Fläche
das Leichte;
Aber das 5chwimmcilde sührt brauscud der 5trom auch hinweg.

ünhalt dcs iechnc'tl Hestes: tz^ert: Franz von Lenbach. Zu seincm
Gcbnrwiagc. Lon Fr. Pcchr — Tcr Äonuuicnlalsricdyof zu Mailand.
Lron I. B. Lsldiuaun — ÄiinfNcrischc Bleihnachwgadcu. Pon Fr. Pccht
l.LchIni») — Knnslnoiizcu :c. — Vitderveitagen: Feldmarschall Gras Molitc —
Liiargyerita, «Suigiu von Jtalieu — Wiiyelni Bujch — Gräfin Görz —
sänillich vou Franz vou Lenvach.

Redigiert unter verantwortlichkeit der Vcrlagsanstalt sür Aunst und Ulissenschast vorm. Fr. Bruckmann (vorstand: A. Bruckmann)
 
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