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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Donner von Richter, Otto: Die Steinle-Ausstellung im Städel'schen Institut zu Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0204

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Die Steinle-Ausstellinig im Städel'schen Inftitut^zu Frankfurt a. lll.

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Landung drr PrinMni Mnrlrys in Wain;. Lon Ld. von Steinlc

zu der stets zunehmenden Be-
herrschung seiner künstlerischen
Mittcl aufschwang. Er ge-
langte hierdurch zu jener Sicher-
heit in der Darstellung, welche
alle jene, die Gelegenheit hatten
jein Schaffen mitanzusehen, in
das höchste Erstaunen versetzte.
Die schön durchdachten Umrisse
mit allem konstruktiven Detail,
ivelches sie umschließen, ent-
glitten mit wunderbarer Sicher-
heit dem Stift oder der Kohle,
welche er in der Hand. führte,
ähnlich wie einem anderen
Sterblichen die Schristzüge aus
der Feder fließen. Selten war
eine Änderung nötig; doch war
mit dieser „naaestria." die
Gefahr verbunden, welcher
der Meister auch nicht immer
entging, daß eine solche Fer-
tigkeit in Momenten geringerer
künstlerischer Spannung Werke
hervorrief, welche nicht ganz
auf der höchsten Höhe seiner
künstlerischen Potenz standen.
Das muß bei Vetrachtnng
seiner vielen Zeichnungen wohl
beachtet werden, und aus
einzelnen Werken dieser Art,
wie sie auch die Ausstelluug
bietet, darf kein Schlus; aus
die künstlerische Kraft Steinles
gezogen werden.
Die frühesten der aus-
gestellten, aus den Jahren
1825, 1827 und 1828 her-
rührenden Zeichnungen, sowohl
jene mit der Feder, wie die
mit dem Bleistift gezeichneten
Kompositionen, haben einen
ernsten, etwas herben Charak-
ter, wie er bei mühevollem
uud gewissenhaftem Suchen
leicht in eine Zeichnung hinein-
kommt. Aber schon im Jahre
1829, nachdem er nur ein
Jahr in Rom in engem An-
schluß an Overbeck zngebracht
hatte, bemerken wir bereits
an den Zeichnungen „Moses
empfängt die zehn Gebote"
(Nr. 195) und „Jakob ringt
mit dem Engel" (Nr. 196)
den Einfluß Overbecks sowohl
in der Behandlung der Feder
und des Bleies, wie auch in

den sanfteren Bewegungen der Linieu. Aber bald, und
nun gleich auffallend rasch entwickelt sich die Eigenart, die
Selbständigkeit des jugendlichen Künstlers, und sie tritt uns
in den Zeichnungen aus dem Jahre 1830 in „Adam und
Eva vor dem Baume" (Nr. 199), in „Simson und

Delila" (Nr. 201, von 1831) schon sehr auffallend ent-
gegen. Wiederum weiter entwickelt finden wir ihn in der
Zeichnung der „drei Männer im feurigen Osen" (Nr. 205
von 1833), welche, wie die vorhergenannten, auf braunem
Papier mit Kreide in klarem Umriß uud einfacher sicherer
 
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