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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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personal- und Atcliernachrichten — Denkmäler rc. — Ausstellungen, Sammlnngen rc.

denmächst in Berlin ausgestellt werden soll. Der schlichte Ernst
und die großartige Einfachheit de§ Bildes werden ebenso sehr ge-
rühmt, wie dessen hervorragende koloristische Eigenschasten.
A F. v. Uhde ist soeben im Begriff, ein neues großes
Bild zu vollenden. Das Süjet ist wiederrim der biblischen Ge-
schichte entnommen und betitelt sich „Die Bergpredigt". An dem
Abhange eines grünen Wiesenplanes, in dessen Hintergrund die
roten Ziegeldächer eines Dörschens sichtbar werden, horcht eine
Gruppe einfacher Landleute in verschiedenen Illtersstufen andächtig
den Worten des Heilandes. Ta die Bergpredigt das erste bib-
lische Bild Uhdes ist, das eine Szene im Freien darstellt, so
erweckt die Behandlung der Landschast besonderes Jnteresse. Von
Palästina ist da allerdings keine Spur, vielmehr finden wir voll-
ständig den oberdeutschen Landschaftstvpus ausgeprägt, wie denn
auch die Menschen sich durchweg als schlichte Münchener von der
Au oder Schwabing darstellen. Ende März hofft der Künstler
das Bild zu beenden.
* Der Direktor der kgl. Gemäldegalerie in Dresden,
Karl Wörm ann, ist znm Mitgliede des akademischen Nathes
daselbst ernannt worden. Er wird also künftighin bei den ?ln-
käusen der Pröll-Heuer-Stistung fllr die ihm unterstehende Samm-
lung mit zu stimmen haben. — Der neue groste Katalog der kgl.
Gemäldegalerie, an dem Dir. Wvrmann seit fünf Jahren gear-
beitet hat, erscheint in nächstcr Zeit in der Stärke von etwa 60
Bogen. Die kleinere Ausgabe solgt dann baldmöglichst nach.
vm Die Berliner Künstler Eugen Bracht und Georg
Koch sind augenblicklich in Leipzig damit beschäftigt, die 6 großen
Skizzen zn dem Panorama der Schlacht von Villiers, welches
in dem Leipziger Panoramengebknde Ludw. Brauns „Schlacht bei
Mars- La Tour" ersehen soll, auf die in der Länge 115 m
messende Leinwand zu übertragen. Da es nicht den großen Durch-
bruchsversuch der Generale Ducrot und Trochu vom 31. Nov.,
sondern den 2. Dezember mit seinen erbitterten Ausfallkämpsen
wiedergibt, so wird das Werk kein eigentliches Schlachtgewühl
darstellen, vielmehr der Landschaft ein weites Feld lassen. Jn
der Aussührung der letzteren wird Eugen Bracht dnrch den bewährten
schwedischen Landschafter Otto Sinding unterstützt. Die eigent-
lichen Schlachtszenen bringen das blutige Ringen der Sachsen,
Württenibcrger und Schlesier unter General von F-ransecki zur
?lnschauung, in welchem von den Württembergern allein 1200
Mann den Heldentod starben. Die Künstler hoffen das Bild bis
zum Mai dieses Jahres fertigzustellcn.
ff Professor I. Kopsiah hat in diesem Winter eine Reihe
von Angehörigen der höchsten Tlristokratie Berlins in Pastell
porträtiert, so z. B. Gräfin Hohenau, Prinz Radziwill, Gräfin
Perponcher, Gräfin Bismarck, Graf..Herbcrt Bismarck rc. Man
rühmt diesen Bildnissen sprechende Ähnlichkeit und Eleganz des
Vortrages nach.
—e Reinhold Begas, der Vorsteher des akademischen
Meisterateliers für Bildhauerei au der Berliner dlkademie, hat
zu seiner Erholung einen zweimvnatlichen Urlaub crhalten, den
er in Jtalien znzubringen beabsichtigt.
—e Der königliche Banrat, Prvfessor Hermann Ende zu
Berliu, Vizepräsident der Berliner Ilkademie nnd Borsteher eines
Meister-dlteliers für Architektur an derselben, hat von Sr. Maj.
dem Kaiser einen sechSmonatlichen Urlaub erhalten, den der
Meister in Japan zubringen wird, um daselbst mit der japani-
schen Regierung verschiedene Verträge über Staatsbauten zu
schließen, die nach seinen und seines Kollegen Böckmann gemach-
ten Entwürfen neu ausgesührt bezw. zum Abschluß gebracht
werdcn sollen. Daneben ist ein gründliches Studium der japani-
schen Bauwerke und der übrigen japanischen Kunst in Aussicht
genommcn, zu welchem Behufe den Meister auch einige Maler
uud Bildhauer zu begleiten beabsichtigen.
vm Jn dem Wettbewerb um die dlusschmückung des
Hofes im neuen Museum zu Prag mit Freskogemälden erhielt
den ersten Preis Arch. Fanta, den zweiten Bildhaner K l o u c e k,
den dritten Maler Liebscher. Das Preisausschreiben wandte
sich nur an aus Böhmen gebürtige Künstler.
ff Mathias Schmid ist im Begriff, einen ergreifenden
Bilderzhkluszu vollenden, ein bäucrliches „Frauenliebe u»d -Leben."
Das erste Bild zeigt uns die Werbung des schmucken JSgers in
einer koloristisch vorzüglichcn Branntweinhütte, daS ziveite Bild
die Elternfreuden; ihren Höhepunkt erreicht jedoch die ergreifende
Stimmung, die sich durch den ganzen Zyklus zieht, im dritten Bilde:
Vvr dem Marterlkreuz, das dem beim Holzabtreiben verunglückten
Manne errichtet ist, hebt die junge Wittwe die Ärmchen des
Buben zur Fürbitte für den zu frllh geschiedenen Vater enipor —
wie einfach die Szenerie uud doch wie ergreifend!

vm ?lm 31. Januar starb in Fünskirchen ein Mann, der
eS wohl verdient, daß seiner auüi an dieser Stelle gedacht wird.
Wir meinen den Rechtsanwalt Ludwig Roeck, welcher seinen
Neffen Michael Munkacsy in seinem Entschluß, den Hobel mit
dem Pinsel zn vertauschen, bestärkte und auf seine Kosten bei
Führich und Rahl studieren ließ. Der glänzende Erfolg und die
dauernde Liebe des jetzigen Meisters haben ihm seine Großmut
in reichem Maße gelohnt.
vm Gestorben: Genremaler Albert Adamo am 8. Febr.
in München, 37 Jahre alt, ein Schüler Max ?ldamos — Historien-
maler Kaspar Boßhardt, geboren 1823 zu Pfäffikon im
Kanton Zürich, bekannt auch durch sehr beifällig anfgenommene
Genrebilder, wie „die Politiker im Kloster" aus d. I. 1879 —
Kupferstecher Cl. F-erd. Gaillard, 1834 zu Paris geboren, 1856
durch den großen Preis für Nom auSgezeichnet — Bildhauer
G. Haug, 1837 zu Magdeburg geboren, bei Gelegenheit der
Hochzeit des deutschen Kronprinzen von den Berlinern sür die
Ausführung der Einrichtung desselben erwähli — C. L. Marechal
1801 in Metz geboren, bekannt als Pastell- nnd namentlich als
Glasmaler — Kupferstecher F. W. Zimmermann in München,
hauptsächlich in Dresden, Leipzig nnd München (unter Thäter)
gebildet und durch zahlreiche geschätzte Stiche hekannt.

Drnkmälrr rlr.
vm Der Entwurf desLIItherdenkIIIalsfür Berlin ist von Pros.
Panl Otto nach dem „Ev. K.-Anz." einer so umfassenden Um-
bildung unterzogen worden, daß die lantgewordenen Bedenken bezüg-
lich der Größenverhältnisse überwunden sind. Was die jetzige Größe
des für den neuen Markt bestimmten Denkmals betrifft, so erreicht sie
in ihrem höchsten Punkte 9 Meter. Die Höhe der Lutherfigur ist
3'/^ Meter. Die Gesamtausführung des Äenkmals wird die in
dlussicht gcnommene Summe von 200,000 Mk. keinesfalls über-
schreiten. ES liegt in der dlbsicht des dlusschusses, diesen geäuderten
Entwurf, ehe Prof. Paul Otto imFrühling mit der?lusfühning
desselben beginnt, zur öffentlichen Ilusstellung zu bringen. Der
Kaiser hat für das Luther-Denkinal 50,000 Mark gespendet, nach-
dem auch die Behörden der Stadt eine gleiche Summe bewilligt
hatten. Zwar fehlen noch 60,000 Mark, aber der Ausschuß hofft,
daß die evaugelische Bevölkerung Berlins ein solches Werk nicht
im Stiche lassen werde. Es wird bald ein ?lufruf erlaffen werden,
welcher die Tcilnahme an dem Werk von neuem anzuregen be-
stimmt ist.
vm An alle sächsischeu oder doch in Sachsen lebenden Bild-
hauer ergeht die Aufforderuug, sich an einer Preisbewerbung um
die Ausführung von fünf Statuen für das Hauptportal der um-
gebauten Nikolaikirche in Löbauzu beteiligen. Die Statuen sollen
Christus, Moses, Johannes den Täufer und die Apostel Petrus
und Paulus, ersteren in 1.75, die übrigen in 1.40 m Höhe (ein-
schließlich der Plinthe) darstellen und auf Kosten des sächsischen
Kunstfonds in Sandstein oder frauzösischem Kalkstein ausgeführt
werden. Die Entivürfe, von welchen die drei besten durch Preise von
400 und je 300 Mk. ausgezeichnet werden, sind bis zum 1. Juni
dem Kastellan der Dresdener Kunstakademie zu übergebeu.
vm Jn der Konkurrenz für das Geibel-Denkmal in Lübeck,
sür welche 38 Bildhauer — zum größten Teil Berliner — 39
Modelle geliefert hatten, erhielten von der Jury: den 1. Preis:
Prosessor Volz in Karlsruhe, den zweiten: Roemer in Berlin;
und den 3. Preis: Kruse in Berlin.

Kusstellungen, Sammlungen etr.
^ Jn der Knnstge w erb eha ll e zu Dresden sind augen-
blicklich die Bilder ansgestellt, welche die Kajüten der vom Reiche
unterstützten Lloyddampfer Stettin, Lübeck und Danzig zieren
werden. Da bekanntlich Gemälde auf Holz oder Leinwand den
Einflüsfen der Wittemng und des Klimas auf hoher See nicht
widerstehen können, so hat man für die Ausführung der Bilder
Steiugnt gewählt und diesen das dlussehen gewebter Tapeteu ge-
gebeu. Das Verfahren ist einfach : man bringt das nachzuahmende
Gewebe auf die noch naffe Steingutplatte, druckt es forgsältig
darauf ab; darauf wird das Gemälde aufgetragen und nunmehr
erst die Platte gebrannt. Die Wirkung ist täuschend, man miiß
sich erst durch das Gesühl überzeugen, daß inan es nicht mit einem
gewebten Gemälde, sondern mit Stein zu thun hat. Die Platten
sind von der bekannten Firma Villeroy und Boch in Dresden
 
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