Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (2.1886-1887)

s76 vermischte Nachrichten
ihres Urspnmgs und ihrer Echtheit beraubt werden, gesteuert werden
möge.
vm Der Münchener Kunstverein ist, nach seiuem soeben
erschienenen Jahresbericht, mit ö602 Mitglicdern (gegen 001 l
nn Vorjahre) gegenwärtig der stärkste derarlige Verein in Dentsch-
land. Jm Ganzen brachte er während des lepten Jahres 3100
Kiliistwerke zur Ausstellnng und kanste davon znr Verlosung fnr
81,217 Mark 170 Werke an. Die Vereinsgalerie wurde durch
Ankauf von Laupheimers Bild „Nach schwerer Krankheit" siir
.0000 Mk. vermehrl. Das Vereinsbndget stellt sich auf 120,21.0
Mk. Einnahmeii und Ansgaben. ?lls Vereinsblatt wnrde die
Nadiernng Vogels „Der Siebenschlnfer" mit einem Kosteilans-
wand von 13,210 Mk. verteilt, wnhrend fiir 1887 bereits ein
von P. Barfus; nach Pros. W. Lindenschmits Gemälde „Aner-
bachs Keller" gefertigter Stich erworben wurde. Das Prolektorat
hat nacli dem Tode Känig Ludwig ll. dcr Prinzregent überlioimiieii.
—?. Die nach dem Eiitwurfe deS Professors F-ritz Schaper
hergestellte nene „gvldene Medaille sür Knnst", welche aus An-
las; der vorfährigen Berliner Jnbiläilins-Kiuistausstellnilg znr
Verteilung gekviiimen ist, zcigt auf dcr Aversseite in matter Prä-
gung die iiberaus geluiigencii Neliefporträls „Konigs Friedrich II."
nnd unseres erhabenen „Kaisers Wilhelm", letzteres mehr hervor-
tretend. Um die Porträts henim befindet sich die auf die erste
und die obige Knnstailsstellung der Berliner Akademie hindenteiide
Jnschrift: „Fnbilüum der akadem. Kniist-Anoftelluiig Berlin 1786.
1886 —"— Die Reversseile zeigt in gleicher Prägung eine sitzende
weibliche Schvnheit, welche in der empvrgchvbenen Rechten einen
Lorbeerzwcig hält. Zn ihren F-üßeii sind die verschiedenen Zweige
der Knnst stiinbvlisch veranschaulicht, während das Wiederanfblüheii
der deutschen Kunst durch eiiien aus einein Baumstuinpf kräfiig
cmpor geschossenen Eichbanm dargestellt erscheint. — Tie Medaille
ist in der koinglichen Münzc hergestelll und in zwei Größen zur
Verteilung gebracht worden. Der mit der grvßen Medaille prä-
miierte Kiinstler ist fiir die feriieren Ansstellinigen der Berliner
Akademie hinsichtlich der von ihm znr Ausstelluiig zu bringenden
Werke einer Jurp nicht mehr nnterworfen, geniestt auch völlige
Transportfreiheit bei Einjeiidinigen für jene.
vm Jn Berlin hiclt der Verein „Pallas", bestehend ans
Studicrenden der kgl. Knnstschnle, im Grand Hotel am Alexander-
platz ein prächtiges Kostüiiifesl ab. Das F-est stellte eine Szene
anc- der Zeit dee- siebenjährigen KriegeS dar und bot den jnngen
Künsklern dnrch die Feier einer „Kprta" im Wirtshaus zu St. Pölten
mit darauf folgendem Anrücken preustischer Truppen reichlich Ge-
legenheit, knnstlerisches Ülrrangeinentsgejchick nnd Teiiiperameiit —
nameiillich im „Csardas" nnd „Zingaratanz" — zn entwickeln.
vm Jn Paris ist man einein gnnzen Konsortium von
Bilderfülschern anf die Spnr gekoiiimen, welches sich nuS den
bereits gerichtlich zur Verantwortnng gezogenen Malern und
Kunsthändlern Fauchier, Derrep, Cavaillon und Vernon zusaminen-
gesetzt. Die erste Veranlassung zu gerichtlichein Einschreiten gab
ein Aquarcll, welches Herrn Boussod im Gvupil'schen Geschäste
von F-anchier als Nenville'sches Original sür 6000 F-r. angeboten
wnrde, desscn Echtheit aber Neuvilles Witwe sowohl nls Edouard
Detaille sogleich entschieden besirllten.
—ü Jn Berliner Küiistlerkreisen rüstet man sich mit Auf-
bieten aller Kräfte, den Gebnrtstag des Kaisers und Königs,
ihrer sowie der Hauptstadt nnd der Bedciitung des Tages würdig
zu begehen. Vom Verein Berliner Künstler wird ein grotz-
artiger F-estzug arrangiert werden, iiber den indessen Einzelheiten
noch nicht bekannt geworden sind, während die Berliner Akademie
beschlossen haben soll, wie alljährlich eine össentliche F-estsitznng
abzuhalten nnd austerdem das dem Palais des Kaisers gegenüber
gelegene Ilkademiegebüude mit künftlerischem Schmuck zu versehen.
Die AuSschmückung soll nach dem Entivurfe und unler Leitung
des Architekten, Professors Joh. Otzen, erfolgen, während Küiistler
wie Geselschap, Eberlein, Knille, Herter, Calandrelli n. a. ihre
Mitwirkung zugesagt habcn. "
—r Jm Jnteresje der in Rom studierenden Stipendiaten
der Berliner Akademie hat bekanntlich der preußische F-iskns
drei Ateliers, welche auf dem Villa Strohl-F-ern'schen Grundstücke
vor der Lorta ckel Loxolo gelegen sind, gemietet. Man schreibt
nns hierzu, dast diese Ateliers auch an andere deutsche Knnstler
gegen einen monatlichen Mietzins von 60 M. veraftermielet werden
können, was wir allen nach Rom sich ivendenden Kiuistlern mit
deni Hinzusügcn zur Kenntnis bringen ivvllen, dast dcr Bildhauer
Professor Robert Cauer mit der Wahrnehniung der Jnleressen
der die Ateliers elwa beniitzenden Künstler seitens des preustischen
Staates beauflragt ist.

— vom Nunstmarkt
sL Die den Malklassenbesuchern an der Münchener Kunst-
akademie gestellte Preisaufgabe: Entwurf der Plafondsgeinälde
im Treppenhans der Akademie fand insofern keine genügende
Lösung, als die Aussührung und damit der I. Preis keinem Ent-
wurf zuerkannt werden konnte. Fünf zweite Preise L 100 M.
wnrden verteilt nnd 8 Bewerbern eine ehrende Iliierkeniinng
ansgesprochen.
vm Der Vereinznr Förderung der Kunst inStuttgart
hielt dort am 26. Jannar nnter dem Vvrsitz des Prinzen Hermann
von Sachsen-Weiinar seine diesjährige Generalversammluiig. L-einer
Anregung ist der Beschlnß znr Herstelluiig eines Monnmental-
brunnens für die Eugensplatte, eines Dannecker-Denkmals für
den Schlvstplatz, zweier Büsten vvn Bismarck und Moltke nnd
eines Grabdenkmals fiir den verstorbenen Musikdirektor Seifriz
zu danken.
vm Der Gemeinderat von Wiesbaden hat die Errichtung
eincr nenen Trinkhalle am Kochbrnnnen beschlossen, deren Kosten
1:00,000 Mk. nicht überschreiten sollen, und hat sür dieselbe ein
PreiSausschreiben mit drei Preisen im Betrage von 1200, 700
und .000 Mk. für die besten Entwürfe erlassen. Die letzteren
sind bis zum 31. d. Mts. dem Stadtbauamt zu Wiesbaden ein-
ziisenden.

Vom Runstmarkt
vm Bei Bangcl in Frankfurt a M. crgab die Versteigernng
einer Sammlung von 12,0 Blatt Handzeichnungen alter und
neuer Meister iin Ganzen 14,615 Mk.
vm Binnen kurzem gelangt in Berlin die gräflich Sier-
stvrpff'sche Gemäldegalerie, eine der wertvollsten und ninfang-
reichsten Privatsammlungen Deutschlands, unter den Haimner.
Dieseibe befindet sich schon vom Schlosse Driburg nach Berlin
unterwegS.
vm Jm Hotel Drvuot in PariS kamen letzthin u. a.
auch Corots „Badende Frauen" und Delacrvix' „Milton,
seinen Töchtcrn das vcrlorene Paradies diktierend" unter den
Haminer und brachten 4000, resp. 8200 Franken ein. Fiir die
Maline t' sche Kupfe r st ichsa m m lung erzielten dieselben Auk-
tionatoren insgesamt 47,559 Franken. Ferner wurde im Haag
kürzlich die 919 Nnmmern nmfassende Autographensaiilmluiig deS
DircktorS des Gemäldcmnseuins Mazel verjteigert und brachte
den Gejamterlös von 25.000 Franken em. Ein Bries von
JordaenS wurde mit.040, ein svlcher von Rnbens mit 590,
nnd ein Schreiben Rembrandts von einem Berliner Kniist-
frennde mil 2852 Frcs. bezahlt.
pp Ans den Lepke'schen Kunstaiiklionen notieren wir noch

solgende Preise:
A. Fitger, Walpurgisnachl. 2605 M.
C. Wvynlich, Rübezahl. 830 „
L. Passini, Szene am Brnnnen der Dogenpalastes 8400 „
— Hirtenknabe. 1000 „
— Röm. Blumenniüdchen.ggo „
Schadow, Moses mit seiner Familie . . . . 1150 „
Defregger, Brustbild einer Tirolerin .... 1450 „
G. Max, Geflügeltes Engelköpfchen. 800 „
M. Mnnkäcsti, Ltudie.195 „
C. Schultze, Westjälischer Bauernhof .... 850 „
„ „ DorfiinWinterbeiSoniienuntergang 900 „
Douzette, Landschaft . 800 „
Breitbach, Korallenverküuserin.320
A. Seitz, Kniestück eines jnngen Mädchens . . 940 „

jj: Die in fast lebensgroßen Fignren ausgeführte Kreuztragung
Christi von Gevrg Pcipperitz, welche durch die 1883er Münchener
und vorjährige Berlincr illusstellung in weiteren Kreisen bekannt
geworden ist, ivurde aus dem Lalon parisien in der Bondstreet
zu London von einem dortigen Amateur erworben.

HtcdalUionsschlutz dicscs Kcslcs: lö. AcSr. — AusgaSc: S«. KcSr.

önbult dcs ellten Hestcs: Lcrt: Olto von Lcixncr. Bcrcchtigung
uud vircnzcn des Rcalismus — Ludwig Fulda. Auf dem Künstlervall —
E. Daclen. Malkastenrcdoutc IS87 — Fr. Pccht. Fcrd. von Miller —
Karl v. Biuccnti. Fricdiich vonAmcrling — Fr. Pecht. Unjere Bilder
— Nunstnoiizcn rc. — Bildervcitage»: 15. I. Hähncl, Eva — Franz
Henuingien. Beerdigung — Liegm. I'SIllemand, Laudon — Fri?
SchniHler. Das Schasdad.

Rcdigiert unter veraiitwortlichkeit der verlagsanstalt sür Runst und wissenschast vorm. Fr. Bruckmann (vorstand: A. Bruckmann)
Bruckmann'sche Buchdruckerei in München