Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (2.1886-1887)

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verinischte Nachrichten — Aunst-Litteratnr und vervielfältigende Aunst — vom Aunstmarkt

waukee hat sich gleich die gesamte nialende Kiinstlerschaft, an ihrer
Spike die Deutschen F. W. Heine und A. Lohr, zu gemeinsamer
-luSfiihrung eines derartigeu Rundgemäldes vereinigt!
vm Der Landesvereiu fiir bildende Kiinste in Ungarn
hielt am 20. März in Budapest seiue Generalversamnilung ab.
Der unter Leitung des Präsidenten, Grasen Viktor Karolyi, eiues
der kuiistsiunigsteu ungarischeu Maguateu, aufgesestte Jahres-
bericht iiber die Vereinsthätigkeit 1886/87 stellte die lektere als
gleich ersprieszlich fiir die Hebung der ungarischen Kunstpflege,
wie siir die Kiiustler, melche sich an deu Ausstellungen des
Vereius beteiligten. Auf der iuternationaleu Herbstausstellung
im vorigcu Jahr, währeud deren der Verein gleichzeitig die F-eier
seines fiinfundzwanzigjährigeu Bestehens beging, wurden im
ganzeu 128 Kunstwerke fiir etwa 86,000 Mk. verkauft. Kaiser
F-ranz Iosef beteiligte sich an deu Ankäufen allein mit 10 Ge-
mttlden, welche siir etwa 30,000 Mk. in seineu Besik iibergingen.
Von wvhlthätigstem Einfluß aus die ungarische Kunst zeigte sich
auch der enge Kontakt, in tvelchem sie sich mit derjenigen des
Auslandcs dauerud erhält. So wird in den Staatsvoranschlag
siir den Ankauf auslttndischer Gemülde zur Bereicherung der
Landesgalerie in Budapest jährlich eiu eigeuer Posten aufgeiwmmen,
mittels desseu im vorigen Jahre auf Vorschlag des Vereins-
ausschusses Hermann Baischs „Holländischer Bauernhof" er-
worben wurde. Auch ist von den zwei goldenen Medailleu im
Werte vou je 400 Mk., welche die Rcgierung siir die Ausstellun-
gen im Kiinstlerhause bemilligt hat, die eiue jedcsmal fiir einen
ausländischeu Kiinstlcr bestimmt. Eudlich ist hiefür namentlich
noch durch den mehrermähnten Muiikacsy-Preis, welcher jedes
zweite Jahr im Betrage vvu 4800 Mk. zur Verteilung gelangt
und zu einem Studieiiaufenlhalte vvu miiidesieus einem Jahre
iu Paris verpflichtet, in vorzüglicher Weise gesorgt.
I-'. O. 8. Die großen F-estlichkeiten, die die Stadt Florenz bei
Gelegenheit der Aufdeckung der Domfassade und zu Ehren ihres
grvßen Mitbürgers Douatello veranstaltet, der dort vor 300
Jahren geboren, finden im Monat Mai statt. Eine im
Bargettv, dem alten ?a>arro äel poäesta veranstaltete Aussteltung
ivird die Werke Dvnatellos, wie auch andere Arbeiteu kunstge-
werblicher Natur aus der Zeit der 14., 15. und Anfang 16. Jahr-
hunderts vereinen.

Kunstlitterstur uud vervlLtfüttigeudr Kuust
O. dl. Photographie iu den uatürlichen Farben.
Das Problem der Darstellung von Reproduktionen gemalter Vvrlagen
lediglich mit Hülfe von lichteinpfindlichen Platteu ist, wie unsereu
Leiern bekanut, uoch lange niclii gelost, und dürfte, weiin je,
noch uicht sobald gelost werden. Doch sind wir, Dank besonders der
Untcrsuchuiigeu vvu Professvr Vogel in Berliu, sowie ueuerdings
des Amerikaners Jves, wenigsteiis svweit geiommeu, daß wir
Phvtographicn hervvrbringen, bei denen die F-arbeu des Oiigiuais
iu der richtigen Abstufung ericheineu, bei denen mit aiideien
Worten nicht gewisse Farbeu dunkler, uud andere heller erscheinen,
als in der Wirklichkeit, und daS ist immerhin ein erheblicher Forl-
schritt. Sehr lehrreich sind in dieser Hinsicht die uns vorliegeuden,
sogeiiannten orthochromatischen Photographieu von O. Saek
iu Karlsruhe, wie sie eiuem der letzten He>te des Photographischen
Wochenblattes beilagen, lchrreich namentlich, weil sie von dem
Original, einem sehr schön in Farbendruck ausgesührteii Blumcu-
stück, begleitet siud, und iveil eine Reproduktiou nach dem gc-
möhnlichen photographischeu Versahren beigegeben ist. Bei dieser
erscheinen uun die griiuen Blätter mie auch die dunkelrosa Blätter der
abgebildeten Rosen tief schwarz, die helleren Rosen dagegen viel
zu meiß. Anders bei den Reproduktionen des Blumeiistiicks mit
Azalin- uud Erythrosiu-Platten, d. h. mit sogenaimteii orthv-
chroniatischeu Platten. Erreicht ist allerdings die F-arbenabstufung
des Originals noch bei weitem nicht; doch ist der Gegensatz
zwischen den dunkelu und hellen Teilen kein schrost'er mehr, und
es bekommt der Beschauende meistens eineu annäheind richtigen
Begiiff von einem Blumenstrauß. Die Azalinplaiten geben das
Rote, die Erythrosinplatten das Gelbe besser wiedcr. Das er-
wähnte Blatt empfiehlt daher die Anwendung von Erythrvsin,
mit einem geringen Zusatz von Cyanin, welches im Azalin die
Rotempstndlichkeit bedingt. — Gleiche Ziele verfolgt seit Jahrcn
bekanntlich auch vr. E. Albert m München mit seinem die Farben-
werte in der Photographie wohl am vollkoinmensten übersetzenden
„isochromatischen Verfahren". Doch hält er daS letztcre vordcr-
hand noch geheim.

— H. Schulze, VadeiuecumdesOrnamentzeichners.
Leipzig, T. O. Weigel. Preis geb. 5 Mark. Obwohl äußerlich
nicht über Format nnd Umfang eines beguem transportabeln
Taschenbuches hiuausgehend, briugt dies cmpfehleuswerte Bäud-
cheu doch die et-stnunliche Anzahl vvn über 1200 Ornainentmotiven
in geschickter ?lus>vahl und Anordnung und, trotz der starken Ver-
kleinerung, klarer Wiedergabe zur Anschauung. Denselben sind über-
dies als willkommciie Ergänzung ciue Anzahl F-arbentafeln und
durchgehends geuaue Ursprungsnachweise der allen Stilarten ent-
nommenen Ornamente beigegeben.
-t Edlinger „Aus deutschem Südeu." Meran. Mit
Jllustratioiien von Toni Gnibhvfer. Meran, Pötzelberger. Preis
7 Mk. geb. !t Mk. Eine srisch und anziehend geschriebene Schilderung
des iveltberiihmlen Kurortes, der bekanntlich für die Gesunden noch
viel reizvvller ist als für die Kranken. — Von diesen Reizen, soweit sie
landschaftlicher Art sind, geben uns nun Toni Grubhofers flott ge-
zeichnete und vortrefflich iu Autvtypie wiedergegebene Skizzen ein an-
ziehendes Bild, und man bedauert uur, daß er keiuen Defregger zur
Seite halte, welcher den herrlichen deutschen Volksstaium, der dort
die Landschaft sv sympathisch macht, hätte so kurz und markig
wiedergebeu köunen, wie es z. B. Hugo Ltauffmann mit dem
oberbayrischen thni. Jmmerhin wird das elegante Buch für alle
Verchrer Merans ein ivillkommenes Geschenk, sei's zur Beglcitung,
sci's zur Rückerinnerung, abgeben.
O. Riegels Grundriß der bildenden Künste. 3. Ausl. Verl.
von Baumgärtners Buchhandlung iu Leipzig. Preis in Halb-
franz 6 Mk. Der als hervorragender F-orscher nuf dem'Gebiete
der Kunstlehre und Kunstgeschichte bekannte Verfasser charak-
terisiert dies Werk als Encyklopädie der Kunstwissenschaft.
Diese Aufgabe erfüllt dasselbe uach jeder Nichtung. Ju eiuer
auch für deu Laieu verstnndlicheu eiufachen und klaren Sprache
soivie anreoeiiden Weise erhalten wir hier erschöpfende Belehrung
über den Ürsprung, das Wesen uud die Ausgabe der bildendeu
Künste im allgemeinen, wie im einzelnen, ihre EntstehuugSweise
d. i. Tcckmik und ihre Erscheiilungsformen. Jn den verschiedenen
Stufen wird uns die Entwicklung der Künste vom Altertum bis
zur Neuzeit vorgeführt uud dargelegt, wie die Neuzeit zu ihrem
Ruhme auch auf diesem Gebiete eineu universell-individuellen
Charakter erlangt hat, der hoffentlich uachhaltig uud dauernd
bleiben wird. Nachdem uus noch die in der Kunst darstellbare
Jdee mil Berücksichtigung der Stile bei den einzeluen Zweigeu
geschildert, die Gegensätze von Jdealismus, Realismus und Na-
turalismus klar gemacht sind, lernen wir die 4lufgabe und Stellung
der Kiinstgeschichle, die Anleitungen uud Systeme bei uumittelbarer
Betrachtuug der Kuustwerke, sowie die leiteudeu Gesichtspunkte
bei Übung der Kritik und Beschreibung derselbeu kenueu. Schließlich
gewinnen wir einen Überblick über die Lehr- und F-örderungs-
inittel der Kuust, ebenso über die Bedeunmg, den Zweck und
gegeuwärtigen llmsang der uachbildenden Künste, desgleichen ihren
Charakter, ihre soziale Erheblichkcit und Technik. Sorgfältig ge-
arbeitete Register uud Übersichteu erleichtern den Gebranch des
Werkes, dessen äußere Ausstattung und Druck, sowie beigegebene
34 Holzschnitte lobenswerte Anerkennung verdienen.

Vom KunstillÄrkt
o. 1-Vr. Die am 20. März geschlvssene Kunstaus-
stellung tn Königsberg i. Pr. hat im ganzen einen Ilmsatz
von ca. 34000 Mark (Katalog-Preise) erzielt. llnter den fünf-
zehn zur Verlosung angekauften Gemälden war diesmal keines
vou hervorragendem Werte. Dagegen sind die vom Magistrat
und dem Kuustverein angekausten Gemälde „Albula-Paß im
Schnee" von C. Ludwig und „Jnder Klosterküche" von Grützner
höchst wertvolle Bereicherungen unserer städtischen Galerie. Auch
die ülnkäufe Privater zeugten meist von gutem Geschmack und
Kunstverständnis, sv die Erwerbung vou Brachts „Abend auf
der Sinai-Halbiusel", Flamms „Campagna", Röths „Am
Ammerjee", Tübbeckes „Poststntion in Thüringen", Thieles
„Strenger Winter".

DedalUtonsschkuk dicsts Kcftcs: tv April — Ausgabc: ss. Kpril
stnbalt des lÜIliZebltteN löestest Tcrt: Hcruiaii Hclferich. Sludic
üdcr dcu Ramraliömus imd Licbcrmann ISchlub) — Joli. Proclsi. Wc
-chcsiel in Iltom Malcr ivcrden wollte und Tichlcr Ivard — P. H a u u. Einc New-
Norker Prwatgalerie — Gottfricd Ncurcutlicr -f- — Uuscrc Bitdcr — O.Brandcs.
Die Jnipressionisten iu dcr Ausstcllung dcr JudSpeudauts — Kunsmotizen -c.
— Aitdcrbcitagcn: E. v. BlaaS, VcneziauischcS Mädchcu — HanS
Barlcls, Vaicuua — G- Kühl, Waisciikiudcr iu Liibcck - A. v. Wahl.
Zu spät.

Redigiert unter Verantwortlichkeit der Vcrlagsanstalt für Runst und Wissenschaft vorm. Fr. Bruckmann (Vorstaud: A. Bruckmann)
Druck der Bruckmann'schcii Buchdruckcrci in Uiüucheu