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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Albrecht Adams Selbstbiographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0323

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Albrecht Adams Selbstbiographie


Aus Alexander Wagners Skizzenbuch

Albrecht Adams Eelbstbiograpble
Albrecbt Adanu (1786—1862.) Selbstbiographie, heraus-
gegebeu von Or. H. Holland. Stuttgart, Cotta. Unter deu
Müuchener Künstlercharakteren der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts
ist Albrecht Adam unstreitig einer der interessantesteu, sowohl
durch das, was er geschaffen, als ganz besonders durch das, was
er gesehen uud erlebt hat. Als Kondilorjunge bei seinem Vater
in Nordlingen sich in den Nebenstunden mit unermüdlichem F-leist
zum Maler bildend, gabcu ihm die unaufhörlicheu Trnppen-
durchziige von 1796 an reichen Stoff zum Skizziereu und bestimmten
deii kiihiienund uiiternehmenden Jungen sofort zur Schlachteumalerei.
Er fängt nuu neben dem Kuchenbacken an, Soldaten-Porträts zu
Pferd und zu Fuß zu malen und verdient sich damit ohne jede
Schulung cin Taschengeld. Bcit zwei Krouenthalern zieht er daun
1804 in die weite Welt. — Allcu anderen Verdienst hatte er zur
llnterstützuug der Eltern verbraucht. Jn Nürnberg fand er zuerst
Arbeit als 5londitor, besuchte aber alsbald auch die dortige
Akadenüe und ging uun bald gauz zur Malerei über, zeichnete,
malte uud radierte für Buchhändler, da Nüruberg damals ein
Hauptsitz des Buch- und Kunsthandels in Deutschland war. Bald
darauf ward die Stadt von bayrischen Truppen besctzt und für
Adam eröffnete sich das reichste Feld zu Studicu und zur An-
knüpfung von Verbindungen. Kurz uachher sollte er nuu auch den
wirklichen Krieg sehen, da die 1805 von Ulm zurUckziehenden
österreichischen Tirippeu in tvilder Flucht an Nürnberg vorbei
kameu, während ihnen alsbald die Franzosen folgten, übermütig
und grausam wie immer, als Sieger.
Nach mancherlei höchst Plastisch geschilderten Abeuteuerii
kam der juuge Blaler uach Augsburg und brachte sich zuuächst
durch Malen von Aquarellporträts durch. Es tvar das damals
eme Nahruugsquelle für jimge Künstler, tvelche die Photo-
graphie heutzutage fast ganz hat versiegen lassen. So fristete sich

auch unser Adam mit derselben bis in den Winter von 1807
durch, wo die bayerischen Truppeu siegreich aus Preußen zurück-
kamen. Mit den Osfizieren alsbald Bekanutschaft anknüpfend,
veranlaßte ihu ein Schatz von 100 fl., deu er sich nach und nach
gesammelt, nach München überzusiedeln, Ivo er nuu mit großem
Fleiß in der Galerie studierte. Durch eme junge Dame ward er
dem Grafen Frohberg, dann durch diesen dem Oberststallmeister
von Kesling, einem sehr eiiiflußreichen Mann, empfohlen, der ihm
Gelegenheit verschaffte, die Pferde des kgl. Marstalls zu studiereu,
ja diese Studien auch an den König zu verkaufen, was ihm dann
noch die Protektion des letzteren eintrug. Seiu Lebensunterhalt
kostete ihn, mäßig gewöhnt wie er es war, täglich 24 Kreuzer, und
dabei war er glücklich wie ein KSnig. So kam das Jahr 1809
heran, wo ihn Graf Frohberg nls Stallmeister und Maler mit
ins Feld nahm. Nach maucherlei Abenteueru sah er zuerst eine
Schlacht am 19. April bei Abeusberg, oder sah sie vielmehr nicht,
sondeni hörte sie uur toben. Ilm andern Tage aber ritt er
hinaus uud sah auch den Entscheiduiigskampf, sogar in Wredes,
des bayrischen Kvmmandanten, uächster Nähe, da dieser ihu bereits
kannte und gerne leiden mochte. ?lm dritten Schlachttage sah er
dann eudlich noch den Kaiser. „Er machte auf mich mit seinem
bleichen Gesichte, den kalten Zügen, dem ernsten scharsen Blicke
eiuen sast iinheimlichen Eindruck, der Glanz der vielen Uiüformen
um ihu her erhöhte den Kontrast diescr unscheinbaren Er-
scheinuiig." — Am Abend sah er danu Napoleou noch eiumal als
Sieger am Eiiigang eines Dörfchens au einer Scheuue stehen,
wo mehrere tausend Gefaiigene an ihm vorüber geführt wurdeii.
„dlicht mit der Mieue des triumphiereuden Siegers saß er auf
seinein Schimmel, ein tiefer Ernst schwebte um seine Stirnej wer
ihn sah, war wohl versucht zu glauben, er gehe noch nüi viel
Größerem um . . ." ?lm zweiten Tage kam Adam nach Landshut,
wo die österreichische Armee ebeu geschlageu worden war. Er
sah nun uoch die Schlachten von Eckmühl uud Regensburg, das
iu Brand geschossen ward, ja behielt kaltes Blut genug, diesen
Anblick sofort zu mnlen. Der siegeuden Armee nun folgend, kam
er am 13. Mai nach Wien, sortwähreud mitten im Feldlager
Portrttts oder Schlachtszenen skizzierend. Jn Wien tvard er
jetzt nüt Porträts von Generälen zu Pferd so überhäuft, daß
er kaum sertig werdeu konnte. Zum Anblick der Schlacht von
Aspern gelangte er nicht, trotz aller Anstrengung, und arbeitete
nun ruhig fort an seiuen Portrüts bis zum Herbst. Bezeichneud
ist, was er über die Wiener Bevölkerung in dieser Zeit sagt:
„Der Haug zur Ilnterhaltung und die Liebhaberei zu allem Neuen
übertäubte bei den Wieneru manches bittere Gefühl. Die
Galanterie der Franzosen fand vornehmlich bei den Dameu
Gnade, viel Geld wurde iu llmlauf gesetzt und so lebte bald alles
iu Wieu tvieder lustig und guter Dinge..." Frohberg ging nun
krank ab, stellte unsern Adam aber uuter den Schutz eines
Kammerherrn Napoleous, der, kunstliebend, sich seiner auch sehr
auiiahm, so daß er nacheinander Maset, Savari, Talleyrand und
viele andere hohe Personen kennen lerute, die an dem kleinen
schwäbischen Maler Gefallen fanden uud ihn oft zur Tafel zogen.
Man uahm eben in diesen Kreisen nur auf die persönliche Tüch-
tigkeit Rücksicht, uicht auf Geburt, ganz besonders aber tvolltc
nian Mut uud Thatkraft sehen, und da machte es eineu guten
Eindruck, daß der junge Küiistler sich überall nülten ius Schlacht-
getümmel gcdrängt und ruhig gezeichuet hatte. Dies siebenmouat-
liche Lebeu in Wien ward uur durch die Schlacht von Wagram
unterbrochen, die er, mit einem Passierschein versehen, diesmal
besonders am zweiten Tage, viel besser sah. „Schon mit dem
ersten Tämmeru.des Tages sah man, so weit daS Auge reichte,
die Waffen der Osterreicher blitzen; es herrschte dabei die größte
Stille und es lag in dem Anblick etwas llnheimliches, aber
Feierliches. Die Schlachtlinie dehnte sich auf eiuer durch sanfte
Hügel hie und da unterbrochenen Ebene mehrere Stuuden weit
aus. Gcgcn die österreichische Stellung hin erhob sich dieselbe,
wodurch eben der Anblick dieser so imposant wirkte. Mit Tages-
anbruch bcgann auf dem linkeu Flügel die Kauonade, die sich
bald aus die ganze ungeheuere Lüüe ausdehnte . . . Prachtvoll,
aber schauerlich war das Hiu- und Herwogen des Kampfes an-
zuseheu . . ." Jm Gefolge der Schlacht sah er nuu aber so viele
erschütternde Szenen, daß er keine Lust mehr empfand, noch weiteren
beizuwohnen. Ohnehin war er so mit Porträtarbeit überhkuft, daß
er sich kauni zu retten wußte, ja imnier sranzösische Generale zu
Pferd malend, iu Schönbruiin sünf Wochen verbrachte. Hier
hatte er auch täglich Gelegenheit, den gerade unter ihm wohnenden
Napoleon zu sehen. Nach Wien zurückgekehrt, ward auch der
Prinz Eugen auf ihn aufmerksam und nahm ihn in seine Dienste.
Von ihm wurde er nun nach Raab geschickt, um das dortige Schlacht-
 
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