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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0350

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272

vermischte Nachrichten — Aunstlitteratur und veruielfältigende Aunst — !)om stsunstmarkt

ihrer Werke wünschen, die Bitte um Einsendung von Reproduk-
tionsvorlageu bis spätestens 15. Juni d. I. Erwünscht sind als
svlche vor alleni scharfe Photographieu oder Handzeichuungeu in
beliebiger Technik auf glattem, weissem — nicht farbigem —
Papier. Die Reproduktiou erfolgt wie ihu früheren Jahren in
Zinkographie, resp. Autothpie; die Auswahl der 150—200 Jllu-
swationen für den Katalog geschieht allein durch den Senat der
kgl. Ilkademie.
vm Am 24. April hielt der Verein d er Kü n stlerinnen
und Kunstfrcundiunen Berlins seiue zwanzigste Jahrcs-
versammluiig ab. Der Vereiu befindet sich im Besitze eines Ver-
mögens von 39,600 Mk und ist iu steter Fortentwicklung be-
griffen. Aus dem Lehrpersonal scheidet Maler Stauffer, welcher
bisher die Porträtklasse leitete, aus, und wird durch die Maler
Ernst Nelson uud Max Kohner ersetzt. An der mit einem Preise
von 500 Mk. dotierten Konkurrenz für figürliche Koiiiposition
nahmen nur fünf Damen teil; unter ihnen blieb F-rl. Mathilde
Bloch Siegerin.
vm Eiu neues Auskunftsmittel, für billiges Geld in den
Bcsitz einer ganzcu Saminlung iudustriell gut verwertbarer Eut-
ivürse zn gelaugen, hat eiue Jmportfirma in Bremen entdeckt. Dic-
selbe teilte einer Anzahl jiingerer Künstler durch Rundschreiben mit,
daß sie bei einem Bremer Bankhause die Summe von 100 Mark
deponiert habe, „behufs Auszahlung au denjenigeu, welcher nach
ihrer Meinnng die beste Skizze liefere, um danach Etiketts für Thee-
büchsen anfertigen zu lasseu." Die Skizzeu sind sarbig im Format
von 20 X^,5 rm auszusühren und werden mit der Einsendung, „auch
wenu sie nicht als die besten anerkannt werden", Eigentuin der ge-
naiinten Firma. „Die Entscheidiiiig, wem der Preis zuerkanntwerden
soll, heißt es wörtlich weiter, bleibt uns überlassen, doch sind wir
auf Anfrage gern bereit, Jhnen den Namen des KUiistlers der
preisgekrönten SkiW namhaft zu machen, um von vornherein
jeden Verdacht der Parteilichkeit unsererseits auszuschließen. Jeder
Einsender eiuer oder mehrerer Skizzen acceptiert da-
durch die vorsteheuden Bedingungeu." — Man sieht, es
ist kein Gebiet steril genug, als daß eiu findiger Kopf nicht doch
uoch seinen Nutzen daraus zu ziehen vermöchte!
—r Der französische Ilnterrichtsminister hat für das Museum
im Louvre mehrere hervorragende Werke des kiirzlich verstorbeuen
Kupfcrstechers Gaillard erworbeu, danmter ein Porträt von
Scgur, das Porträt einer älteren Dame, und eine ganze Reihe
der schönsten Zeichnungen.
O. L. i>ln der ersten Bewerbung uni den Römerpreis in
der Malerei haben sich dieses Mal 220 Kandidaten beteiligt. Das
dicsjährige Thema war statiiteiimnßig wieder der alten Geschichte
entnvmmen und lautete: Tiberius Gracchus entreißl sich seiner
Familie, um sich auf das Forum zu begeben.
* Das Dresdener Zeughaus ist bekauntlich in den
letzten Jahren umgebaut worden, um das kgl. sächsische ?lrchiv
sowie die Antiken- und Gipsabgußsammlungen aufzunehmcn.
Es soll iiniimehr init bildnerischem Schmucke, vor allem mit
einem großen Relieffriese versehen werden. Gegenwärtig wird
darüber verhandelt, wer ihn ausführen und was er darstellen
soll. Prof. Hähnel, dem der Auftrag zugedacht war, wollte nach
eigenem Plane den Fries mit klassisch-idealen Darstellungen
schmücken; indcs wird die F-orderung an ihn gestellt, einen allge-
mein verstttndlichen realen Stoff nach fremder Anordnung darzu-
stellen. Das hieße für Hähnel das künstlerische Glaubensbe-
kenntnis seines ganzen Lebens umstoßen und eS ist begreiflich,
daß der greise Nieister hierzu keine Lust verspürt. Es wäre hier
Gelegenheit, eine vou Friedrich Pecht oft betonte Ehrenschuid
an Hähnel abzutragen, indem man den herrlichen Bacchusfries
von neuem in Marmor ausführen und an dem neiieu Museuin
anbringeu ließe. Doch meint der Meister, der Fries passe nur
an ein Theater. — Die Entscheidung dcr Frage steht vorläufig
noch aus.
Kunst-Liiteratur und vervirtfältigLude Ruust
—s. „Neue Jugend" von Ludwig F-ulda (Berlag
von K. Koenitzer in Frankfurt a. M., Preis M. 2, gebunden
Mk. 3.—) ist, wenn man willj, eine „Künstlernovelle", welche
eine Besprechung in unsern, der bildendeu Kuust uud ihrer Litter-
atur gewidmeten Blättern wohl rechtfertigt. — Gastou war in
seiner Jugeud Architekt gewesen und hatte sich mit hochfliegenden
Plänen für die Zukunft getrageu: Einen neuen Baustil wollte cr
schafsen, der bis in die fernste Zeit von seinem Meistcr zeugen
sollte. Die crste schwere Enttäuichung abcr ivar stark genng,ihn von
dcm großcn Vorhabcn abzubringcn — seitdem ist er ein thaten-

loser Mann, ein „Welteubummler", der freilich umsonst die Leere
seines Jnnern durch die äußerlichen Freuden dieser Welt aus-
zufüllen sucht. ?luf dem Hcidelberger Schlosse findet er eine
gleich gestimmte Seele, eine geistreiche Frau, die, wie er seiner
Kunst, einer Jugendliebe untreu geworden ist und die Fesseln
einer glücklicheren Ehe getragen hat. Er wirbt um die Schicksals-
genosfin, doch Konstanze, so heißt die Schöne, erklürt ihm ent-
schieden, daß sie nur einem berühmten Manne ihre Hand dann
reichen würde: Gaston solle erst eiue That vollbringen uno
seine Werbung wiederholen. Das ist's, was Gaston lange heiß
ersehnt: eine That aufweisen zu können! So begibt er sich denn
mit wahrem Feuereifer auf die Suche nach einer svlchen.
Doch der Ruhm einer That fällt ihm nicht so leicht zu, wie er
sich gedacht. Vergebens versucht er sich alS Politiker, Erfinder rc.
bekannt zu machen. Schon will er betrübt seine Hoffnungen
und Riihmesgedanken aufgeben — da gelingt es ihm, ein blühen-
des Menschenleben aus dem brennenden Bau einer schmucken,
noch nicht ganz vollendeten Villa zu retten. Eine That! Doch
anoerer Art, als sich unser Gaston sie vorgestellt. Das gerettcte
Mädchen erweckt iu ihin nicht nur die erste wahre Liebe, sondern
regt ihn auch — nicht zu Thaten, sondern zur Thätigkeit an.
Bei der Geliebten nämlich sindet er jene künstlerischeu Pläne
wieder, die er einst iu jugendlichein Uninnte verworfen. Er
baut für sich und die Geliebte jene verbrannte Villa, ein Lieblings-
werk des verstorbenen Vaters seiner Braut, der Gastons Taleut
einst sehr geschätzt, wieder anf und wird ein eifriger, thätiger Ar-
chitekt. Dies Wirken in engeren Grenzen füllt sein Leben voll-
kommen auS; er weiß jetzt, daß der Wille allein die Thaten nicht
herbeizieht —
..BeigebiicS Müh'n! Dcmi imr dcm AuScrto incn
Ecliiigt's in sciner Gotthcit trcuer Hut:
Tic Augen klißt sie Ivackj dcm kaum Gcborncu
Und taucht ihu gnädig ilt dic stiix'schc Flui,
Dast unvcrioundb ar von dcm wahuvcrloriicu
Gcspött dcr Zwciflcr, von der Fciudc Wut
Uud vou dcr Thorcu labhrinth'schcin Toscn
Er sich der Wahrhcit naht, dcr schlcicrloscn —
spricht er zu jener geistreichen Fran, mit der er auf der Hochzeits-
reise wieder in Heidelberg zusammentrifft, nachdem anch sie ihrem
Jugendgeliebten, einem Maler, die Hand gereicht. — So läuft
das Ganze in ein heiteres Epigramm aus. Überhaupt wird der
Charaktcr dieser Novelle, die iu der Technik und Versifikation
geradezu glänzend ist, weniger durch die Leidenschaft, als durch
die dlnmut des Geistes bestimmt. Klarheit der dichterischeu An-
schauungen, ein reizender Humor, zierliche Gedankeu und eine
heitere Selbstironie, die in dem epischen Gang der Dichtung
freundliche Ruheplätze schafft, bringen das Werk unserem Geiste,
den Dichter aber unserem Herzen nahe.

Vom Runstmarkt
— Wie >vir nachträglich erfahren, hat der Gesamtwcrt dcr
gelegentlich der letzten Kuiistaus stellung in Kvnigsberg in
O.-P. verkausten Gemälde die auf S. 210 angegebene Summe
bedeutend überschritten und die Höhe von 42.675 Mark (in
Katalogpreisen) erreicht.
vin Rudolf Lepke in Berlin erzielte an den letzten
Auktionstagen für ein Brustbild Kaiser Wilhelms von Paul
Meyerheim 2300 Mk. und für K. Ottos großes, nicht ganz
vollendetes Gemälde „Huldigung der Marie Antvinette durch den
hohen französischen Adel" 1300 Mk. Ein „Piqueur auf der
Vorsuche" von W. Camphausen brachte es auf 900, ein
Exemplar der i. I. 1846 auf König F-riedrich Wilhelm IV.
Kosten zu Geschenkzwecken hergestellten Ausgabe der Oeuvres cke
vreckeric le Orunck mit denJllustrativnenAd. Menzels auf 1410 Mk.
Vou den Gemälden der Sierstorpfs'schen Sainmlung wurden
neben dem für die Berliner Galerie für IllO Mk. angekauften
Weenix zwei Ruhsdaels („Haarlemer Bleiche" und „Waldlaud-
schafl") mit 16,400 resp. 4000, F. Franckens „Sieg der Religion
über die Güter der Erde" mit 9850, ein Altarbild von E. Mem-
ling mit 6550 und zwei N. Berchems mit 6100 und 4950 Mk.
am besten bezahlt.

Rcbalilionsschllil! dieses Keskes: 14. M-i — Ausgabe: 28. Uiai
stlnhalt des Iledgebllteil löestes: ßcrt: Dtto Lrandes. Ter Pariscr
Liilo» i — Iohaiiiics Proclsi. Wie Scheffcl i» Roui Matcr ivcrdcu
loolllc uiid Dichler ward iTchlilsi) — August Wols. Natioiial-Kuiistaiis-
stclliiilg III Vcilcdig — Uiiscrc Bilder — Fraiik Kirchbachs Iiciicstes Werk —
auc Mcisterwcrkc dcS RiiksiiiuscuiuS iu Amstcrdaiii — ituiistnolizcu :c. —
^iidcrliclkagcn: 6. August iKcigcr, Vcrehnuig deS DionhsoS — Ednmiid
Harbnrger. Lic Gcniüllichcn — Enrique Scrra, 4c- killcs ckc dlaris
a Venise OSlvald Acheubach, Vin apxia nuova.

Redigiert nnter verautwortlichkcit dcr verlagsanstalt fnr Aunst und wiffenschaft vorm. Fr. Bruckmann (vorstand: A. Bruckmann)
Druck der Bruckmann'schen Buchdrnckcrct !n München
 
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