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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Heilbut, Emil: Schweizer Reisebrief, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0396

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sich in nichts von anderen
mittelmäßigen Normal-
fresken. Nur in einer auf-
blickenden, weißdrapierten,
liegenden Mädchengestalt
spürt man allenfalls Bvcklin-
haftes und ganz echt ist
ein Böcklin'scher Musenkopf
in einem Rundbilde über
einem Fenster im Treppen-
haus. Er sieht dich ganz
entsetzlich an, ja du mußt
diesen schwarzen Augeu aus-
weichen nnd möchtest zum
Eiugang zurückflüchten, aber
wenn du Mut hast und
die Treppe diesem Medu-
senhauptekeck entgegensteigst,
verwandelt sich der Aus-
druck des Kopfes uud die
Augen sehen dir nur noch
durchbohrend ins Herz, ohne
dir übel zu wollen. Es
ist ein hinreißend leben-
diges Medaillon.
Oben wird man zu-
nächst völlig durch die Hol-
bein'schen Zeichnungen in
Beschlag genommen. Sie
wirken im Original noch in
ganz erstaunlicher Weise
mehr, als auf den Braun'-
schen Photographien und
es ist, in den Porträts
wenigstens, durchaus kein
historisches Begreifen nötig,
sie packen uns auch ganz
ohne Voraussetzungen. Die
Jntimität Holbeins ist auch
unser Bemühen und wenn
seine Zeichnungen anders
als die unsern aussehen, so
ist es, weil sie besser sind.
Es erscheint für die Moder-
nen als Unmöglichkeit, diese
Holbein'sche Delikatesse und
seine Durchbildung zugleich
zu erreichen. Sind die
Modernen zart, so sind sie
es durch das gleichsam Hin-
gewischte ihrer Sachen, und
sind sie exakt, geschieht es
nur zu oft auf Kosten ihres
Reizes: Holbein aber ver-
bindet beides und es ist
nicht wohl möglich, sich
meisterhaftere Zeichnungen
zu denken, als den Stall-
meister Jhrer Majestät, der
schwindsüchtig ist, oder den
Bürgermeister Meier (die
Zeichnung) mit dem Jntimen
im Auge, dem Mmmern
im rechten. Es ist auch

von Herman kielferiäi


Der Nbrnd. von Llaudius Lchraudolph
 
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