Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

DOI article:
Pecht, Friedrich: Unsere Bilder, [26]
DOI article:
Vom Delegiertentag der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0422

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Unsere Bilder. vom Herausgeber — vom


Aus A. Fellmauns Skizzenbnch

welcher dort offenbar die ihm anderwcirts ja gewöhnlich
mangelnde Ansprnchslosigkeit anch nicht gewonnen hat.
Den Reiz des Absichtslosen, Ungesiichten haben nun
gerade die Bilder Andreas Achenbachs in hohem
Grade nnd wirken darum nur um so mehr, weil ihnen
gar keine Hintergedankeu zu Grunde zu liegeu scheinen.
Der Meister gibt ein Stück Natur mit aller bezaubernden
Frische derselben und überläßt es dem Beschauer, was er
hineinempfinden mag. Nur ist das nicht so zu verstehen,
als ob man bei ihm nicht die sicherste Berechnung der
künstlerischen Mittel fände, oder den wirksamsten Gebranch
der malerischen Kontraste. Jm Gegenteil weiß niemand besser
als er, was das Bild vou der bloßen Studie unter-
scheidet: die Abwägung der Massen und Ausscheidung
alles Unharmonischen. Dafür gibt gerade unsere hollän-
dische Hafenszene, ein trefsliches Beispiel, wo man den
Morgenwiud durch die Segel pfeifeu zu hören meint, wie
man das Gewühl des Fischmarkts am Strand durchein-
anderzappeln sieht, das einen so köstlichen Gegensatz zu
den ruhigen Flächen der Luft und der dunklen Segel
bildet. Man glaubt den Duft der salzigen Meerflut
samt dem Geruch der Fische einzuatnien uud freut sich
der sichereu Meisterschaft, niit welcher der Künstler das
alles so packend, kerngesund und lebensvoll wiedergibt,
daß man selber auf den Kais von Amsterdam oder
Ostende zu steheu glaubt und jedenfalls so sröhlich und
unternehmungslustig wird, als ein Seehafeu, der uns die
ganze Welt zu eröffnen scheiut, fast immer stimmt.
Wie sich diese Welt uns schließlich in den Raum
zwischen sechs Brettern zwängt, sehen wir dann in herz-
zusammenschauernder Weise auf dem Erstlingsbilde

Delegiertentag der Allgem. Dentschen Runstgenossenschaft zzi
eines hochbegabten jnngen Künstlers,
des Schweizers Fellmaun, wohl
eines Schülers seines Landmannes
Vautier. Es ist „Die letzte Ehre" be-
titelt und zeigt uns eiu Begräbnis im
Beruer Oberlaud, wo die Leidtrageuden
eben ein letztes stilles Gebet sprecheu,
ehe die Träger den Sarg aufnehmen,
an dessen oberem Ende die trostlose
Gattin dessen sitzt, deu sie jetzt zur
ewigeu Ruhe hinaustragen werden. Es
ist vor allem eine ungewöhnliche Kraft
der Charakteristik, welche der Küustler
hier bei der Schilderung seiner Lands-
leute bethätigt, nicht nur zeigen die
Männer all' das Trockene, Harte und
Maunhafte, was dieselben dort gewöhn-
lich haben, souderu auch die mehr ver-
stört als eigeutlich gerührt ausseheudeu
Frauen, sind nicht weniger gelungen.
Die Abwesenheit jeder dem Schweizer
fremden Sentimentalität, ganz besonders
aber das Blüheu der Natur rundum
vermehrt durch seinen Kontrast uoch
mächtig das düster ergreifende der
Szene, bei welcher der Künstler zu-
gleich eine energische Beherrschung der
künstlerischen Mittel zeigt, die uns im
Verein mit der richtigen Empfindung
das beste von seiner Zukunft hoffeu
lassen. Das Bild ist denn auch als-
bald eine Zierde der Galerie in Karls-
rnhe geworden, und wir wollen nur wünschen, daß ihm
viele gleichwertige folgen.
vom Delegiertentag
der Mgemeinen Deutschen Äunitgenosfenschaft
zu München am 30. Iuni und z. Huli 1887
Die „Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft", unseres
Wissens Mitte der fünfziger Jahre, jedensalls geraunie Zeit vor
Erstehung des Deutschen Reiches gegründet, ist eine freie Ver-
einigung der bildenden Küustler Deutschlands zur gemeinsamen
Wahrung ihrer Jnteresseu ini Jn- und Sluslande.
?lus dieser ihrer Entstehungszeit datiert auch die heute noch
bestehende Zugehörigkeit der Wiener Künstler zur 4lllg. D. K.-G.
und als im Jahre 1867 die Künstler Wiens den diesseitigen
Kollegen mitteilten, daß sie trotz der iiunmehrigen politischen
Tremiuug vom neuen Deutschland, die dem eingeführten Turnus
zufolge jetzt an sie gekomineue Vorortschaft der Vereinigung zu
übeniehmen sich entschlosjen hätteu, wurde dieses Festhalten an
dem alteu Bande in Deutschland allerorts niit großer Freude
begrüßt. So bildet heute noch die Künstlerschaft der Hauptstadt
des uns nunmehr auch in politischer Hinsicht so engverbündeten
Nachbarstaates einen wertvollen Bestandteil der alle deutschen
Künstler-Vereinigungen umschließenden Gesamt-Genosjenschaft.
Mit dem Wachsen der allgemeinen künstlerischen Produktion
und der Bedeutung der deutschen Kunst für das Vaterland so-
wohl als sür den ganzen Weltmarkt hat natiirlich im Lauf der
Jahre auch diese, schon vor Dezennien in weitsehender Weise von
einer früheren Generation ins Leben gerusene Bertretung
unserer allgemeinen Kunstinteressen immer mehr an Bedeutung
gewonnen.
Jnsbesondere die Jnteressenvertretnug deutscher Kunst bei
auswirrtigen Ausstellungsunternehmungeii, die llntersuchung des
Terrains gewissermaßen, die Erlanguug günstiger Bedingungen
für die Beschickung, die Vergewissernng darüber, daß überhaupt
 
Annotationen