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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Aus Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0452

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Aus kermann Baischs Skizzenbuch
Jn Heers Werkstatte sah ich dann auch noch einige prächtige, für die Fassade des neurestaurierten
Heidelberger Rathauses bestimmte Figuren, die denen an dem köstlichen Bau des Schmieder'schen Palais nicht
nachstehen, welche die Leser der „Kunst für Alle" aus unseren Abbildungen kennen. Ebenso auch zwei weibliche
Figuren an dem köstlichen Gartenpavillon, den wiedernm Close gcbaut. — Weitere Arbeiten von Heer sollen
dann das neue Gebäude der Kunstgewerbeschnle zieren, durch dessen Pläne Durm einen vollgültigen Beweis gibt,
wie er die schärfste Charakteristik recht gut mit dem Formenadel der Renaissance zu verbinden weiß. Auch
eine Büste Scheffels traf ich bei Heer, wie nachher eine bei Volz, die alle beide einen immerhin vielversprechenden
Anlauf zur Lösung dieser so höchst schwierigen Aufgabe der mvnumentalen Darstellung des Dichters nehmen.
Warum man nun, statt eine allgemeine deutsche Konkurrenz auszuschreiben, die unter diesen Umständen doch zu
keinem Resultate führen kann, nicht vorzog, die Karlsrnher Bildhauer allein konkurrieren zu lassen, die den
Dichter alle persönlich gekannt und täglich gesehen haben, das ist mir wenigstens unerfindlich. Scheffel ist eine
so spezifisch alemannische Figur, daß selbst seine Poesie ganz gewiß durch alemannische Bildhauer besser charak-
terisiert werden würde, als durch irgend welche andere. Hier haben Mitbürger und Freunde vor allen übrigen
viel voraus und das erste Recht. München verdankt ja sein bestes Monument, den Liebig, auch ganz allein
dem Umstand, daß ihn Wagmüller ganz genau kannte, ehe er es schuf. Anders verhält sich die Sache, wenn,
wie bei Geibel, kein Einheimischer da ist, der die Aufgabe übernehmen könnte. Hier hat denn auch Volz in
seinem preisgekrönten Modell etwas Vorzügliches geleistet, und in dem Genius am Fuße des Monuments den
Charakter der Geibel'schen Dichtung sehr glücklich ausgesprochen.
Jetzt traf ich Volz eben mit dem Modellieren köstlich erfundener Figürchen zu einem großen, dem
Erbprinzen als Geschenk der badischen Städte zu seiner Vermählung gewidmeten Tafelaufsatz beschäftigt,
welcher nach einem überaus phantasievollen Entwurf des Direktors Götz von Mayer in Silber getrieben
werden und dann das Karlsruher Knnstgewerbe auf der Münchener Ausstellung vertreten soll.
Wie leistungsfähig dieses Kunstgewerbe bereits ist, konnte man indes am glänzendsten in der eben
eröffneten Ausstellung von deutschen Kunstschmiedearbeiten sehen, die durch ihren Reichtum jeden überrascht.
Besonders, wenn man sich vergegenwärtigt, daß von dieser ganzen, hier so reich vertretenen Technik vor
1870 noch so gut wie nichts existierte, während sie uns jetzt durch eine Reihe Arbeiten aus allen Teilen des
Vaterlandes ersreut, die sich oft dem Besten, was die Alten in dieser Art geleistet haben, an die Seite
stellen dürfen. Jst nun Karlsruhe wie Baden überhaupt durch prächtige Leistungen, meist nach Entwürfen
von Götz durch Hammer u. a. ausgeführt, vorzüglich vertreten, so hat doch in Bezug auf die echt künstlerische
Beherrschung des Materials ein junger Frankfnrter, Franz Brechenmacher, durch ein Paar Muster von Blatt-
und Blumenornamenten, die er alle aus einem Stück Eisen blos mit dem Hammer herausgearbeitet, alles
Vorhandene übertroffen. Der behandelt euch das harte Eisen, als wenn es Wachs, und er Vnlkans ältester
 
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