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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Ein Rückblick auf die Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0479

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Lin Riickblick aur' dic Iubiläums-Runstausstellung in Berlin*)

ie sinanzielleii Ergebnisse der großen internationalen Aus-
stellnngen haben in der Negel viel zu wünschen übrig
gelassen.
Gewvhnlich war das Resultat ein nicht uubelrüchtliches Defizit.
Anders bei der vorjährigen akademischen Jubilaunis-Kuustaus-
stellunq zu Berliu, welche bekanutlich uuter dciu Allerhvchsten
Prolektorate Sr. Majestät deS Kaisers und KvnigS voin 23. Mai
bis znin 3l. Oktober 1886 im LaudesauSstellungspalaste statt
halte. Anf ihren Verlauf dars die Berliuer Akadeniie init stolzer
Genngthunng zurückblicken.
Es mag deshalb gestattet sein, uber den Nnisang der AuS-
stellung, welche gewisjermasten in drei Abteilnngen, näinlich:
t. die Werke der bildenden Künste der Jetztzeit iini-
fasseude Hauptabteilung,
2. die Abtcilung für historische Knnst,
3. die Abteilung für dekvrntive Kunst
zersiel, uoch eininal ciuen kurzen statistischen Überblick zu qeben.
Die von der tllkadeinie angestreiigien Bemiihungen uin Be-
jchassung einer reichen Saininluiig von Ansstellungsobjckten aus
atten Gebieten der bildenden Kunst waren vvn gutein Erfolge
gekiü'nt worden.
Es gelangten zur Ausstellung, abgesehen von der histori-
scheu Abteilung:
I37ü Olgeinälde,
239 Aquarelle, Pastellbildcr, Zeichiiungen,
tOl Kupferstiche, Radierungcn uud Hvlzschnitte,
30 t Bildwerke und
307 architektonische Entwürfe.
Die historische Abteilung allein uinfastte 44-1 Olgemälde,
eine uinfangreiche Sanimlung von Werken der vervielfältigenden
Künste von 64 verschiedenen Meister», >0.', Bildwerke, 100 archi-
tektonische Entwürfe, sowie eine groste Anzahl gruppenweise aus-
gelegter Zeichnungen verschiedener Künstler.
Hierzu kamen von 233 Autoren 401 Ausstellungsobjekle
der dekorativen Kunst, welche zum erstenmale als besondere Gruppe
innerhalb der akademischen Kiiiistausstellungen erschien.
Auf dem Gebiete der bildenden Kunst war Deutschland der
Natnr der Sache nach am hervorragendsten beteiligt. 1019 ?lus-
steller hatten 1429 Werke gesandt. Hiervon entfielen 404 Aus-
steller niit 607 Werken auf Berlin, 249 Aussteller init 328
Wcrken auf München, 126 Künstler mit 163 Werken anf Düssel-
dorf, 54 Slussteller mit 69 Werken auf Dresden, 31 Aussteller
init 43 Werken aus Weimar und 155 Künstler mit 219 Werken
auf das iibrige Dentschland.
Vvn in austerdeutschen Ländern wohnenden Künstlern be-
teiligten sich 126 aus Österreich-IIngaru nüt 252 Werken, es
folgten 114 aus England mit 152 Werken, 92 italienische
Künstler nüt 132 Werken, 68 Künstler Hollands mit 147
Werken, 64 belgische Künstler mit 70 Werken, 34 Künstler
Däiiemarks nüt 35 Werken, 32 russische Künstler mit ebensovielen
Werken, 25 in F-rankreich lebende Künstler nüt 29 Werken, 18
Künstler aus Schweden uud Norwegeu nüt 19 Werken, 13 spa-
nische Küustler mit 15 Werken, endlich 8 Künstler der Schweiz
nüt 11 Werken.
Der Versicherungsivert der ausgestellten Werke belief sich
insgesamt auf rund 14,370,000 M., wovon durch Bersicherungs-
Gesellschast--u 1. Ranges nur 8—9 Millionen gedeckt werden konn-
ten. Sln >-cm Gesamtversicherungswerte enlsielen auf Olgemälde
7,740,000 M., auf Aquarelle, L-tiche :c. 590,000 M., auf die
Bildwerke 1,420,000 M., die nrchitektvnischen Entwürfe 240,000 M.,
die Werke der schmückeiide» Kunst 1,865,000 M., endlich auf die
der historischen Slbteilung 2,515,000 M.
Der Gunst des Publikums erfreute sich die Ausstellung in
außerordentlichem Maste. Während ihrer 162 tägigen Dauer
wnrde sie von 1,161,461 Tages-Eintrittsgeld zahlenden Personen
besucht, unter denen sich zahlreiche Gruppen von Korporationen
und Vereinen befanden, welchen der Eintritt zn erinästigten Preisen
gewährt worden war. Nicht kontivliert wurde der Besuch der
Slusstellung durch die Aussteller, die Angehörigen der Slkademie
und der durch die Jnhaber sogenannter Saison-Karten, welche
zum fortgesetzten Besuche der Slusstellung berechtigten, und deren
gegen 10,100 ausgegeben worden waren.
Die höchste Besucherzahl wurde in den Monaten Juni und
Juli erreicht, die niedrigste fand im Oktober statt.

Es bezahlten nämlich Eiutrittsgeld im Monate Mai
uoch 48,398, im Juni 241,466, im Juli 244,776, im dlugust
230,988, im September 211,445 und endlich im Oktober nur
181,388 Personen.
Wührend sich also die Durchschuittsziffer der Tages-Eintritts-
geld zahlenden Besucher auf ruud 7169 stellt, betrug dieselbe
während der Monate Juni und Juli 8048 resp. 7896 gegeu nur
6046 im Oktober.
Die durch den Besuch des Publikums erzielten Einnahmeii
haben sich auf 661,153 M. 63 Pf. velaufen.
Niit der Slusstelliiiig war eine Verlosung von Kunstwerkeii
aus der Ilusstellung verbunden.
Ansgegeben wurden 500,000 Lose, deren dlbsatz anch wohl
gelungen ist, da fast in sümtlichen deutschen Staaten der Vertrieb
derselben genehmigt worden war. Die Akadenüe derKünste hatte
die Lose einem Generaldebitvr gegen feste Nechnung übertragen.
Vcrkauft wurden ini gauzen 948 Kunstwerke zum Gesamtpreise
von 884,422 M. 75 Pf. und zwar:
320 Ölgemälde für . . . . M. 731,125. —.
66 Bildwerke für .... „ 121,110. —.
114 Werke der Klein- bezw.
schmückendeii Kunst . . „ 10,739. 25.
363 Werke der vervielfältigen-
den Künste für .... „ 17,848. 50.
endlich
85 Sammelwerke für ... „ 3600. —.
Der der Akadenüe der Künste aus der Verlosung und dem
Verkauf der Kunstwerke zugefallene Gewinn beträgt rund 49,000 M.
Unter Hinzurechnung dieses Betrages, sowie von 20,000 M. füi
das Verlagsrecht der Ilusstellungs-Kataloge, einiger kleinerer
Einuahmeii und der Zuschüsse von Stadt und Staat, haben sich
die Gesaniteiiinahmeu der Ausstellung auf rund 932,000 M. be-
lausen, deneu au Ausgaben nur rund 762,000 M. gegenüber-
stehen, so dast eiu llberschuß von 170,000 M. festgestellt werden
konnte. Dieses Resultat ist, obwohl es noch nicht einmal die ge-
wührten Zuschüsse repräsentiert, als ein außerordentlich glänzen-
des zn bezeichnen, da allein nahezu 400,000 M. für dauernde
Einiichtungen, als für den Erweiterungsbau des Slusstellungs-
gebäudes und die künstlerische Dekorierung der Repräsentations-
säle aufgewendet worden sind. — Aus dlnlast der Ausstellung
wurden 13 groste und 60 kleine goldene Dkedaillen für Kunst,
I goldene Medaille sür Wissenschaft an Künstler, welche sich mit
ihreu Werken besonders hervorgethan, bewilligt und 99 ehren-
volle Erwähnungeii ausgesprochen.
Zuni bleibenden Gedächtnis der Jubiläums-Kunstausstellung
hat der Kuratvr der ?lkadenüe, Staatsminister Or. von Goßler,
der letzteren ein wertvolles Weihgeschenk gestiftet, namlich eine
nach dem Entwurse des Geschichtsmalers Prof. Ernst Ewald
ausgeführte Votivtafel, deren Mittelteil die Gestalt des „Siegers"
nach Professor Reinhold Siemerings Statne — in Emaillemalerei
ausgeführt vou E. Bastannier — und darüber die von M.
Haseroth in Stein geschnittenen Reliesbildnisse Friedrichs des
Großen und Kaiser Wilhelms enthält, unirahmt durch eine Fassung
von Ebenholz nüt Silberornament und eingesetzten Steinen.
Sluch die dlkadenüe der Künste hat Erinnerungszeichen an
die Ilusstellung herstellen lassen, eimnal durch die Heransgabe des
bereits von nns besprochenen Werkes der Handzeichnungen ihres
einstigen Dircktors, Gottfried Schadow, andererseits durch
eine besondere brvnzene Erinnernngsmedaille, welche nach deni
vom Professor Friedrich Schaper für die große goldene Me-
daille für Kunst gesertigten Modell geprägt wurde.
Diese Erinnerungszeichen haben hervorragende Gönner und
Förderer, sowie Mitarbeiter der Ausstellung erhalten.
Es sei schließlich noch bemerkt, daß die Überschüsse der
Ilusstellung zu dem Künstausstellungsfonds der Slkademie fliesten,
dessen Erträge bestiiiimungsmäßig zu Unterstützungen an not-
leidende Künstler, welche sich regelmüßig an den Ausstellungen
dcr Akadenüe beteiligt haben, und deren Hinterbliebenen ver-
wendet werden. Mögen schon um dieses guten Zweckes willen
auch alle übrigen Ausstellungen der Slkademie von gleichem oder
auch nur ähnlichem Erfolge begleitet sein, wie die vorjährige
Jubiläums-Kunstausstellung. -i

E- ist uns leider erst jeht nach destnitidcr RcchmmgSfeststellung möglich, diese interestante Ausstellungs-Bilanz zu bringen.
Die Runst für Alle II ^8
 
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