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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst - Kunstmarkt
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Ansstellungen, §aminlungen rc. — L>ermischte Nachrichten

Z79

vm Jn Berlin machen die Opfer der gestrengen Ans-
stellungsjnry, nachdem ein erster Versuch im vorigen Jahre dnrch
viel Reden nicht zur That hindurchdringen kvnnte, jeht Ernst
damit, neben der akademischen Ausstellung nach Parijer Muster
einen Salon <Ies rekuses zu errichten. Akit der Vertretung ihrer
Jnteressen haben sie am 22. Angust die Herren Pvrträtmaler
Schriider, Leipzigerstraste 29, Bildhauer Schmidt, Siromstr. öO,
betraut. Diese fordern daher alle Ausstellungslustigen auf, ihre
Werke bei ihnen bis zum t. September anzumelden, damit die
Ausstellung, zn welcher die Firma Ascher und Miinchow ihre
Räumlichkeiten gegen einen Anteil an den Einirittsgeldern kostenlos
nberläßt, baldmvglichst eröffnet werden kann.
8 Japan in U l m. Was durch Jntelligenz, Mut und
knnstlerische Begeisterung setbst mit bescheidenen Mitteln in einer
kleineren Stadt geleistet werden kann, zeigt die alte Mnnsterstadt
an der Donau, die vom 1. Angnst biS 15. September die
Pforten ihres Knnstgewerbehanses einer japanischen Kunst-
ausstellnng eröffnet hat. Durch die rastlosen Bemiihungen der
dortigen Herren v. Enzberg, Red. der „Schnellpost", und C.
Kinnnich, Gpmnasiallehrer, ist eine Saiiimlung zustande gekommen,
wie sie in Dentschlaiid bisher nicht zn sehen war. Die Schähe
der wiirttembergischeii Zentralstelle fiir Gewerbe nnd Handel
(Prof. Baelz in Tokiol svwie die besonders dnrch religiöse Plastik
hervorragende Kollektion Baron Ulm-Erbachs erfreuen durch
Pracht, minutiöse Vollendung und Vielseitigkeit der bewunderns-
Iverten Technik nnserer ostasiatischen Freunde. Aber auch die
Wettbewerbung europäischer Künstler auf diesem Gebiete ist nicht
übergangen; das in diesen Blättern mehrfach erwähnte japa-
nische Gemach des Mnnchener Malers v. Seidlih findet der Ein-
trelende vor, sowie eine Fiille von Erzengnissen jeder gewerb-
lichen Technik, vom kostbarsten, viele Bketer langen Rollbilde bis
zum einfachsten Papterfächer. Biöge ein glncklicher Erfolg die
kiihnen Veranstalter belohnen und andere Städte zur Nacheife-
rung anspornen.
vm Mannheim. Vor einiger Zeit schon gejchah auf
S. 239 dieser Blätter der erfreulichen Resultate Erwähnnng,
welche der hiesige Knnstverein unter Vorangang des Galerie-
direktors Karl Ro u x mit seinen Bemühungen erreicht hat, das
Knnstleben hier einer dem Reichtum unserer Stadt entsprechenden
Blnte entgegenzufnhren. Es gebnhrt sich daneben aber vor allem
auch der aufopferungsvollen Thätigkeit des Knnsthändlers A.
Donecker zn gedenken, um so mehr als dieser dem Kunstverein
gewissermaben den Weg gewiesen hat, indem er schvn drei Jahrs
vor jenem hier die erste permanente Kunstausstellung ins
Leben rief. Waren die Erfvlge auch, wie erklärlich, zuerst gering,
so gelang es seinem Geschick schon nach ein, zwei Jahren, dem
Publikum das nötige Jnteresse fiir sein Unternehnien abzuge-
winnen, so daß er seit dem Mai 1880 bis jetzt über 2400 Ol-
gemälde zur Ausstellung brachte. Btit der Schaulust ging die
Kauflust Hand in Hand, denn allein 327 Ölbilder gingen aus
dem Donecker'schen Gemäldesaal in Privatbesitz über. Unter ihnen
besand sich u. a. auch „Auerbachs Keller" von Ed. Grützner und
wurde mit 18,000 M. bezahlt.
. Rudolf Bangel in Frankfurt a. M. beabsichtigt
demnnchst in jeinem Gemäldesaal auf etwa 14 Tage eine Ver-
kaufsausstellung von Öl- und Aquarellskizzen zu veranstalten,
und diese je nach dem Anklang, den sie beim Publikum und der
Künstlerschaft finden wird, künstig in jedem Jahre ein oder
mehrere Male zu wiederholen. Dem Unternehmen ist im Jnteresse
der Kunst nur bester Erfolg zu wünschen; es dürfte sich als ein
recht geeignetes Mittel erweisen, nicht nur im allgemeinen das
Kunstverständnis zu fördern, sondern auch Öldrucken und me-
chanischen Reprodnktionen jeder Art zu gunsten künstlerischer
Originalproduktionen in ihrer frischen Ursprünglichkeit — und
mancher Kiinstlerkasse in ihrer nicht seltenen Leerheit, ersolgreich
Kvnkurrenz zu machen.

Vermischie Nachrichlrn
— Für die Ausführung eines Reliefs an der Kirche zu
Constappel, welches den „Heiland in sitzender Stellung mit
entsprechenden Gestalten in seiner Umgebung" darstellen soll,
erläßt der Senat der Dresdener Kunstakademie ein Preisaus-
schreiben für sächsische und in Sachsen wohnhafte Künstler. Das-
selbe setzt zwei Preise von 300 und 200 Mk. aus. Die Modell-
skizzen sind in ^/g der Ausführungsgröße herzustellen und bis
zum 1. September dem Kastellan der Akademie einzusenden.

P: Rom. Die im vorigeu Hcft (S. 366) erwähnten
Wandmalereien in der Kandelabergalerie des Vatikan, welche
unser Landsmann Ludwig Seitz in päpstlichem Auftrage aus-
führt, sind nunmehr vollendet.
Unsere Mitteilung in Heft 21 (S. 336), daß die „klngen
nnd thörichten Jungfrauen" K. v- Pilotys das letzte noch uicht
in feste Hnnde übergegangene größere Gemälde des berühmten
Künstlers sei, bedarf insofern einer Richtigstellung, als sich die
große Darstellnng: „Unter der Arna" znr Zeit noch im Besitz des
Münchener Kunsthändlers dlnmüller befindet. Anf der 1883 er
Münchener Ausstellung erregte das Bild berechtigtes Aufsehen-
mvge eine deutjche Galerie, in der Piloty noch nicht vertreten ist,
sich ihrer Aufgabe bewußt sein, ein so hervorragendes Werk
K. v. Pilotys dem Vaterlande zu erhalten.
— Für die Restanrierung der altehrwürdigen Sebaldus-
kirche in Nürnberg, eines unserer schönsten Baudenkmäler, hat
der Prinzregent von Bayern die Summe von 10,000 Mk.
ausgesetzt.
vm Für ein Parlamentshaus in Buenos-Ayres, welcheS
32 Millionen Mark kosten soll, schreibt die Argentinische Republik
eine» Wettbewerb aus. Bewerber haben ihre Plüne mit Devisen
bis znm 1. April 1888 bei der nüchsten Gesandtschaft der Nepnblik
einzureichen; ihrer warten zwei Preise in der verlockenden Höhe
von 160,000 nnd 40,000 Mk.
— Am 12. Angust wurde im Jndustriepalast zu Paris
die 9. Allgemeine Ausstellung der Union centrale ckes arts
ckecorutifs in noch unsertigem Zustande ervffnet.
* Der Passauer Kunstverein hat sich nach sechsjährigem
Bestehen aufgelöst und bereits sein Jnventar für 1040 Mk. ver-
steigert. Der davon nach Lösung aller Verbindlichkeiten verblei-
bende Betrag soll dem Verein für Ferienkolonien überwiesen
werden.
OI. Jn Budapester Künstlerkreisen wird ein Geschichtchen
kolpvrtiert, das erzählenswert ist, wenn auch der Abschluß erst
durch die Behörde herbeigeführt werden dürfte. Unter dsn Ge-
mälden, welche im jüngsten Pariser „Salon" einen Preis zuge-
sprochen erhielten, war anch ein Bild des seit Jahren in Paris
lebenden polnischen Landschaftsmalers Poliansky. Ein un-
garischer Graf, welcher alljähriich einige Wochen an der Seine
verbringt nnd sich nichts daraus macht, am grünen Tische oder in
lnstiger Damengesellschaft seine Goldfüchse und Banknoten
springen zn lassen, wollte xar xtaisir auch einmal die Kunst
unterstützen, besuchte den „Salon" und entschloß sich zum An-
kaufe des Bildes Polianskys, für das ein Preis von 3000 Fr.
angesetzt war. Der Graf erlegte im Sekretariat des „Salons"
500 Franks als Anzahlnng, bat, das Gemälde mit einem
Rahmen zu versehen, der es um etwa 600 Frs. verteuern Vürse,
und es ihm dann nach Budapest zu senden, worauf er sofort den
Restbetrag der Kaufsumme einschickeu würde. Der Sekretär
übergab die Anzahlung dem Maler, welcher nun die Sache weiter
zu führen hatte, da das Sekretariat des Salons blos die Ein-
leitung, nicht die dlbwicklung eines Verkaufes besorgt. Das
Gemälde wurde dann an den reichen Grafen nach Budapest ex-
pediert. Es vergingen Wochen, ohne dem Maler die erwartete
Geldsendnng von seineni Kaufer zu bringen. Endlich erinnerte
er daran in einem höflichen Briefe, worauf er die minder höf-
liche Antwort erhielt, der Gras hätte das Mld von Sachverstün-
digen prüfen lassen, welche dasselbe sehr mangelhaft und mit
dem Angeld gut genug bezahlt gefunden hätten. Der überraschte
Künstler machte noch einige hösliche Versuche, zu seinem Gelde zu
gelangen; da diese nichts fruchteten, drohte er dem Herrn
Grafen mit der gerichtlicheu Klage. Jndessen hatte Michael
MunkLcsy von der Angelegenheit erfahren, lud den polnischen
Maler, von dem ihm bekannt war, daß er nicht in giänzendeii
Verhältnissen lebe, zu sich und riet ihm, persönlich bei dem
Grafen vorzusprechen, der ihm — Munkäcsy —^ bekannt wäre
und auf sein Wort vielleicht einiges Gewicht legen würde. Akit
einem Briefe MunkLcsys und auf dessen Kosten reiste nun Po-
liansky vor einigen Tagen nach der ungarischen Hauptstadt, wo
er jedoch vorläufig den edlen Grafen nicht antraf. Die unga-
rischen Künstler, welche den pvlnischen Kollegen mit warmer
Gastfreundschaft empfingen, hoffen, daß der Brief Munkäcsys die
Angelegenheit im Sinne und Rechte des Malers schlichten
werde; lieber wäre es ihnen freilich, wenn eine gerichtliche Ent-
scheiduug erfolgte, da in der letzten Zeit bei den Bilderküufen aus
den Budapester Ausstellungen derartige nachträgliche Differenzen
nichts Seltenes waren.
 
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