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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vom Kunstmarkt
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Denkmäler — Ausstellungen und Sammlungen — Vom Kunstmarkt

2 g


geführt. Er trägt auf der Vorderseite den Namen Gottfried
Semper. Semper ist barhaupt, im Rock und kurzen Überrock
dargestellt im kräftigen Mannesalter, wie er zur Zeit in Dresden
gewirkt hat; mit dem rechten Fuße auf dem Boden, mit dem
finken auf einem antiken Gesimsstück stehend, hält er in beiden
Händen den aufgerollten Grundriß des Dresdner Theaters nach
rechts hin, während er nachdenkend nach links abwärts schaut.
Die Wirkung ist mehr genrehaft als monumental; die Bewegung
ist rhythmisch wohl durchgeführt, die Ähnlichkeit wohl getroffen.
Die Figur ist von dem Eisenhüttenwerke Lauchhammer in Bronze
gegossen. — Im Anschluß an die Denkmalenthüllung ist eine
Semper-Ausstellung veranstaltet, die einen Überblick über Sempers
gesamtes Schaffen gestattet. liWSs

tll. Rom. Wie uns aus Rom geschrieben wird, ist im
Beisein des Königs, des Grafen von Turin, des Ministeriums
und der höchsten Würdenträger des Reiches das Viktor
Emanuel-Denkmal in Livorno am 28 August feierlichst
enthüllt worden. Das Denkmal — ein prächtiges Werk des
in Florenz lebenden jungen Bildhauers Professor Augusto
Rival ta — stellt den König in P iemontesischer Generals-
Uniform und in ruhiger Haltung auf dem Pferde dar. Roß
und Reiter sind zweimal lebensgroß ausgeführt. Das elegante
Marmor-Piedestal ist mit zwei Basreliefs Rivalta's „Abdankung
Carlo Albertos" und „Einnahme Roms 1870" — den beiden
Marksteinen der italienischen Freiheits- und Einigungskämpfe —
geschmückt. Außerdem enthält das Piedestal noch die künstlerisch
vollendeten Bronze-Wappen des Hauses Savoyen und der Stadt
Livorno von Bildhauer Gori. Das Denkmal — das eigentlich
schon vor neun Jahren hätte enthüllt werden sollen! — ist alles
in allem 13 m hoch und der Kathedrale zugewandt. Der Preis
des Ganzen — das Piedestal wurde von dem Architekten Conti
völlig gratis hergestellt — betrug 200,000 Lire. — Gleichzeitig
mit dem genannten Denkmal wurde auch eine für das Rathaus
von Livorno bestimmte treffliche Büste des Prinzen Amedeo
von Savoyen (Ex-Königs von Spanien und Bruders König
Umbertos) enthüllt. Die Büste ist eine Arbeit des bekannten
Bildhauers Corcos. — Dem berühmten Meister der Kirchenmusik
Palestrina (Giovanni Pierluigi von Palestrina) will ein eben
unter dem Vorsitz des Kardinals Bianchi zusammengetretenes Konnte
zu Ehren seiner dreihundertjährigen Todesfeier (2. Februar 1894)
in Palestrina ein Denkmal errichten. — Die Regierung hat die
Aufstellung einer sämtliche Denkmäler Italiens umfassenden
Statistik angeordnet. li37si

WO. Magdeburg. Gerade am Sedantage wurde in
unsrer Nachbarstadt Burg das von dem der hiesigen bekannten
Bildhauerfamilie entstammenden Bildhauer Emil Habs in
Berlin modellierte Kaiser-Wilhelm-Denkmal enthüllt. Der Künstler
hat den Monarchen in außerordentlicher Porträtähnlichkeit in
ruhiger, schlichter Haltung, wie sie ihm in den letzten Jahrzehnten
eigen war, dargestellt, mit der Generalsunisorm und mit umge-
hängtem, vorn offenen Mantel bekleidet. Die Rechte des Kaisers
ist gesenkt, die Linke ruht am Gesäß des Degens, auf dem Haupte
der bebuschte Helm. Der in grauem schlesischen Marmor herge-
stellte Sockel ist schön gegliedert; die Vorderseite zeigt auf grüner
Syenitplatte die Kaiserkrone in Bronze, umrahmt von einem
Lorbeerkranze von gleichem Metall. Kränze schmücken die beiden
Längsseiten des Postaments, dessen Rückseite die Inschrift trägt:
„Dem großen Kaiser die Stadt Burg". — Das Denkmal, welches
in den städtischen Anlagen beim Garnisonexerzierplatz seinen
Standort erhalten hat, macht einen erhabenen Eindruck. Der
Bronzeguß ist von der Berliner Firma Martin L Piltzing
ausgeführt. Emil Habs hat seine Studien auf der Berliner
Kunsthochschule gemacht, auf welcher er besonders den Unterricht
von Albert Wolfs und Fritz Schaper genoß. l^ich

— Stuttgart. Die beiden Preisträger bei der im Vor-
jahre stattgefundenen Konkurrenz für ein Kaiser Wilhelm I. in
Stuttgart zu errichtendes Denkmal haben ihre Entwürfe dem
Wunsche des Denkmalkomitees nunmehr umgearbeitet und beide
neuen Entwürfe sind in Stuttgart gegenwärtig ausgestellt. —
Das Komitee wird demnächst sich zu entscheiden haben, ob der
mehr konventionelle Entwurf von Bildhauer Bausch und
Architekt N eckelmann in Stuttgart von reicher dekorativer
Wirkung zur Ausführung gebracht werden soll, oder der Ent-
wurf von Klein in Berlin, der den Kaiser ungemein charak-
teristisch auf ruhig stehendem Roß ohne allegorisches Symbol
darstellt. Das Postament dieses Entwurfes hat durch Reliefs eine
etwas reichere Ausgestaltung erhalten. Beide Entwürfe repräsen-
tieren zwei Kunstrichtungen, und mit gespannter Erwartung harrt
man darauf, welcher von beiden der Sieg zufallen wird. st^2o;

ll.-I) Homburg v. d. H. Das dahier dem Kaiser Friedrich
errichtete Denkmal ist ein wvhlgelungenes Werk des Bildhauers
Joseph Uphues-Berlin, eines Lchülers von Begas. Das
Denkmal — Tiroler Marmor auf rotem Granitsockel — zeigt
den Kaiser (Büste), den Mantel um die rechte Schulter, die Brust
mit dem Küraß bedeckt, den das Band des schwarzen Adlerordens
und zahlreiche sonstige Orden schmücken-

Ausstellungen und Sammlungen

— Um die Erinnerung an die prächtigen Räume festzu-
halten, welche der Münchener diesjährigen internationalen Kunst-
ausstellung ein so ungemein harmonisches Gepräge verliehen hat,
geben wir in diesem unsrem letzten Ausstellungsheste auf Seite
19, 22, 23 u. 24 die vier Ansichten des Vestibüls, des französischen,
polnischen und Skulpturen-Saales, welche ganz besonders charakte-
ristisch waren. Sie sind beredte Zeugen für die Kunst des Meisters
Gabriel Seidl, dem die architektonische Gestaltung der Aus-
stellung zu verdanken ist und der als berufener Nachfolger Gedons
sich glänzend bewährt hat.

— München. Für die Lotterie der Münchener VI. inter-
nationalen Kunstausstellung sind als Hauptgewinne angekauft
worden: Schachinger, Geheimnisvoller Bries; Schrötter, Kriegs-
geschichten und Gamp, Flora (erste Hauptgewinne 5000 Mk.);
Zoff, Capo lungo; Bollrath, Vom Starnberger See; Kube,
Statuetten ans der Zeit der Empire (zweite Hauptgewinne
2000 Mk.); Blos, Frühlingswehen (dritter Hauptgewinn 1000 Mk);
Die folgenden 10 größeren Gewinne bewegen sich von 800 bis
300 Mk Außerdem sind 20 Gewinne zu je 100 Mk., 30 zu
je 50 Mk. aus Kunstwerken bestehend, ausgesetzt. Als 20 Mark-
Gewinn gelangt der erste Jahrgang der Publikationen des Vereins
für Originalradierung (12 Blätter) und als 10 Mark-Gewinn
eine elegante Mappe mit 10 Llchtdruckreproduktionen hervor-
vorragender Stücke aus der historischen Sammlung der Münchener
Künstlergenossenschaft zur Ausgabe. Bon ferneren hervorragenden
Ankäufen verzeichnen wir noch einige. So wurde von Privaten
angekauft: P. A. Besnard, Lächeln; W. von Czachorski, Zeit
der Rosen; M. Gaisser, Genre; Wierusz-Kowalski, Unterwegs;
E. Knbierschky, Flußlandschaft im Frühjahr; P. P. Müller,
Am Waldessaum; M. Nonnenbruch, Flora; I. von Wodzinski,
Gigerldeputation und Balletkorps.

— Dresden. Die Kunsthandlung von Th eo d or Li chten-
berg in Dresden (Hauptgeschäft in Breslau) verlegte ihre Gemälde-
Ausstellung mit Anfang Oktober nach der ersten Etage des neu-
erbauten „Victoria-Hauses". Die größeren und eleganteren
Räume mit reichem Lichte dürsten den Bestrebungen zur Pflege
der modernen Kunst in Dresden, welcher sich die Firma seit
April 1891 unterzieht, eine erneute Anregung geben. Die Er-
öffnungs-Ausstellung wird infolge von Zusagen erster Künstler
reich beschickt werden.

tr. Düsseldorf. Unsre städtische Gemäldegalerie ist durch
die Schenkung eines nachgelassenen Werkes des verstorbenen
Genremalers Eduard Schulz-Briefen bereichert worden. Das
„In Gedanken" betitelte Bild wurde der Galerie von Frau Ww.
Maria Müller, geb. Süs, zum Geschenke gemacht. Die städtische
Sammlung besitzt jetzt zwei sehr charakteristische Werke des Meisters;
außer dem obengenannten befindet sich darin das 1880 erworbene
große Bild „Zum Verhör", welches zu seinen allerbesten Werken
zählt. Unei

V. D. Freiburg (Schweiz). Eine retrospektive Ausstellung
von Kunstwerken, meistens Arbeiten von Freiburgern, wurde
kürzlich in Freiburg durch den dortigen Kunstverein veranstaltet.
Sie umfaßte 222 Nummern, von Hans Fries an (gest.
um 1518) bis auf die jetzt lebenden Freiburger Künstler; nebst-
dem alte Intarsien, Holzskulpturen, Stickereien, .Glasgemälde re.

Vom Kunstmarki

— Am 27. Oktober und an den folgenden Tagen versteigert
die Kunsthandlung von Rudolf Bangel in Frankfurt a. M. die
Sammlung von Gemälden moderner und älterer Meister aus
dem Besitze des Herrn D. C. Mellinger in Mainz. Den
Hauptbestandteil bildet die Sammlung älterer Meister. Hier
sind Meister wie Brouwer, Coques, Molenaer, Rem-
randt (Männliches Bildnis), Rubens, Seghers, Weenix,
Wyck u. a. mit guten Werken vertreten, ebenso Fra Barto-
lomeo, Dvlci,Reni, Ribera, Salvator Rosa, Cham-
paigne, Mignard u. a. Ein Katalog mit neun Abbildungen
in Lichtdruck soll erscheinen. C^sii
 
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