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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Schulze, Otto: Der Dekor der Gebrauchsgeschirre
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Volbehr, Theodor: Der dekorative Wert des Spiegels
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Hellmuth, Leonhard: Die Herstellung von Rauchbildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0067

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Die Kunst im Hanse

17

Vier Krüge, von Dille rov 6: Loch

Publikum dafür", antwortet man mir; solche
Antwort hat eine tiefe Schattenseite hinter
sich. Es wird so viel geschrieben, gedruckt
und gelesen, so viel gemalt und gezeichnet
— und das große Publikum sollte so wenig
Empfinden für den berührten Punkt haben'?!
In diesem Falle stelle ich mich auf Seite
der Keramiker, die große und schwere Opfer
gebracht haben, um den Ansprüchen eines
Semper, Bötticher, Lcssing, Falke in formaler
und dekorativer Hinsicht gerecht zu werden;
vergeblich bemühten sie sich, Gnade vor dem
Publikum zu finden — das Beste des
Besten wandcrte zu den zurückgesetzten
Artikeln.

Diese Zeilen sollen ein Mahnruf sein
an alle knnsleifernden Laien, die da jede
weiße Geschirrfläche für gut genug halten,
ein schlechtes Abbild von Blumen, Obst-
stücken, Tieren, landschaftlichen und figür-
lichen Szenen aufzunehmen. Diese guten
Leute haben schon so oft gehört, daß ein
Reisberg, Schweinskopf oder ähnliches keine
Amoretten von Boucher oder Schäferszenen
von Watteau zudecken darf, oder auf einem
Geschirrslück nur das zu servieren, was
darauf gemalt ist: Obst aui Obst, Fisch
auf Fisch. Es ist dies geschmacklos und
unfein zu gleicher Zeit. Wir Jetzigen leiden
sicher keinen Mangel an allegorischen, sym-
bolischen Darstellungen und Emblemen —
warum lernt mau die schöne edle Sprache
des symbolischen Ornaments nicht verstehen
und anwenden?! Haben wirklich unsre
großen Lehrer nur einem kleinen Kreis
von Fachleuten gelebt!

Mir ist es, als ob durch die jetzige
Begünstigung und Bevorzugung der eng-
lischen Geschirre das nachgeholt und gut-
gemacht werden soll,
was durch Unverstand
und Reserve vielen
schönen Erzeugnissen
unsrer deutschen Kera-
miker gegenüber ge-
frevelt worden ist. —
Nebenbei gesagt: malt
die deutsche Dame nach
den Vorbildern ihrer
amerikanischen und
englischen Schwestern
ihr Dutzend Fisch- und
Obstteller L la
Anschauungsunterricht
getrost Weiler, und
giebt so — unbewußt
— verwerfliche An-
regung für das Gros
der ungeschulten Por-
zellanmaler.

Krug

von Villero? L Boch

Der dekorative Wert deA H>p,egeIK

von Tb. volbebr (Magdeburg)

?>ie Zeiten sind längst vorbei, in denen
^ man den Spiegel lediglich für die Toilette
geschaffen wähnte. Selbst in Räumen, die
das Betrachten der eigenen Persönlichkeit
geradezu verbieten, findet man heutzutage
Spiegel angebracht, und häufig an Orten,
die eine direkte Benützung derselben völlig
unmöglich machen. Wie erklärt sich das?
Aus dem einfachen Bedürfnis, die Zimmer
der Wohnung zu erhellen, sie weiträumiger
erscheinen zu lassen, als sie sind. Die mo-
derne Sitte der Vorhänge vor den Fenstern
verdunkelt naturgemäß das Zimmer, der
Wunsch, ein behaglich warmes Zimmer zu
besitzen, führt zur Wahl dunkler Tapeten
und zur Vermeidung weißer, kalter Flüchen,
damit aber auch zur Verdunkelung der
Ecken und zur Verengung der Räume. Ilm
die daraus entstehenden Nachteile ihunlichst
wieder aufzuheben, bringt mau an den ver-
dunkelten Plätzen Spiegel an, die durch das
Zurückstrahlen der im Hellen befindlichen
Gegenstände die Doppeltäuschung größerer
und hellerer Räume Hervorrufen. Der na-
turgemäße Platz für derartige Spiegel ist
also dort, wo es verhältnismäßig dunkel
ist, also in den Ecken und an den Pfeilern
zwischen den Fenstern. Es kann von be-
sonders reizvoller Wirkung sein, wenn der
Spiegel in einer derartigen Höhe der dunkel-
sten Zimmerecke angebracht ist, daß der Be-
sucher sich selbst nicht darin zu erblicken ver-
mag, der erhellende, spiegelnde Charakter
aber zur vollen Geltung kommt. In solchem
Falle trägt eine geschickte Draperie, ein
malerisch angeordnetes Bouquelt vor dem
Spiegel wesentlich zu einer erfreulichen
Wirkung bei. Es wird dadurch die Licht-
fülle gedämpft, ohne daß ihre Zwecke eine
Einbuße erleiden.

Schon hieraus ergiebt es sich, daß es
falsch ist, die Spiegel dem Fenster gegenüber
anzubringen. Sie würden dann nicht mehr
das Erhellte reflektieren, sondern das grelle
Licht selbst, sie würden die Mauerdurch-
brechungen der Fenster anscheinend verviel-
fältigen und dem Wohnraum einen kalten
übertrieben lustigen Charakter geben. Der
Spiegel soll in seiner dekorativen Verwendung
wohnlicher machen, wenn er aber die Augen
blendet, also dem Menschen ein nnbeyag-
liches Empfinden giebt, handelt er seiner
Aufgabe entgegen.

Es giebt noch eine andre Art von Un-
behaglichkeit, die ein falsch aufgehängter
Spiegel Hervorrust, eine Unbehaglichkeit, die
in der Regel noch unangenehmer empfunden
wird. Wer einmal an wohlbesetzter Tafel.

einem Spiegel gegenüber gesessen hat, der
kennt dieselbe. Eine Dame mag sich in
ihrem Toilettezimmer mit innigster Freude
uud eingehendstem Interesse mit ihrem
Spiegelbilde beschäftigen: es wird ihr im
höchsten Grade fatal sein, wenn sie in der
Gesellschaft einen Platz erhält, der sie zwingt,
bei jedem Geradeausschcn in den Spiegel
zn gucken und sich selbst darin zu erblicken.
Sie wird sich beengt und geniert fühlen,
ein stiller Zwang wird die Augen stets
wieder auf ihr Gegenüber ziehen und gleich-
zeitig wird sie sich von den Tischgenossen
beobachtet und kleinlicher Eitelkeit geziehen
fühlen. Es ergiebt sich daraus für das Eß-
zimmer und für alle Plätze, aus denen der
Sitzende längere Zeit festgehalten wird, die
stritte Forderung, daß der Spiegel so ge-
hängt werde, daß er nicht belästigt und daß
die Widerspiegelung des Aufblickenden aus-
geschlossen ist. Die Zwecke des Spiegels
sind eben verschiedene, je nachdem er der
Toilette oder der dekorativen Zimmeraus-
stattung dienen soll. Was in dem einen
Falle eine Tugend, ist in dem andern ein
Fehler. Man muß sich deshalb immer die
Frage gegenwärtig halten, welchem Zwecke im
einzelnen Falle der Spiegel zu dienen hat.

Daraus ergeben sich dann auch unschwer
die weiteren Folgerungen. So sind reiche
Rahmen, Bemalungen, Drapierungen für
den Salonspiegel, je nach der sonstigen Ge-
staltung des Zimmerschmuckes, ganz ange-
bracht, während sie für den Spiegel des
persönlichen Gebrauchs zwecklos, in den
meisten Fällen sogar zweckwidrig sind.

Vie Iberstellung von Kauclsbildcrn.

von L. Hellmuth (Ansbach).

7>azu gehört in erster Linie ein gut Teil
^ zeichnerisches Können, da in diesem
Falle das bei Dilettanten oft so beliebte
Pausen der Zeichnung gänzlich ausge-
schlossen bleibt.

Rauchbilder macht man gewöhnlich nur
auf Porzellan oder Fayence, polierte Metalle
und Glas können indes auch verwendet
werden, vorausgesetzt, daß deren Grundtöne
nicht zu dunkel sind. In der Regel bringt
man sie aus leichtgewölbten Tellern und
ebenen eckigen oder runden Platten an. Die
gegebene Fläche schwärzt man über einer
rauchenden Lllampenslamme vorsichtig an,
alsdann wird das Bild eingezeichnet, indem
man die Lichtstellen mit spitzigen Hölzchen,
Radiernadeln, kleinen Pinseln oder auch mit
Hirschlederstückchen herausnimmt. Dadurch
entsteht zunächst noch ein ziemlich rohes
Bild. Es wird daher erneut schwach an-
gerußt und wieder radiert und dies noch so
oft wiederholt, bis Licht, Schatten und
Mitteltöne des Bildes harmonieren.

Die fertigen Bilder schützt man dadurch,
daß man sie mittelst eines Fixierröhrchens
mit in Spiritus gelöstem Schellack anbläst.

Abendlandschaften, Köpfe mit recht aus-
geprägten Zügen, Tierstücke :c. sind die
passendsten Vorwürfe zur Darstellung in
der Rauchbildertechnik.
 
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