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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Horst, Gustav Adolf: Die historische Sammlung und das Archiv der Münchener Künstlergenossenschaft, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0071

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Die historische Sammlung und das Archiv der Münchener Künstlergenoffenschast

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Theaterzettel. Bon wilbelnr Busch

Maifeste in dem Walde zunächst der Menterschwaige auf-
geführt wurde, erinnert an die unzähligen derartigen Feste,
welche stets von echtem Künstlerhumor getragen waren.

Kaum könnte man sich ein reizenderes Blatt denken,
als den von W. Diez gezeichneten Titel zum „Politischen
Beiwagen zum Knotcnstock" — so hieß die Kneipzeitung
Jung-Müncheus. Mit den einfachsten Mitteln gezeichnet und
aquarelliert, ist diese geistreiche Arbeit doch von einer merk-
würdigen künstlerischen Vollendung. — Das Waldfest vom
19. Juni 1879 ist wohl allen Teilnehmern und Zuschauern
in dankbarstem Gedächtnis geblieben. Der damals in Szene
gesetzte Zug aus dem Bauernkriege war malerisch wie kein
andrer. Das Blatt von W. Diez giebt ein Stück desselben
(siehe S. 33). — Während der Düsseldorfer Kunstausstellung
1880 schickten die Münchener Künstler den dortigen einige
Fäßer Spaten, worauf zum Dank ein von Simmler gezeich-
neter Feiersalamander nach München zurückkroch (S. 55).

Aus der sehr ansehnlichen Sammlung von Einladungs-
karten zu Künstlerfesten sei hier eine wundervoll gezeichnete
von F. A. v. Kaulbach wiedergegeben. Sie diente bei dem
Künstlermaskenball des 27. Januar 1883, welcher zum Besten
des Künstlerhausbaufonds veranstaltet war (S. 52). — Eine
andere Einladungskarte zu einem Frühschoppen des Künstler-
Sängervereins 1889 und eine Speisekarte der Allotria, diese
sehr humorvoll von Stuck, jene von L. Stutz, gezeichnet,
zeigen, daß die Sammlung auch bis in die neueste Zeit fort-
geführt und stets nach Kräften vervollständigt wird.

Im allgemeinen kann man behaupten, daß jetzt schon
kaum ein bedeutender Künstler, der in München lebte, unver-
treten geblieben ist. -Eigentümlich berührt es, anderen, die
einst vielgenannt, dann aber einer halben Vergessenheit
anheimgefallen waren, wieder in mancher beachtenswerten
Leistung zu begegnen. Sie alle haben gekämpft und gerungen,
auf ihrem Wege das Ideal der Kunst zu erreichen; im Zu-
sammenhalte aber der verschiedenen Richtungen und Produkte
einer Zeitepoche gestaltet sich ein klares und übersichtliches

Bild des einstigen Kunstlebens Münchens. Keine andere,
nach nicht den gleichen Gesichtspunkten angelegte Sammlung aber kann es erreichen, dieses in harmonischer
Vereinigung mit dem Künstlerleben zu zeigen.

Das historische Archiv steht in engstem Anschluß und in Wechselwirkung zu der Sammlung. Hier
sind die Personalien der einzelnen Künstler niedergelegt. Als wirksamstes Mittel zur Vervollständigung haben
sich die an Künstler oder deren Hinterbliebene versandten Fragebogen erwiesen, außerdem werden mit Eifer Bio-
graphien, Antographen, Nekrologe und sogar Anekdoten gesammelt. Im Laufe der Jahre wird so eine ganz
unschätzbare Quelle für die Kunstgeschichte geschaffen werden. Es bleibt nur zu wünschen, daß alle Künstler
die Furcht, eitel zu erscheinen, überwinden und Beiträge über ihr Leben und Schaffen einliefern möchten. Ist
es doch in ihrem eigenen Interesse gelegen. Zuverlässiges niedergelegt zu wissen, während später die Gefahr
naheliegt, daß Entstelltes und Unwahres zum Einlauf komme.

Außer den Personalien dient jedoch das Archiv zur Aufbewahrung alles Wichtigen in Bezug auf die
Genossenschaft selbst, auch auf Kunstverein und Kunsthandel, besondere Wichtigkeit wird zum weiteren dem, in unsrer
Zeit stets mehr entwickelten Ausstellungswesen beigelegt. Wie mannigfach die zu schaffenden Fächer des Archives
sind, kann daraus hervorgehen, daß die Beziehungen der Künstler zum königlichen Hofe, zu Staat und Stadt,
die ernsten und heiteren Feiern, Zeitungsberichte und tausend andere Dinge mehr, jedesmal ihren gesonderten
Akt beanspruchen und nichts, was für die Kunstgeschichte der Stadt nur einige Bedeutung hat, darf unberück-
sichtigt bleiben.

In gewisser Art kann die neuerrichtete Chronik des Münchener Kunst- und Künstlerlebens als Summa
Summarum der sämtlichen Arbeiten gelten, wenn auch noch geraume Zeit verfließen wird, bis sie vollständig
sein kann- Es bedarf eben einer gründlichen Sichtung und Ordnung der eingelaufeuen Nachrichten, ehe diese
 
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