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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Pecht, Friedrich: Weihnachtsbücherschau [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0080

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vom Herausgeber

Der musikalische Verein bei Varvn v. Fraunhofer, von F. Graf v. Pocci

offenbar nicht am wcnigsicn den Widersprüchen in feinem
Wesen, oorab dem, daß er als geborener Romantiker nur für
die klassische Welt Sinn hat, als echt nordischer Humorist
nur für die südliche Natur und ihre Menschen schwärmt, daß er
die Hellenen verehrt und den Schweizer nie los wird, nur von
der Antike inspiriert ist und doch durchaus Kolorist und Slim-
mungsmaler, ja ein Dichter in Farben bleibt, wie wir keinen
zweiten unter den Lebenden wüßten. Damit hängt auch sein
ungeheurer Erfolg zusammen, da wenige Künstler sich so vieler
Nachahmer rühmen dürfen, die freilich meist nur durch sein barokes
Wesen angezogen werden. Das vorliegende Werk nun giebt in
meist köstlich gelungenen Photogravure» eine lange Reihe seiner
bedeutendsten Kompositionen, von den frühesten Bildern aus
der Galerie Schack bis zu den neuesten meist in Berlin oder
doch im Norden befindlichen, man findet da den ganzen Böcktin
vom Hirt der vom Pan geschreckt davonläuft, womit er seine
römischen Arbeiten begann, dem Bildnis seiner schönen Frau
mit dem er uns 166', in München entzückte, dem köstlichen Bilde
von Daphnis und Amarillis, dieser schönsten Perle der Galerie
Schack, dann einigen Baseler Fresken bis zu der wunderbar
ergreifenden Magdalena an der Leiche Christi. Ebenso von der
in Florenz entstandenen furchtbaren Meduse bis zu dem wilden
Humor in seinem sprechend ähnlichen eigenen Kops, dem der Tod
grinsend etwas vorgeigt. Giebt es außer Titian kaum noch einen
weiteren alten Künstler, der Landschaft und Figuren so organisch
zu verbinden verstanden Hütte, so wüßten wir unter den modernen
gar keinen, der etwa dem „Prometheus", oder dem „Überfall von
Seeräubern", der „Villa am Meer" oder dem „Gang nach
Emaus" gleichwertiges von Landschaft mit Figuren geschaffen
hätte, die man mit vielen andern selbst uns noch unbekannt
gebliebenen hier findet. So weiß man denn bei diesem unwider-
stehlich fesselnden Album nichts zu wünschen, als daß die Verlags-
Handlung seinen vierzig Bildern bald noch eine Nachfolge geben
möchte.

Wir lassen nun eine Reihe von Fortsetzungen früher be-
gonnener Prachtwerke folge», jo zunächst: „Die Architektur der
Renaissance in Toscana", die von oer Gesellschaft von St. Giorgio
begonnen, jetzt von vr. E. v. Stegmann fortgesetzt wird, der das
Unternehmen in diesem Jahre von Lieferung XV—XXI (ca. 50 M.)
weiterqeführt und dem Schluß der Werke Brunellescos im Text
die Michelozzos, Baccio d'Agnolos, Francesco di Giorgio's,
Andrea Sansoinos, Donatellos, Andrea Verrochio, del Taffo, die

Familie della Robbia und Benedetto da Rovezzano behandelt
hat, nachdem der bisherige Redakteur des Textes Baron Geymüller
schon mit Michclozzo leider ausgetreten. Der Schwerpunkt der
so ungewöhnlich schönen Publikation liegt aber weder im Text
noch den wenn auch immerhin interessanten Planzeichnungeu,
sondern ganz überwiegend in den sämtlich nach den Originalen
neu ausgenommen?» großen und kleinen oft ganz herrlichen Licht-
drucken. Sie sind umso wertvoller als sie ganz sür die Zwecke
des Werkes berechnet, meist sehr malerisch aufgefatzt sind und
überdies eine Menge Kunstwerke von entlegenen Orten bringen,
zu denen der Jtalienwanderer in den seltensten Fällen dringt.
Wir wüßten darum kein Werk, das die Wonne des italienischen
Kunstschaffens im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert auch
nur entfernt so entzückend widerspiegelte; in dieser Beziehung
steht es schon dämm ganz einzig da, weil die Schöpfungen der
Architektur und Bildhauerei meist weit besser erhalten sind, als
die der Fresko- und selbst der Ölmalerei. Eben deshalb möchten
wir aber auch wünschen, daß der Planzeichnerei und sonstigem
gelehrten Apparat ein weniger großer Raum gewidmet und dafür
noch mehr Bilder, speziell einzelne besonders schöne Köpfe u. dgl.
gegeben würden. Die Verschwendung von Schulwitz ist diesen
herrlichen Werken gegenüber ganz überflüssig, und daß sie uns
die Herrlichkeit derselben vollkommen deutlich macht, ja vieles
besser genießen läßt als man es vor den Originalen selber
könnte, das ist eben das Verdienst dieser köstlichen Publikation,
die der Lpferfähigkeit des Verlegers alle Ehre macht.

Das ist nun auch bei der dritten Unternehmung unsrer
Firma der Fall, der unter Leitung Heinrich Brunns von
Friedrich Bruckmann herausgegebenen „Denkmäler griechischer
uno römischer Skulptur", die in diesem Jahr von der 41. bis
zur 52 Lieferung (ä 20 M.) fortgeschritten sind und sich in der
sür den Lichtdruck so schwierigen Darstellung solcher, durch die
Zeit oft gar arg mitgenommenen Marmore, entschieden ver-
bessert haben. Es ist denn auch gar keine Frage, daß man in
Ermangelung der Originale selber, oder guter Abgüsse, sür den
Unterricht keine bessere Hilfsquelle haben kann, als dieses Werk,
dessen Abbildungen alle nach den Originalen eigens zu diesem
Zweck ausgenommen wurden und daher den jetzigen Zustand der-
selven ganz genau widerspiegeln. So wüßte Res. nicht, daß er
jemals z. B. die Laokoons-Gruppe auch nur annähernd so gut
wiedergegeben gesehen hätte, als es hier geschieht, wo man alle
Feinheiten dieser Arbeit wiederfindet. Da nun auch selbst das

Der musikalische Verein bei Varvn v. Fraunhofer, von F. Gras v. pocci

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