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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0105

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Ausstellungen und Sammlungen — vermischtes — vom Aunstmarkt

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Stadt das Denkmal gesetzt hat. Das herrliche Kriegerdenkmal,
eine der hervorragendsten monumentalen Zierden Düsseldorfs,
hat den denkbar schönsten Platz gefunden in dem sogenannten
botanischen Garten, auf einer von hohen Bäumen bestandenen
kleinen Halbinsel in unserm schönen Hofgarten. In diesem fried-
vollen Hain steht das Denkmal, umgeben von mächtigen Bäumen,
von deren dunklen Stämmen und Laubwerk der Marmor in
seinem warmen Ton sich leuchtend, in schönster Wirkung abhebt.

s. Hannover. Der hiesige Künstlerverein hat zur Feier
seines 50 jährigen Bestehens eine Kunstausstellung früherer und
gegenwärtiger Mitglieder veranstaltet. Tie Ausstellung, welche
in den Sälen des Kunstvereins im Museum Platz gefunden, ist
sehr reich beschickt. Besonders reich vertreten sind die drei ältesten
Koryphäen der hiesigen Künstlerschaft, der Hofmaler und Professor
Fr. Kaulbach, welcher vor einigen Monaten seinen 70. Geburts-
tag gefeiert und in 24 seiner besten Werke vertreten ist, unter
denen sich auch die lebensgroße Porträtgruppe des vormals
hannoverschen Königshauses befindet, ferner der Geheime Regierungs-
und Baurat, Professor C. W. Hase mit herrlichen architektonischen
Entwürfen und drittens der Professor Engelhard hier mit einer
reichen Anzahl plastischer Entwürfe in Marino; und Gips.
Außerdem sind zu nennen: Professor Otto Knille jetzt in Berlin
mit Prächtigen Studien und Skizzen, Professor Werner Schuch
daselbst mit mehreren kleineren Bildern aus früherer Zeit, Bild-
hauer Voltz in Karlsruhe, der Schöpfer des hiesigen Krieger-
denkmals und Ehrenmitglied des hiesigen Künstlervereins, Ban-
rat W- Köhler, Professor Stier, Architekt Hehl, Professor
Schaper, die verstorbenen Maler Oesterley, Bergmann,
Kotsch, Koken und Bildhauer v. Bändel, bekanntlich Schöpfer
des Hermanndenkmals re. Die Ausstellung bietet insofern ein
tieferes Interesse, als sie einen Einblick in die Entwicklung der
hiesigen Kunstverhältnisie gewährt. Dominierend erscheint die
Architektur, mit der die Malerei und Skulptur hinsichtlich der
Anzahl ihrer Vertreter nicht gleichen Schritt gehalten haben.
Professor Fr. Kaulbach und Geheimrat C. W. Hase sind zu
Ehrenmitgliedern des Künstlervereins ernannt. l'-b26.

— München. In den eleganten Ausstellungsräumen des
Hofkunsthändlers H. L. Neumann in München ist gegenwärtig
eine kleine aber interessante Ausstellung von Aquarellen, Pastellen
und Handzeichnungen ausgezeichneter Künstler Deutschlands und
des Auslandes arrangiert. Von hervorragenden deutschen Künst-
lern nennen wir die Münchener F. A. von Kaulbach, F. von
Lenbach, N. Gysis, W. Diez, Hans von Bartels, Reinicke, H.
Lossow; Düsseldorf vertritt A. Achenbach, Österreich die beiden
Alt, Pettenkofen und Passini. Von italienischen Künstlern nennen
wir Levorati, Achini und Sola, von Engländern Meister Hubert
Herkomer, von Holländern sehen wir Mesdag, Steehlink und
Haanen und auch zwei Franzosen, Harpigny und Detaille.

Vermischtes

V. V. Wien. Unter Teilnahme des Kaisers hat am 26. Okt.
unsre Kunstakademie die Jubelfeier ihres 200jährigen
Bestehens begangen. Die Anstalt ist nämlich aus der Peter
Strudelschen ersten Wiener Kunstschule hervorgegangen, welcher
unter Leopold I. mittelst „Rekommandation" der Hojkammer an
das Oberst-Hofmarschall- und Quartieramt vom 26. Oktober 1692
ein eigenes Hosquartier bewilligt wurde. Diesen Tag betrachtet
die Akademie in Ermangelung einer sonst vorliegenden Gründungs-
urkunde als ihren Geburtstag, welcher also in die Barockzeit
fällt. Anfangs noch eine unter dem Schutze des Kaisers stehende
Privatanstalt, hatte dieselbe nach mancherlei Wechselfällen und zeit-
weiligen Sistierungen bereits unter dem Kunstkaiser Karl VI.,
wo Jakob van Schuppen an ihrer Spitze stand, einen bedeutenden
Aufschwung genommen, uni unter der großen Kaiserin eine Blüte
zu erreichen, welche die Namen Kaunitz und Sonnenfels ins Ge-
dächtnis ruft; unter Kaiser Franz (1800) war die Akademie
oberste Kunstbehörde, bis Mitte dieses Jahrhunderts trat ein
gewisser Stillstand ein, 1872 erhielt sie ihr neues Statut, welches
sie zu einer wirklichen modernen Kunsthochschule organisierte,
1877 bezog sie den ihr von Meister Hansen errichteten neuen
Palast am Schillerplatze, sechs Jahre später feierte sie des Erbauers
70jährigen Geburtstag, 1880 ward das Organisationsstatut neu-
revidiert und am 26. Oktober d. I. endlich beging sie unter des
Kaisers Anspielen die erwähnte Jubelfeier. Was man auch über
modernes Akademiewesen in Kunst und Schrifttum denken mag,
es kann nicht verhindern, daß sich unsre Kunstuniversität mit
Stolz einen ersten Faktor der Kunst belebung und Bethätigung
in unserm Vaterlande nennen darf. In ihrem Wirken ward
vielfach habsburgscher Kunstdrang und -Schutz zu lebendiger That,

ward den Kunstrichtungen Disziplin, den Bestrebungen Ziel und
Lohn. Verdankt die Akademie Leopold I. ihre Gründung, so bleibt
sie und in ihr die vaterländische Kunst für alle Zeiten Franz
Joseph I. für eine außerordentlich warme Förderung verpflichtet.
Die von den Professoren Niemann und Hellmer entworfene und
plastisch arrangierte Gedenktafel, welche am Jubeltage an der
Stirnseite des glyptischen Festsaales enthüllt wurde, zeigt denn
auch in glücklicher Vereinigung die von Zumbusch geschaffenen
Medaillon-Bildnisse der beiden genannten Kaiser. Auch sonst war
das schöne Fest eine Enthüllungsfeier. Man hatte die beiden
prächtig bewegten Centaurengruppen Edmund v. Hosmanns,
Turbainsche Erzgüsse, auf den Wangensockeln der Freitreppe des
Akademiegebäudes ausgestellt und in der Aula selbst hatten die
Festgäste zum erstenmale Gelegenheit, den Feuerbachschen Gemälde-
Cyklus, welcher in die Felder der goldhellen Flachdecke eingelassen
ist, in seiner Vollendung zu bewundern. Es sind neun Bilder,
das 19 Fuß lange und 11 Fuß breite Kolossal-Oval des Mittel-
bildes „Titanensturz", zwei kleinere Ovale und sechs Längenbilder,
in welchen die Prometheus-Mythe und die Ürgötter dargestellt
und Schönheit und Kultur in Aphroditen und Pallas-Athene
verherrlicht erscheinen. Der Meister ist tot. Sein Wiener Mar-
tyrium — man kann seine kurze Wiener Zeit wohl so nennen —
hat nicht wenig zu seinem frühen Heimgange beigetragen; er ist
hier mit Bitternis getränkt, mit Leid gesättigt worden, an seinem
edlen Künstlerstolze beinahe frevlerisch verletzt worden, aber den
Glauben an seine Kunst hatte er trotzdem nicht verloren und was
er in seinen Bekenntnissen an seine nunmehr auch Heimgegangene
herrliche Mutter schrieb: „Glaube mir, in fünfzig Jahren werden
die „Titanen" sagen, was ich war und was ich wollte" —
das ist jetzt schon eingetroffen. — Mit Ausnahme von vier
Nebenbildern, deren Ausführung nach des Meisters Nachlaß-
skizzen Professor Griepenkerl, einem unsrer bewährtesten Monu-
mentalmaler, der aus der Rahlschen „stieben-Akademie" her-
vorgegangen, und dem Feuerbachschüler Tentschert übertragen
worden, hat Anselm Feuerbach sein Werk noch selbst gemalt.
Es wird nicht jedermanns Sache sein, sich mit der Farbe
Feuerbachs abzufinden, unser schönheitsftohes Geschlecht — ich
will das Wort im besten Sinne gebrauchen — gewöhnt sich auch
nicht leicht an manche Herbheiten Feuerbachscher Monumental-
kunst, niemand aber wird von der gewaltigen, geistig wie malerisch
geschlossenen Wirkung dieser Monumentalhistorie unberührt sein.
Wien mag dem verewigten Meister, dem „es an Gunst versagte,
was es andern geschickter Werbenden im Übermaß bewilligt, für
dieses Werk allezeit verpflichtet bleiben. Der „Titanensturz" ist
ein Bild, auf welches die deutsche Kunst stolz sein kann. Wir
haben auch andre „Titanenmaler" am Werke gesehen, aber hier
ist innerhalb der strengsten Koarposition eine malerische Freiheit
gewahrt, wie sie wenigen Monumentalmalern gegeben ist. Mehr
Stimmungsmaler, als sich der nach großem dramatischem Aus-
druck zeitlebens ringende Meister Anselm selber zugestehen wollte,
hatte er sich aus Hesiods Großmythenkreise eine wuchtigere
Aufgabe gestellt, als in seiner schwermütig-sehnsüchtigen Natur
lag. Daß der „Sturz" seiner Titanen llhm so malerisch groß
gelang, bleibt einer seiner packendsten Erfolge. Die ausdrucks-
volle Mittelgruppe der Titanenfrauen mit dem Kinde, die bangend
zum Kampsestosen auf der höchsten Felsschroffe emporschauen, ist
gewiß mehr Feuerbach, als der wirre Knäuel der Stürzenden,
aber die malerische Gewalt des letzten: Problems hielt den Meister
wie in Bann. Oft sprach er mir davon in jenem stillen Atelier
in der Annagasse, wo sichs so intim von Kunst plauderte, während
die Kirchenorgel von nebenan gedämpft herüberklang. Eine präch-
tig lebensvolle Gestalt ist der hohnlachende Poseidon, der rechts
unten auf seinem Meerwagen dm Wogen enttaucht, welche die
vom Unwetter des Götterkampfes widerhallende Jnselklippe in
wildem Ausrubr umbranden. Die Nebenbilder find meist in
helleren Farbentönen gehalten. Venus im Muschelwagen ist von
besonderem Reiz. Griepenkerl steht beinahe ganz für „Prometheus
als Feuerbringer" und für „Demeter" ein und mit vollen Ehren,
denn nur Bleistiftskizzen sind ihm ja aus dem Nachlasse Feuerbachs
Vorgelegen. ,_

Vom Runstmarkt

— München. Am 24. November und an den folgenden
Tagen versteigert die Kunsthandlung von Hugo Helbing in
München eine reichhaltige Sammlung von alten Pergament-
Miniaturen sowie Handzeichnungen und Aquarellen alter und
moderner Meister aus dem Besitze des Architekten I. Hesselmann
in Kapfelberg. Der mit zahlreichen Lichtdrucken ausgestattete
Katalog ist bereits erschienen.
 
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