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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Kramlinger, F.: Anordnung und Arrangement der einzelnen Wohnräume
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0148

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Die Kunst im Hause

Ni

befinde sich an der Wand eine Uhr, die den
allenfalls gleichgiltigen oder gar lästigen
Besuch an die Zeil erinnert. Hier kann die
Ausstattung schon etwas reicher als im Vor-
zimmer sein, die Farben können kräftig,
doch nicht dunkel sein Nippes und Luxus-
gegenstände sind wohl nicht notig, doch auch
nicht verpönt. Gemälde, allenfalls eine Zu-
sammenkunft oder Begegnung darstellend,
mögen die leeren Flächen der Wand aus-
süllen. Auch hier empfiehlt es sich, keinen andern
Teppich als Kokosfaser oder Linoleum zum
Bedecken des Bodens zu verwenden, da sich
beide am besten vom Straßenstaub reinigen
lassen.

Der Salon

Die Größe des Salons richtet sich ganz
nach den Verhältnissen des Wohnungseigen-
tümers; empfängt er häufige und viele
Besuche, so muß das Interieur groß sein,
ist das Gegenteil der Fall, so thuts auch
ein kleinerer Raum, da es durchaus für die
Besucher kein Vergnügen ist, in geringer
Anzahl sich in einem großen Salon zu be-
wegen. Immerhin soll das Zimmer hoch
und licht sein, eine Anforderung, die gewiß
in mehr oder minderem Maße an alle Wohn-
räume zu stellen ist. Man hat sich zwar
heute schon von jenen veralteten Anschau-
ungen losgeschraubt, die eine dämmerhafte,
ungewisse Beleuchtung und niedrige, schwere
Balkendecken in lächerlicher und pedantischer
Nachahmung srüherer Stilarten vorschrieben.
Für den Salon passen am besten Möbel im
Barockstile, nicht zu massiv, aber auch nicht
zu schwächlich, in welch letzterer Weise man
besonders Sitzmöbel in unseren Salons
findet, meistens im sogenannten Empirestil
ausgeführt; sie scheinen nur für ätherische
Wesen brauchbar, nicht aber für körperliche
Menschen. Der Salon, welcher gewisser-
maßen die Verhältnisse und den Rang des
Eigentümers gegenüber der Welt repräsen-
tiert, soll nun reich ausgestattet sein. Ein-
zelne Gruppen von Sitzmöbeln, entsprechend
den sich in der versammelten
Gesellschaft bildenden Zirkel,
mit den dazugehörigen
Tabourets sind an unzu-
sammenhängenden Orten
des Raumes plaziert; das
Lieblingsplätzchen der Haus-
frau durch eine Estrade mit
Sitzgarnitur und reicherer
Dekoration hervorgehoben.

Da man sich ja in unserer
modernen Gesellschaft bei
Zusammenkünften, Soireen
etc. ungezwungen bewegt,
sich bald da eine Gruppe
zusammenfindet, zerteilt,
dort wieder vereinigt, so
wäre es widersinnig, die
Aufstellung der Gegenstände
im Salon einheitlich zu
arrangieren. Man geht so-
gar so weit, die Gruppen
von Fauteuils, Stühlen und
Puffs in verschiedenen Far-
ben zu Hallen, ob dies nun
mit einem ausgeprägten
ästhetischen Gefühle harmo-
niert, ist dem Ermessen des
Einzelnen überlassen. Die
Beleuchtung muß nicht von
einer Seite aus erfolgen,
es können die Lichtquellen
unabhängig von einem Zen-

trum aus angebracht sein, im Gegensätze zum
Speisezimmer, wo es notwendig ist, den Raum
j möglichst gleichmäßig von der Mitte aus
! zu belichten. Für die Farbe der Möbel
- eignet sich am besten Elfenbeingelb oder
Nußfarbe mit Gold. Der Plafond bestehe
aus Stuck mit Goldveizierung, doch achte
mau darauf, daß das Gold nicht übermäßige
! Anwendung finde; nur im richtigen Maße
gehalten, wirkt es vornehm und elegant;

! übertrieben angewendet, erscheint es dem
! Auge brutal. Spiegel und eine Standuhr,
erstere an den durch Fensteröffnungen unter-
j brochenen Wänden Plaziert, vervollständigen
! den Gesamleindruck. Kousoltische mit Spiegel
finden ebenfalls im Salon Berwenoung.

! Ist der Salon im Barockstile gehalten, so
I braucht man sich betreffs der anzubringenden
j Gemälde keiner Sorge hinzugeben; Stiche
! nach Watteau re., Aquarelle, Gesellschasts-
j szenen ä la rroi soleilr schmücken hier in
! vorzüglicher Weise Auch größere Gemälde
^ genrchasten Inhaltes moderner Meister sind
selbslveruändlich am Platze. Das Tageslicht
und die Aussicht sollen durch schwere Vor-
hänge und Draperien nicht abgehalten werden.
Für die Abcndbeleuchtuug ist das elektrische
Licht am günstigsten anzuwenden; die da-
durch erzielten Licht- und Schatteneffekte
i sind von außerordentlichem Reize.

(Die Fortsetzung in dem nächsten Hefte)

Tttlcralur

vr. Vor uns liegen die beiden ersten Hefte eines
sehr verdienstlichen Unternehmens. das den Versuch
machen will, denselben Gedanken, der seit einer Reihe
von Jahren in dem Veranstalten von Ausstellungen
! billiger Wohnungseinrichtungen sich ausiusprechen
! sucht, in weitere Kreise zu tragen Der Titel des
! Werkes ist: „Entwürfe wohlfeiler Möbel in einfacher
Renaissance für bürgerliche Wohnungen. Entworfen
von Max Graef. (Halle a S. W. Krapp. 1892.

! 20 L Heft I M.) Graes denkt sein Thema in 8—10
Lieferungen L 3 Tafeln, al o in ca. 30 Tafeln. die
insgesamt 200 Gegenstände für alle Räume der Woh-
nung enthalten werden, zu erschöpfen. Die bisherigen
' 6 Tafeln enthalten Entwürfe für die Zwecke des Wohn-
^ zimmers, des Speisezimmers und des Schlafzimmers,
i berücksichtigen auch schon in einzelnen Gegenständen
I Salon, Arbeitszimmer und Flur. Wir gestehen gern.

daß der entwerfende Architekt seine Aufgabe geschickt
angegriffen hat und in der That Möbel orlagen
schafft, die einfach, geschmackvoll und zweckentsprechend
sind Vorbilder der deutschen und niederländischen
Spätrenaissance. leise Reminiszcnzen an die Früh-
renaissance Italiens sind mir sicherer Selbständigkeit
zu einem Ganzen verarbeitet, das allen mode nen
Bedürfnissen Genüge leistet. Mit besonderer Freude
bemerkt man da- klare Gefühl des Verfassers für die
Anforderungen, die der Zweck der Möbel an ihre
St .bilitäl stellt. Das Stehpult, das die Doppellast
des Druckes von oben und von vorn zu trauen bat,
wird auf überaus kräftige Füße gestellt, a-ch das
schwere Sopha e hält starke Träger, während der
Unterbau der Stühle, der Etagere leicht und gefällig
gehalten ist. — Wir glauben dem Werke, nach dem,
was die beiden ersten Hefte versprechen, em günstiges
Prognoslikon stellen zu können

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Redaklümstchluß 30. Zlovcmbcr — Ausgabe 7. Scrembtr

Inball des üebenten Lettes: Paul

Schnitze. Die Bedeutung der illustrierten Zeit-
schriften für die Kunst — vr. Relling. Der
Fall Munch — Fr. Pecht. Rundschau — Der-
selbe. Weihnachtsbücherschau IV. (Schluß) —
Kunst- und Ateliernotizen rc. Die KunL im
Kaufe: F. Kramlinger Anordnung und
Arrangement der einzelnen Wolmräume — Be-
sprechungen. ZLildcrökilagen: A. Böcklin. Vita
somnium breve — Carl Seiler. Friedrich der
Große — Carl Frithjof Smith Nach der
ersten Kommunion — Th. Weber. Nach dem Sturm.

Interieur, von >N. R. Schinerha (Wien)
 
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