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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0180

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138

Personal- und Atelier-Nachrichten — Denkmäler — Preisausschreiben

(61 Werke), 2 Franzosen (3), II Lesterreicher (21 Bilder),
6 Spanier (ll Bilder), 7 Belgier, (8 Werke), 2 Polen (3),
2 Norweger (3 Bilder) und ein Amerikaner mit einem Bilde.
Tie Ausstellung ist in quantitativer Beziehung jedensalls eine der
reichsten und säst beängstigend wirkt die Unmasse von Bilder», welche
die Wände der Ausstellungsräume füllen. In manchen Sälen reichen
die Bilder bis zur Saaldecke, in drei, vier Reihen sich über
einander türmend. Eine Menge von Bildern ist der Möglichkeit
beraubt, den Kampf um die Aufmerksamkeit des Publikums mit
Erfolg zu führen. Was den Wert der ansgestellten Bilder be-
trifft, so zählt die Ausstellung wenig sehr hervorragende Werke,
die Primitivitäten beleidigen aber das Auge nicht so sehr wie
in vorhergehenden Jahren. Das Niveau des Könnens unserer
Künstler hat sich bemerkenswert gehoben. Im großen Saale
fesseln Firles, Peels, Pausingers, Garnelos, Bi-
tz aris und Paps Bilder die Aufmerksamkeit des Beschauers.
In den anderen Sälen sind die Bilder Ferraris (ein wunder-
bares Damenporträt), eine kleine Studie Munkaczy's,
Landschaften von Mannheimer, eine interessante und sehr gut
gemalte Scene von Halmi, Büsten von Zala und Strobl,
Landschaften Bela Spanyis, die Werke Laszlos, Sku-
teczkys, die Statuen von Marsili (Venedig), Porträts
Benczurs, Ballos, ein Genre-Bild Alexander Liezen-
Mayers, Aquarelle Neogradys und Nadlers ausge-
fallen. Bis jetzt haben das National-Museum und Se. Majestät
der König von Ungarn größere Einkäufe gemacht UEi

t?.. Der Landschaftsmaler Eugen Kampf hat im Aufträge
des Erbprinzen von Hohenzollern ein größeres Bild : „das Schloß
Sigmaringen" vollendet, welches ein Hochzeitsgeschenk für den
Thronfolger von Rumänien, Prinz Ferdinand von Hohenzollern,
sein soll. Das Bild ist mehr wie eine bloße Vedute: Eugen
Kampf hat es verstanden, das Motiv malerisch zu gestalten und
ein wirkungsvolles, gediegenes Kunstwerk geschaffen. Das Bild
fand während seiner kurzen Ausstellung bei E. Schulte vielen Beifall.

tr. Ilm 28. Dezember 1892 starb im 56. Lebensjahre der
Architektur- und Genremaler Vincent Stoltenberg-Lerche,
geboren 1837 in Tönsberg in Norwegen, seit 1856 in Düssel-
dorf, eines der hervorragendsten Mitglieder der hiesigen Norweger
Kolonie, ein vielseitig begabter, produktiver Künstler, dessen Bilder
durch die glückliche Verbindung der Architektur- und Genremalerei
sehr geschätzt werden. Insbesondere beliebt sind Lerches Kloster-
interieurs mit Szenen aus dem Mönchsleben und seine esprit-
vollen meist humoristischen Genrebilder aus der Rokokozeit, in
welchem Genre er Hervorragendes leistete. Der Verstorbene war
von 1856—58 Schüler der hiesigen König! Kunstakademie und
ward frühe selbständig. Mit Ausnahme eines längeren Aufent-
haltes in Italien, den er auf Grund eines Staatsstipcndiums
nehmen konnte und größerer Studienreisen in Deutschland, Frank-
reich, Holland und Skandinavien, hatte er dauernd in Düssel-
dorf seinen Wohnsitz. Lerche war auch als Illustrator vielfach
thätig und als solcher Mitarbeiter verschiedener deutscher und
skandinavischer illustrierter Zeitungen.

Denkmäler

— Koblenz. Bei der Konkurrenz um das Kaiser Wilhelm
Nationaldenkmal der Rheinprovinzen deutschen Eck zu Koblenz
sind im ganzen 26 Entwürfe eingcgangen, von denen fünf wegen
Nichteinhaltung der Bewerbungsbedingungen, sechs andre wegen zu
geringen künstlerischen Wertes ausgeschiedeu worden sind. Unter
den verbleibenden 15 Entwürfen erhielt der Entwurf „Rhein-
stern", Verfasser Bildhauer E. Hundrieser und Architekt Brun o
Schmitz den ersten Preis, der Entwurf „Vom Lied zu That",
Verfasser Professor Schaper und Architekt Rieth den zweiten,
der Entwurf „Die Wacht am Rhein" von Professor P. Otto den
dritten Preis. Der mit dem ersten Preise gekrönte Entwurf
Hundriesers wurde ohne die architektonische Unterlage von Schmitz
zur Ausführung empfohlen. Für das Denkmal stehen nahezu
500000 M. zur Verfügung. Uess;

^ Montpellier. Ein Denkmal für Alexander Cabanel
ist auf dem Friedhofe von Montpellier enthüllt worden: es ist
ein Werk des Bildhauers Mercie und des Architekten Förmige.

— München. Die Stadtgemeinde München wird dem
verstorbenen Oberbaurat Zenetti ein Grabdenkmal errichten
lassen, mit dessen Anssührung Ludwig Ga mp beauftragt
worden ist. lirum

Preisausschreiben

u. Berlin. (Konkurrenzen um die staatlichen Rompreise.)
Die seit Jahren stattgehabten Konkurrenzen um den großen aka-
demischen Staatspreis waren trotz der verhältnismäßig hohen Preise
(6600 M.) insbesondere auf dem Gebiete der Geschichtsmalerei
von so ungünstigen Erfolgen begleitet gewesen, daß man in maß-
gebenden Kreisen sich fragen mußte, ob etwa in den Ausführungs-
bestimmungen über diese Konkurrenz die Ursachen der Mißerfolge
liegen. Mehr und mehr bildete sich im Laufe der Jahre die An-
sicht heraus, daß das Arbeiten unter Klausur die Schuld an den
schlechten Ergebnissen tragen. Als dann die Forderung, erst nach
Erleichterung und schließlich nach gänzlicher Beseitigung der Klausur
immer lauter wurde, entschloß sich die Akademie, ganz mit dem
althergebrachten Prinzip der Kontrolc bei der Herstellung der
Konkurrenzarbciten zu brechen, von Stellung einer Aufgabe ganz
abzusehen und in Zukunft den Preis lediglich der besten der ein-
gesandten Arbeiten in jedem Konkurrenzfache zuzusprechen. Als
einzige in Hinsicht auf die ursprüngliche Absicht bei Stiftung des
Preises selbstverständliche Einschränkung murde daran festgehalten,
daß aus dem zu prämiierenden Werke die Fähigkeit des Urhebers
spreche, sich auf dem Gebiete der idealen oder monumentalen
Kunstrichtung weiter auszubilden. Ferner erschien die bisherige
Ausdehnung des Stipendiums auf zwei Jahre und die dadurch
bedingte ebensolange Fernhaltung des Künstlers von seinem
heimatlichen Boden und namentlich bei den Architekten von der
praktischen Arbeit aus mancherlei Gründen nicht mehr zweckent-
sprechend. Die Erteilung des Stipendiums für ein zweites Jahr
wurde deshalb für Architekten gänzlich ausgeschlossen, für Maler
und Bildhauer aber jedesmaliger besonderer Entscheidung der
Akademie auf dahingehenden motivierten und durch Einsendung
von Arbeiten zu begründenden Antrag des Stipendiaten Vorbe-
halten. Endlich ist entsprechend der Bedeutung, welche gegen-
wärtig neben Italien auch die übrigen Kulturländer für die
Enlwickelung des Künstlers haben, das elftere Land nicht mehr
als ausschließliches Reiseziel festgesetzt worden. Für Maler und
Bildhauer soll allerdings auch heute noch Italien der Schwerpunkt
der Studienreise bleiben, Architekten aber brauchen Jlalicn nur
dann zu besuchen, wenn sie es vorher noch nicht kennen gelernt
haben. Gleichzeitig wurde die Altersgrenze für die Bewerber
durchweg auf 32 Jahre erhöht, und es wurde die Beschränkung,
daß die Bewerber sich auf einer preußischen Akademie gebildet,
ausgehoben; es wurde auch bestimmt, daß die sämtlichen ordent-
lichen Mitglieder der Akademie, soweit sie in Preußen wohnen,
zur Entscheidung einzuladcn seien. Auf diese Prinzipien hin
erfolgte im Frühjahr 1892 die Ausschreibung um den großen
Staatspreis auf dem Gebiete der Malerei und der Architektur.
Wie bereits gemeldet, war auch in diesem Jahre trotz der günstigen
Bedingungen die Zahl der bei der hiesigen Akademie eingegangencn
Bewerbungen keine allzugroße. Es kamen ferner aus Königs-
berg eine Bewerbung und aus Düsseldorf zwei Bewerbungen
von Malern, eine Bewerbung eines Architekten. Von den Ge-
samteinlieferungen sind zur Konkurrenz zugelasseu worden die
Arbeiten von fünf Malern und drei Architekten; diese Arbeiten
sind in den Ausstellungsräumen der Akademie öffentlich zur Schau
gestellt gewesen. Die Sieger waren durch Lorbeerkränze gekenn-
zeichnet. 11m den Staatspreis für Maler haben gerungen Ludwig
Fahrenkrvg, Alexander Frenz, Ernst Heilemann,
Friedrich Klein-Chevalier und Walter Metzer-Lüben.
Der Maler Frenz aus Rhetzd bei München-Gladbach, ein Schüler
der Münchener und Düsseldorfer Akademien, auf welch' letzteren
er besonders den Unterricht von Peter Janssen genoß, hat den
Sieg davongetragen. Die Arbeiten des Siegers zeichnen sich durch
schöpferische Erfindungsgabe, originellen Geschmack, hervorragen-
den Schönheitssinn sowie ein feines Gefühl für Raum- und
Farbensinn. Sie fesseln durch virtuosen Vortrag und bekunden
eine gute technische Schulung und ein ernstes künstlerisches
Streben. — Der erst 25 Jahre alte Maler Fahrenkrog aus
Rendsburg, ein Schüler der hiesigen alademischen Hochschule,
hatte sich bereits^ auf der letzten akademischen Kunstausstellung
durch vier äußerst gelungene Porträts rühmlichst hervorgethan.
Jetzt hat er eins dieser Porträts, ein unvollendetes großes Ge-
mälde „Die Kreuzigung Christi", einen Karton „Abels Tod"
und eine große Zahl von Studienköpfen, Aktfiguren, Kompositions-
skizzen in Wasser- und Ölfarben eingereicht. Auch diese Arbeiten
des jungen Künstlers zeugen von ernstem und tiefem Streben,
künstlerischer, poetischer Auffassung, reichem Naturstudium und
schönem Farbensinn: sie erreichen aber die Arbeiten des Frenz in
keiner Weise, wiewohl er sicher den Preis errungen haben dürste,
 
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