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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Relling, ...: Die Ausstellung der "24" in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0199

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Die Ausstellung der „2q" in Berlin. Von Vr. Relling.

Nus lVilh. Gentz' Skizzrnbuch.

Die Aufstellung der „24" in Berlin.

Von llll. Relling (Berlin).

er den durchaus nicht immer ergötzlichen Beruf
hat, über die Ereignisse des Berliner Kunstlebens
regelmäßig zu berichten, der hat sich an das leider
immer noch notwendige Tadeln und Zanken und Spotten
so gewöhnt, daß ihm dann, wenn er einmal ehrlich
loben möchte, die warmen Worte der Anerkennung fehlen.
Im Kampf gegen den Berliner Schlendrian in Kunst-
sachen muß immer dasselbe gesagt und eindringlicher
wiederholt werden, daß schließlich die Fähigkeit, harm-
loses Gefallen in schwungvolle Worte zu kleiden, ab-
handen gekommen ist. So geht es mir den „24" gegen-
über, einem Teile der Münchener Sezessionisten, die sich
mit einer Gesamtausstellung ihrer Werke bei Schulte dem
Berliner Publikum vorstellen. Vielen Dauk haben die
24 in diesem Jahr noch nicht geerntet und häufig werden
ihnen die Ohren — leider die linken — geklungen haben.
Denn die bekannten Mißgünstigen haben ihre unberufene
Kritik wieder lauter zum Besten gegeben, als irgend
jemand gewünscht hat und die ganz Eingeweihten wußten
zu erzählen, daß die 24 eigentlich eine Kneipgesellschaft
vorstellt, die in dem bekannten Münchener Cafe Roth
ihre feuchten Zusammenkünfte abhält und bei dieser Ge-
legenheit einmal, als das Hofbräu besonders gut schmeckte,
so gewissermaßen als Bierulk die Berliner 24er Aus-
stellung beschlossen hätten. Uni so beschämender für uns,
wenn die Erzählung wahr sein sollte, denn hier lassen
sich nicht 24 ungewöhnliche Talente nachts in einer
Kneipe auffinden, die derartige Bierwitze zu machen im

stände sind. Da liegt es nahe, die Ausstellung der
Münchener 24 mit der der Berliner 11 im vorigen
Jahre zu vergleichen. Bei den Elfen einige allererste
Nummern; bei der unleugbar weniger sorgfältig vor-
bereitenden Ausstellung der 24 doch die bessere Durch-
schnittsleistung und die größere Gleichmäßigkeit, sozusagen
ein einheitliches Programm. Das ist noch nicht para-
graphiert und den Trägern der Bewegung ist zweifellos
auch das Kennwort noch unbekannt, mit dem ein späterer
summierender Theoretiker der Kunst das Gemeinsame
der Richtung ausdrücken wird. Vorläufig genügt es, auf
das, was die 24 verbindet, hinzuweisen, gemeinsam ist
ihnen der Kampf gegen den akademischen Bombast, gegen
die herkömmliche Schablone, gegen das verschnörkelte
Wesen einer erstarrten Kunst, gemeinsam ferner die
frische Naturauffassung und das gesteigert Individuelle,
das zum Stil, aber nie zum Manierismus führt, ge-
meinsam dann noch weiter — und das wenigstens sollten
ihre Gegner anerkennen — ihre stolze Selbständigkeit,
die sie, trotz ähnlicher Ziele, vor jeder öden Nachahmung
der modernen Franzosen bewahrt hat. Nur der eine,
Louis Corinth malt pariserisch.

Fritz von Uhde gehört zu den 24, er ist nicht
bloß ihr Haupt, sondern mehr, nämlich eine der hervor-
ragendsten malerischen Potenzen, die Deutschland je her-
vorgebracht hat. Er hat die 24 nicht nötig, um ein
über ihn mangelhaft unterrichtetes Berliner Publikum zu
gewinnen, denn er hat hier längst seine zwar kleine

so

Die Aunst für Alle VM
 
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