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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Aus dem Wiener Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0255

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Aus dem wiener Runstleben.

Egyptischrs Theairr auf der maskierten Hrrrenknripe

sächlich von Kollektivgruppen aus München (Lenbach und
Stuck), Karlsruhe (Schönleber) und Krakau (Matejko)
bestritten wurde. Franz Stuck war den Wienern
neu. Lenbach empfahl ihn durch ein sprechendes schlankes
Bildnis, aus dessen Augen der Kunstkobold blitzte. Das
große Publikum zog die Achseln hinauf, die Kritik rubri-
zierte Stuck zwischen Böcklin und Klinger, eine kleine
Gemeinde jedoch ging sofort auf die Intentionen des
vielseitigen Künstlers mit Pinsel, Kaltnadel, Stift und
Modellierspachtel ein, in dessen naturalistisch-phantastisch-
mystisch-charakteristischem Schaffen sich eine Reihe von
Wandlungen der modernen Malerei abspiegeln. Vor-
läufig hieß es, will er noch zu viel, eines Tages aber
wird ihm manches abzubitten sein. Der Lenbach-Pavillon
zog viele Andächtige an. Aber alle acht Bildnisse, so
reich sie sich an ächt Lenbachscher Feinheit und Vor-
nehmheit gaben, vermochten kaum gegen das „indische
Schlangenmädchen" aufzukommen. Diese schlangenschlanke
Gauklerin mit dem wilden, weichen, gelbbraunleuchtenden
Fleische, dem prächtig modellierten Hals und Kopf und
dem „weißen Blick" that's allen an. Bei Schönlebers
Wasserstudien von Holland bis zur Riviera thaten wir
einen unmittelbaren Blick in die Natur, bei Matejko
einen solchen in des Meisters Zeichenmappe voll funkelnder
polnischer Königshistorie. Zur Faschingszeit hatten im
Künstlerhaus die Aquarellisten und Pastellisten mobil ge-
macht. Die Ausstellung stand unter dem Zeichen des
Aquarellisten-Klubs, der sich seit einigen Jahren rüstig
rührt und dankenswerte Arbeit thut. Er gewinnt stetig
an Mitgliedern und Liebhabern, zieht neue Namen herbei
und hat ein Auge für und auf die neuen Kunstverfahren.
Das uralte Tempera ist jetzt wieder modern und die
Pereirafarben finden Anklang. Das Pastellbildnis lauft

dem Aquarellporträt den Rang ab, nicht mit
Unrecht vielleicht. Im ganzen trat bei der
Aquarellisten-Ausstellung das Bestreben her-
vor, für begrenzte Verfahren neue Wirkungen
zu finden, dem leichtflüssigen Malmittel
einiges von der Tiefe und Kraft der Öl-
technik zu gewinnen. Unter den Gästen
wurden Fritz Aug. Kaulbachs „Näherin"
und v. Uh des sonniger „Frühherbst" —
beides Pastelle — auch in diesem Sinne
viel bemerkt; Dettmanns Großaquarell
„Netzreinigen nach dem Fischfänge" reihte
sich gleichwertig an. Aus der Gruppenaus-
stellung der Düsseldorfer „Freien Vereini-
gung" leuchtete insbesondere Gehrts mit
seinem prächtigen, phantasievollen Vorhang-
entwurf für den „Malkasten" hervor. Wohl-
gerüstet waren auch die Holländer (Israels,
Mesdag, ten Kate rc.) auf dem Plane
erschienen, desgleichen die Italiener Simoui,
Sartorio und Bazzaui. Unter den
Einheimischen traten besonders Fröschl und
Bunzl mit Pastellbildnissen hervor; über-
raschend gereist stand ihnen der junge Heinr.
Lefler zur Seite; Engelhart —retour
de Paris — bekundete eine gewisse Gesun-
dung durch eine Reihe von Blättern, wo-
runter ein Tempcrabildnis. Im Landschafts-
Aquarell waren Klubobmann Darnaut und
mit ihm L. H. Fischer, der Vielgereiste,
Hugo Charlemont und Zetsche besonders erfolgreich.
Der österreichische Kunstverein stand und steht noch —

Dir Sphinx aus der maskierten Hrrrrnknrixe

der Studierenden d. Akademie d. bild. Rünste zu München am 8. Zebruar 1892.
Nach einer Photographie von Gg. Böliger zun. München.
 
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