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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Die Jahresausstellung der Düsseldorfer Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0273

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Die Iahresausstellung der Düsseldorfer Künstler.

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Grablegung Christi. Relief von A. lvittig.

gestellt. Es stellt eine Episode aus der Reiterschlacht bei
Mars la Tour am 16. August 1870 dar. Drei Schwa-
dronen des 1. Garde-Dragoner-Regiments hatten eine
Attake gegen eine ganze französische Infanterie-Brigade
gemacht, um hart bedrängter preußischer Infanterie zu
Hülfe zu kommen. Die tapfern Retter wurden dezimiert.
Als der Oberst von Auerswald zum Sammeln blasen
ließ und der Rest der drei Schwadronen sich um die
Standarte vereinigten, da brachte der tätlich verwundete
Oberst ein Hoch auf den König aus und sank dann vom Pferde.
Zwei Tage danach erlag er seinen Wunden in Marieville.
Diese bedeutsame Episode aus jener Schlacht hat Rocholl
mit dem ihm eigenen Temperament in größter Lebens-
wahrheit dargestellt. Die Figuren wie die Pferde sind
trefflich gezeichnet, mit eminentem Lebensgefühl zur An-
schauung gebracht. Die breite, flotte und vollere Behand-
lung entspricht der markigen Zeichnung. Ein anderes
Bild, das uns in den Traum eines goldenen Zeitalters
versetzt, ist das von H. Zieger und Carl Becker gemein-
schaftlich gemalte große Bild „Abendstimmung", einen
Hirten am Meeresufer darstellend, der ein Paar schönen
jugendlichen Mädchen etwas auf der Flöte vorbläst.
Becker hat die See und die Landschaft trefflich gemalt,
Zieger die Figuren und zeigt in der Darstellung des
Nackten einen feinen Sinn und Verständnis der mensch-
lichen Form. Von hervorragenden Figurenbildern sind
ferner zu nennen: Ferdinand Brütts elegische Kirchhof-
szene „Ein Gedenktag", ein mit dem feinen Stimmungs-
gefühle dieses Künstlers gemaltes Bild, M. Volkharts
liebenswürdiges Genrebild „Ein galanter Gärtner", elegant
und geschmackvoll in der Ausführung, F. Vezins „Souper"
eine im hellsten Licht gemalte elegante Gesellschaft bei
angeregter Tischkonversation darstellend, Carl Mückes
beide liebevoll ausgeführten holländischen Genrebilder,
Fr. Schnitzlers mit gesundem Realismus geschilderte Szene
aus einem Konzerthaus, wo eine Tamenkapelle spielt,
F. Klein-Chevaliers „Sommer", ein vortrefflich gezeichneter
weiblicher Akt und „Adieu", G. Marx' köstliche Dar-

stellungen des in Düsseldorf so ganz eigenartig gefeierten
St. Martinsabends, wo Tausende von Kindern mit bunten
Lämpchen durch die Straßen ziehen und singen, und die
sehr ansprechenden Genrebilder von Henrik Nordenberg,
Carl Sohn, W. Süs, H. Zieger und A. Montan. Hans
Wislicenus hat Friedrich den Großen auf einem Re-
kognoszierungsritt recht charakteristisch dargestellt. Walter
Petersen zeigt in seinem Rokokoidyll seine feine geistvolle
Art, sich in jene Zeit hineinzuleben und ohne Erschei-
nungen darzustellen. Das Figürliche mit der Landschaft
verbindet A. Lins in sehr natürlicher Weise in seinem
Bilde „Im Kahn" und erfreut in diesem, wie in seinem
andern Bilde „Kühe an der Tränke" durch seine gesunde
Empfindung, Farbensinn und kräftige Malweise. Dasselbe
gilt von Hugo Mühligs Bildern, dessen Winterbild mit
einer Treibjagd, Kornbinden in Hessen und Spätherbst
zugleich den Vorzug einer reizend detailierten, ausführ-
lichen Behandlung haben. Eine augenscheinlich unter
schwierigen Verhältnissen — es galt eine große Anzahl
von Figuren auf einem Bilde zu vereinigen — vorzüg-
lich gemalte Porträtgruppe hat Otto Heichert gebracht.
Ausgezeichnete Bildnisse bringen des Weiteren F. Brütt
(ein Knabenporträt), A. Hamacher, H. Hornemann, Paula
Monje, C. Murdfield, Emil Schwabe, Carl Sohn und
F. Vezin. Des letzteren Kinderporträt ist in der Kolo-
ristik eines der wirkungsvollsten Bilder der Zusammen-
stellung. — Die Zahl der Landschaften ist so groß, daß es
den zugemessenen Raum bei weitem überschreiten würde,
auf die einzelnen näher einzugehen, oder sie auch nur
alle zu nennen. Von den bewährten Meistern Gregor
von Bochmann, Carl Jrmer, Ludwig Munthe, Georg
Oeder, Rasmußcn, Spoerer, sind für ihr Schaffen, ihre
Naturauffassung und Kunstweise recht bezeichnende Bilder
hier, ausgesucht feine und vornehme Werke. Olaf Jern-
berg imponiert mächtig durch seine mit verblüffender
Kühnheit breit und großartig gemalte Landschaft „In
den Feldern", die von den Kunstgenossen allgemein be-
wundert bei Laien und Andersdenkenden dagegen auch
 
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