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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Koehler, Robert: Die Entwicklung der Schönen Künste in den vereinigten Staaten von Nord-Amerika, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0307

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Die Entwicklung der Schönen Künste in den vereinigten Staaten von Nord-Amerika.

aufgeschlageu, und es konnte nicht fehlen, daß auch die Kunst sich daselbst heimisch fühlen muße. Hier begegnen
wir auch zuerst einem Künstler von ausgeprägter Individualität, dessen Einfluß auf den jüngeren Nachwuchs
ein durchaus nachhaltiger werden sollte: Wm. M. Hunt. Er gehörte zu den wenigen, denen es vergönnt war,
in ihrer Jugend die Kunstschätze Europas zu studieren, und fühlte er sich namentlich von den jungen Meistern
der französischen Schule: Troyon, Ronsseaux und vornehmlich Millet mächtig angezogen; ohne in Nachahmung
zu verfallen, suchte er den Geist derselben zu erfassen, und brachte eine Fülle neuen Wissens, frischer Empfin-
dungen und gesunder Anschauungen mit in die Heimat. Er war ein Mann von magnetischer Anziehungskraft,
eine groß angelegte Natur, dem alles Kleinliche und Süßliche fremd, in seinen Werken eine bis dahin nicht

gekannte Kühn-
heit entfaltend,
die ihn von
seinen heimi-
schen Zeitge-
nossen so stark
unterschied, daß
er naturgemäß
zu den wider-
sprechendsten
Urteilen heraus-
fordern mußte.
Seine Schüler
hingen an ihm
mit Begeiste-
rung und wenn
keiner von ihnen
den Meister er-
reichte, so tru-
gen sie doch viel
dazu bei, die
neuen Anschau-
ungen zu ver-
breiten und den
Boden zu einem
frischen Auf-
blühen derKnnst
zu schaffen.
Hunt war einer
der Ersten,
welche die Auf-
merksamkeit ans
Millet lenkten,
und für die
Berechtigung
und die hohe

Dir Wuttrr des Künstlers, von L. Marr. Bedeutung

seines Strebens
eintraten. Seine

Lehren und sein Einfluß machten sich auch in der jüngeren Künstlerschar New-Jorks geltend und es ist
denselben in nicht geringem Maße der Umstand zuzuschreiben, daß mit dem Beginne der siebziger Jahre der
massenhafte Zug nach den europäischen Kunstcentren Paris, Antwerpen und München seinen Anfang nahm.
Neben Hunt beanspruchen noch zwei Künstler von ganz hervorragender Begabung unser besonderes Interesse:
George Füller und George Jnneß. Beide teilen mit Hunt das Schicksal, erst von der jüngeren Generation
verstanden und gewürdigt worden zu sein, während sie von ihren eigentlichen Zeitgenossen fast vergessen worden
wären. Ja, man wäre fast versucht zu behaupten, Füller sei erst von den Jüngeren „entdeckt" worden. Im
Jahre 1878 erregte ein Bild: „Puterweide in Kentucky" in der akademischen Ausstellung in New-Iork, trotz
seiner ungünstigen Plazierung, besonderes Aufsehen; es mußte von einem neuen Ankömmling herrühren, denn
niemand erinnerte sich, von George Füller gehört zu haben. Es zeigte sich aber bald, daß Füller bereits seit
 
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