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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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Personal- und Ateliernachrichte».

Nus den Wariensagen. von P. Stachiewicz.

der Welt Ende. Die Katastrophe stellt das gewaltige zehnte
Bild des Cyklus dar: Die „Götterdämmerung". Die Äsen sind
in der großen Schlacht vernichtet. Der zum Tode verwundete
Loki hetzt den Fenriswolf, Odin zu zerreißen, um den die Wal-
küren, seine Schildjungfrauen fallen. Vor der Erscheinung
Christi stürzt Walhall, die Götterburg. Die letzte Darstellung
bildet den Abschluß der Schilderung von dem Ende der nordischen
Götterwelt: „Die neue Erde ist emporgestiegen: ihr wird die
Erlösung durch das Christentum verheißen nach dem Spruch."
Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei, aber die
Liebe ist die größeste unter ihnen." Die Personifikationen von
Glaube, Liebe, Hoffnung bilden den versöhnenden Gegensatz zu
den drei Küstern Norneu des neunten Bildes, die den Untergang
der alten Welt verkünden. — Fritz Roeber zeigt seine eminente
Gestaltungskraft und seine reiche echt künstlerische Phantasie in

Die Aunst für Alle VIII.

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diesen grandiosen Darstellungen der nordischen
Götter-Tragödie Vor allem zeichnet sich das Werk
vor andern Darstellungen ähnlicher Art durch das
volle Erfassen des geistigen Inhalts, die geistvolle
Beherrschung der Materie, die den reisen Meister
erkennen läßt. Die feinsinnige imponierende ma-
lerische Behandlung entspricht den genial ent-
worfenen, markig gezeichneten Kompositionen, die
gegenwärtig in Berlin ausgestellt sind. MH
tb. Aus Rom schreibt man uns: Zu Ehren
der silbernen Hochzeit des Königspaares ist hier
eine große nationale Kunstausstellung statt des
sonst üblichen alljährlichen Salons eröffnet worden.
Die Leitung des Unternehmens liegt in den
Händen eines aus unfern ersten Künstlerkreisen
rekrutierten Komitees. Gegen 1600 Kunstwerke
sind zur Ausstellung gekommen und unter der
Schar der Aussteller begegnen wir Namen wie
Monteverde, Cifariello, Dall'Lca Bianca, Sar-
torio, Joris, Knüpfer, Benlliure, Villegas, also
den besten, über die unsre heutige Kunst in Italien
überhaupt verfügt. -— Inzwischen ist auch die
Jahresausstellung des Elite-Vereins (für „Elite"
halten sich die Mitglieder wenigstens) -In arte
libertas- eröffnet worden und hat, wie man nach-
gerade daran gewöhnt, seinem Namen so wenig
Ehre als möglich gemacht. Bon den 04 Gemälden
und Skulpturen steht, von den Landschaften Sar-
torios abgesehen, kaum ein Dutzend über dem
Niveau der Mittelmäßigkeit. Ja, angesichts all
der Salats und Spinats, den unsre Unsterblichen
da auf dem künstlerischen Gemüsemarkt des
Palazzo Colonna ausbreiten, frägt man sich
ernstlich, warum sich der Verein nicht lieber -In
arte. . . meäiocritas - genannt? Wir haben den
jungen Aristide Sartorio genannt, den großen,
allumfassenden, tiefsinnigen Genius, der mit seinen
fünf- oder sechsundzwanzig Jahren jeden dummen
Streich der Kunst-Eunuchen wieder gut machen,
den Karren des hohen Korybanten-Kollegiums aus
jedem ästhetischen Sumpf wieder herausreissen soll.
Sartorio stellt — schade, daß es gerade hier ist!
— einige zwanzig seiner duftigen, seinempfunde-
nen, poesiebegabten Campagna-Landschaften aus;
es sind Studien vom Tiber, von den Albaner-
bergen, Abendstimmungen, in die ganze Glut der
untergehenden römischen Sonne getaucht. Außer
seinen Pastells bringt er eine seiner eigentüm-
lichen präraffaelikischcn Porträtstudien, eine groß-
artig angelegte weibliche Büste (Kreidezeichnung).
In Sartorios Manieren gehalten sind die vor-
trefflichen Zeichnungen der beiden Engländer
Hughes und Richemond. Namentlich elfterer
hat in seinem „Mönche im Garten" (»all tbe
llatin I llnoev is ».Vinor I love«), der in träu-
merischer Sehnsucht eine Rose betrachtet, ein Werk
von feiner Charakteristik geschaffen; dasselbe läßt
sich von seinem an das Gesicht Napoleons I. ge-
mahnenden Studienkopf eines Landgeistlichen (oder
Dorfwirtes?) sagen. Schließlich zeigt Hebert,
der Ex-Direktor der französischen Akademie, daß die
Muße des Pensionierten ihm gut bekommt. Wäh-
rend er früher, als Allgewaltiger in der Villa Me-
dici, höchstens ein schwindsüchtiges Frauenzimmer
zuwege brachte, sind seinem Pinsel diesmal zwei reizende, gesunde
Kinderchen entsprossen. Die wirklich entzückenden Porträts eines
kleinen Burschen und eineA Mädchens, beide voll bestrickenden
Liebreizes und von einer Vollendung in der Form, der allerdings
die Behandlung der Farbe nicht völlig gleichkommt. Im Genre
tritt nur Coleman mit einer Szene aus den pontinischen
Sümpfen hervor: der auf einem zottigen Pferdchen dahertrappende
Hirte, in dessen roter Nase sich die hinter dem Kap Circeo untcr-
gehende Sonne spiegelt — gefolgt von seiner den Staub auf-
wirbelnden Büffelherde. Ein ähnliches Sujet (nur die rote Nase
des Büffelaufsehers fehlt) hat auch den leider etwas nachlässigen
Raggio inspiriert, der uns eine den Sumpfkanal hinabschwim-
mende und pustende Büffelherde vorführt. Man hört die gewal-
tigen Tiere, die in dieser Situation etivas vom Flußpferd an sich
haben, ordentlich schnauben und zwar so unheimlich, daß man


 
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