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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0362

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Ausstellungen und Sammlungen. — Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst. — vom Kunstmarkt.

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Verstorbenen nnd eines seiner besten Werke, ein Architekturbild,
das Innere der Sankt Markuskirche in Venedig darstellend.
Außerdem sind noch verschiedene gme und für seine Kunstart
bezeichnende Ölbilder hier, so „Das neue Wirthshausschild",
„Der Heiligenmalcr", „Der Kunstmäcen", „Im Atelier" re. Die
Mehrzahl der hier zur Schau gebrachten Arbeiten Lerches sind
indessen Aquarelle, in welcher Technik er Vorzügliches leistete.
Seine vielen schönen Studien und in Wasserfarben ausgeführten
Bilder, meist Interieurs aus Kirchen, Klöstern und Schlössern,
zeugen von dem eminenten Fleiß und eingehenden Studium des
verstorbenen Malers, der zu früh der Kunst und dem Leben
entrissen ist. P042;

Ir. Brüssel. Durch Königlichen Erlaß ist angeordnet
worden, daß in diesem Jahre Hierselbst eine große internationale
Kunstausstellung von Werken lebender Künstler aller Länder ver-
anstaltet werde. Der Minister des Innern nnd des öffentlichen
Unterrichts ist mit der Leitung dieser staatlichen Ausstellungen
betraut, die in der Regel von drei zu drei Jahren stattfinden
und sich lebhaftester Anteilnahme des Auslandes, insbesondere
Deutschlands, erfreuen. Sie wird im August eröffnet werden.
Näheres werden wir demnächst bekannt geben. pass;

6. Berlin. Von der Kunstausstellung. Die diesjährige
große Berliner Kunstausstellung, deren Schluß bereits für den
30. Juli in Aussicht genommen war, erfuhr noch vor ihrer Er-
öffnung insofern eine Erweiterung, als auf den Antrag der Aus-
stellungs-Kommission durch den Minister ihr Schluß bis 17. Sep-
tember hinausgeschoben wurde. Diese Entschließung mag die
Interessen der Ausstellung im weitesten Maße wahren, ob er auch
vom rechtlichen Standpunkte aus zu billigen ist, dürfte zweifel-
haft sein. Viele Besitzer von Werken haben den Ausstellern ihre
Schätze von vornherein nur für die ursprüngliche Dauer der Aus-
stellung dargeliehen; eine so weitgehende Verlängerung der Aus-
stellung hindert auch die Aussteller an der Erfüllung älterer
Zusagen in Betreff ihrer Beteiligung an anderen Ausstellungen.
Prinzipiell stehen wir größeren Ausstellungen, von längerer
Dauer insbesondere in der Reichshauptstadt, sympathisch gegenüber;
sie sind verhältnismäßig billiger und haben von vornherein die
Wahrscheinlichkeit eines günstigen finanziellen Ergebnisses für sich.
— Am 14. Mai ist die „Große Berliner Kunstausstellung
1893" unter dem üblichen Zeremoniell eröffnet worden. Wir
bringen in unserem nächsten Hefte einen ausführlichen Bericht.

U. Mailand. Die projektierte Ausstellung von Karrikaturen
nähert sich ihrer Realisierung. Die von dem bekannten Komiker
Gaetano Sbodio angeregte Ausstellung soll einen Ueberblick der
gesamten satirischen nnd komischen graphischen Kunst bieten und
wird zugleich ein anschauliches Bild der Entwickelung der Karri-
katur entwerfen. An dieser kulturhistorischen Ausstellung sollen
sich auch die besten Humoristen und Komiker aller Länder be-
teiligen, an welche die Einladungen schon abgegangen sind. ft"»;

— München. Der sehr rührige Münchener Kunsthändler
I. Littauer veranstaltet nach Schluß der Aquarellisten-Aus-
stellung in seinem Kunstsalon eine Ausstellung von Werken des
Meisters Wilhelm Lei bl. Die Ausstellung wird Ölgemälde
und Zeichnungen umfassen. 1212s;

<3. Berlin. Der neue deutsche Kunstverein Hierselbst er-
freut sich lebhaftester Anteilnahme seitens des Publikums. Aus
allen Gauen Deutschlands gehen Anmeldungen für den Verein
ein, so daß die Zahl seiner Mitglieder bereits auf über 1500 ge-
stiegen ist. Das geichäftsführende Komitee befolgt das Prinzip,
jedes neue Mitglied für die Agitation im Interesse des Vereins
zu benützen, um schneeballartig die Mitgliedschaft zu vergrößern.
In erstaunendem Maße ist ihm dies bis jetzt gelungen. — Zum
Vorsitzenden ist der Königliche Kammerherr Baron Bodo von
dem Knesebeck gewählt worden, „nachdem der Staatsminister
von Achenbach, Excellenz, die Übernahme des Vorsitzes ab-
gelehnt hat; ebenso ist an Stelle des ersten stellvertretenden
Vorsitzenden, geheimen Ober-Regierungsrats Or. Jordan, der
Direktor der Königlichen Gemälde-Galerie, geheime Regierungsrat
Or. Bode getreten. lisis;

— Paris. Tie Meissonier-Ausstellung der Söhne des
Malers hat einen Reingewinn von 50000 Francs erbracht, welche
wohlthätigen Stiftungen zugewiesen worden sind. pois;

Kunst lilierslur und vervielfältigende Kunst.

r.ei. W. v. Seidlitz, Zeichnungen deutscher Künstler von Carstens
bis Menzel. München, (Berlagsanst. Bruckmann, Pr. 120 M.) Die
vorliegende, in jeder Beziehung hochinteressante Publikation, will
auf ihren 50 großen Folioblättern ein möglichst vollständiges Bild

der deutschen romantischen Kunst geben, wie sie jetzt bekanntlich ab-
geschlossen vor uns steht. Das gelingt ihr denn auch in ganz
ungewöhnlichem Grade, dank sowohl der geschickten Auswahl als
besonders der ausschließlichen Wiedergabe von trefflich photo-
graphisch facsimilierten Handzeichnungen und Kartons mit gänz-
licher Vermeidung von Kupferstichen nach den betreffenden Meistern.
Durch solche Wiedergabe nicht nur ihrer Gestalten, sondern auch
ihrer Handschrift erhält man in den meisten Fällen ein ganz
anders genaues Bild von der Persönlichkeit der einzelnen Künstler
als dieß durch Kupferstich oder Holzschnitt jemals zu erreichen
gewesen wäre. Man kann daher das Werk besonders Unterrichts-
Älnstalten und Bibliotheken nicht warm genug empfehlen. Die
Farbe kommt ja ohnehin bei der ganzen Schule nicht in Betracht,
„denn diese Richtung, die von vornehercin an dem Zwiespalt von
Inhalt und Form krankte, indem sie modern Empfundenes in
antiker Form zu geben trachtete" hat sich ja eben darum ganz
überlebt, wie der Herausgeber ebenso kurz als treffend sagt. Seine
den Bildern der einzelnen Meister beigegebenen kurzen Charak-
teristiken sind überhaupt eine sehr verdienstvolle Arbeit, obwohl er
dem unter diesen romantischen Klassizisten jo bald einreißenden
Weltbürger- oder besser Römertum, durch das besonders Cornelius
in so direkten Widerspruch mit sich geriet, doch wohl zu viel
Nachsicht zollt. Denn eine wahrhaft nationale Kunst war diese
klassizistische nur in ihren ersten Anfängern und den Ausläufern
wie Kaulbach, Ludwig Richter, Schwind und Alfred Rethel. Eben
darum wird man auch in diesen fünfzig Blättern zwar sehr viel
imponierende Gestaltungskraft, Stilgefühl und Sinn für das
Große und Erhabene, aber verhältnismäßig recht wenig der Natur
abgelauschtes finden. Vielmehr ist das meiste im Atelier aus-
gedacht. Nichtsdestoweniger muß einem diese durch und durch
männliche Kunst nach der faden Süßigkeit und dem gespreizten
Wesen oes Zopfes als ein ungeheurer Fortschritt erscheinen. Was
aber ein wahrhaft nationaler, von fremden Kunstrichtungen in
keiner Weise beeinflußter Künstler sei, der ganz selbständig nur
die Natur als Lehrmeisterin anerkennt, das zeigt uns dann das
letzte Blatt der Sammlung, des jugendlichen Menzels Apotheose
des Befreiungskampfes von 1813. Da ist aber auch ein sehr
großer Teil der modernen Kunst schon mitenthalten wie die geistige
Verwandtschaft mit des Cornelius' „Nibelungen", mit Kaulbachs
„Narrenhaus", Rethels „Totentanz" u. a. unverkennbar ist.
Niemand aber wird diese Sammlung durchsehen können, ohne
mit größter Hochachtung für den gewaltigen Geist erfüllt zu
werden, der aus ihr spricht. Nur eine kraftvoll emporstrebende,
hochbegabte Nation konnte dergleichen Hervorbringen, eine Nation,
die jeder andern in der Welt, auch in der Kunst mehr als ge-
wachsen erscheint.

Vom Kunstmarkl.

— Berlin. Am Freitag den 9. Juni 1893 gelangt im
Rudolph Lepke'schen Kunst-Auktionshause eine wertvolle Kupfer-
stichsammlung (Katalog Nr. 903) zur Versteigerung, in welcher
die französischen und englischen Stecher des XVII. und XVIII.
Jahrhunderts hervorragend vertreten sind. Namentlich die sehr
geschätzten Farbendrucke dürsten das Interesse der Kunstfreunde
in nicht geringem Maße erwecken. Die II. Abteilung besteht
aus guten modernen Blättern in Linienstich und gemischter
Manier, zum größten Teile vor der Schrift, während die III.
und letzte Abteilung die älteren Kupferstecher und Radierer wie
Rembrandt, Ostade, Waterloo, Nauteuil und G. F. Schmidt zu
ihren Hauptvertretern zählt.

— Paris. Bei dem Kunsthändler Georges Petit in Paris
gelangte eine Reihe Gemälde aus dem Nachlaß des Meisters
Meissonier zum Verkauf und ergab einen Erlös von über
1'/^ Mill. Frs. Das Gemälde „Aquafortist" erzielte 272 000 Frs.,
„Edelmann aus der Zeit Louis XIII." 35000 Frs., „1806"
66 000 Frs , „Lannes" und „Bessieres" je 50 000 Frs. rc. i^iikl
— Köln a./Rh. Am 29. Mai und in den folgenden
Tagen versteigert die Kunstsammlung von I. M. Heberle (H.
Lempertz Söhne) in Köln die zweite Serie der Kunstsammlung
Christian Hammer in Stockholm. Es gelangen Arbeiten in
gebranntem Thon, Krüge, Fayencen schwedischen und anderen
Ursprungs, orientalische und europäische Porzellane, Arbeiten in
Glas, Glasmalereien, Arbeiten in Elfenbein und Email, in Golo
und in Silber, Bronze und Kupfer, auf Perlmutter, Schildpatt
rc., ferner Textilarbeiten und Möbel rc. zur Versteigerung,

— Karlsruhe. Die von Wilhem Lübke hinterlassene
Bibliothek ist in den Besitz des bekannten Kunstantiquariats von
Joseph Baer L Co. in Frankfurt a. M. übergegangen, poss;
 
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