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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Barth, Hans: Die Nationale Kunst-Ausstellung in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0411

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von vr. Hans Barth.

325

Der lrhke Schrei des Herrn, von Jean Brun et.

Sonnenstrahlen übergossene Landschaft ist voll ergreifender
Abendstimmung), und ein herbstlicher Tiber mit dick
dahinschießenden, gelbschmutzigen Wellen, beides Werke
Onorato Carlandis, ziehen hier dieBlicke vor allen auf
sich. Es folgen zwei wunderbar lebendig ausgeführte Sturm-
landschaften Pratellas, auf denen man den Wind ordent-
lich über die Straßen fegen sieht; Sartorios Poetische
Pastelle vom Tiber, Monte Mario, Jsola sacra u. s. w.,
Delleanis Landschafts-Studien, eine technisch überaus fein
ausgeführte Via Flaminia im Regen von Pio Joris,
dem bekannten Genremaler; Petitis Blick auf die pon-
tinischen Sümpfe; Bazzanis namentlich in der Wieder-
gabe der Marmorpartien und der Architektur im allge-
meinen unnachahmliche Ansichten vom römischen Forum.
Prächtig ist auch ein Bild des klar und ruhig zwischen
Pappelbäumen dahinfließenden Volturno mit dem in
bläulichem Rosa verschwimmenden Bergen, im Hintergründe
Monteforte; und ähnliche Stoffe behandeln recht glück-
lich Casciaros feine Pastellstudien aus der Provinz
Neapel und Estevans Farm, ein Bildchen, das durch
die Wahrheit der Empfindung, wie durch den Fleiß und
die liebevolle Art der ganzen Ausführung an die Perlen
unseres alten Otto Brandt erinnert. Ins Hochgebirge
führt uns, wie gewöhnlich, Pietro Sassi mit einem
Alpensee nach dem Wetter; am Himmel jagen sich noch
die Wolken, und auf den Felszacken hinten liegt Schnee;
eine gigantisch aufgefaßte, großartig wilde Gewitter-
Natur. Auch Petitis Herbst im Gebirge, Othomar
Brioschis Tiroler Landschaft und Ferrarinis im

Abendrot flammende Kastanienwälder von Bagnaia sind
Werke von nicht gewöhnlichem Talent. Daß es an
allerlei Mondscheineffekten nicht mangelt, versteht sich
von selbst. Nächst einer „mondbeglänzten Zaubernacht" mit
einsam zur Quelle wandelndem Hirsche von Drusiani
und einem „Camposauto" von Jschia mit in zerfallener
Kapelle im Mondlicht bleichenden Totenschädeln und
unheimlich flackernder Votivkerze lCabianca), sei Fritz
Brandt-Berlin mit einem flott gemalten, nächtlichen
Jschia erwähnt. Brandt ist übrigens Spezialist für diese
Insel, und stellt eine ganze Sammlung von Ansichten
des schönen, unglücklichen Eilands aus. Noch besser aber
gefallen uns seine Scheffel-Palmen bei Bordighera, ein
Bild, über dem der ganze Zauber südlicher Poesie aus-
gegossen liegt. Dasselbe kann man von zwei farben-
prächtigen Ansichten von Amalfi von Angelo della
Mura und Brancaccio sagen. Eine vom Geist Max
Klingers inspirierte, etwas kalte Mondscheinlandschaft
(Radierung) bringt zuguterletzt auch noch der talentvolle
und fleißige Genfer Hermann Hirzel. Und damit
wäre (zwei flotte und in der Farbe des Straßenlebens
fast nur zu lebendige Ansichten von Rom und Venedig,
von Ercole Calvi, gehören eigentlich zum Genre) —
damit wäre die Serie der besten Landschaften abgeschlossen;
daß es aber an einer großen Zahl guter nicht fehlt,
die wir des beschränkten Raumes wegen hier nicht be-
sprechen können, haben wir schon bemerkt. Dies soll
uns nicht hindern, den Leser noch auf ein merkwürdiges
Hafenbild Go las, auf eine Schneelandschaft und einen
 
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