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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Vom Kunstmarkt
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vermischtes. — Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst. — vom Kunstmarkt.

5LZ

bisher gepflegten Sonderausstellungen von Werken oft recht wenig
bedeutender Künstler werden dem Vernehmen nach in Zukunft
von der Galerie nicht mehr geboten werden. Die Akademie der
Künste soll ihre Erbschaft antreten, um ihrer Verpflichtung, Kunst-
ausstellungen zu veranstalten, zu genügen. Zu diesem Behufe
werden auch die alten Ausstellungsräume im Akademiegebäude
gegenwärtig einem Umbau unterzogen. Die Leitung desselben
liegt dem Mitglied- der Akademie, Baurat Paul Wallot ob.

— Hamburg. Der Hamburger Kunsiverein beabsichtigt
demnächst sein Ausstellungslokal mit Oberlicht zu versehen. In-
folgedessen wird das Lokal vom 0. Juli a. c. ab für einige Zeit
gänzlich geschlossen sein. Die Wiedereröffnung wird voraussicht-
lich im Laufe des Monats September erfolgen, jedoch läßt sich
ein bestimmter Termin mcht Voraussagen, da alles davon ab-
hängt, wiebald die Umbau- und Dekorationsarbeiten beschafft
sein werden. p22sj

— Salzburg. Auf der 9. Jahresausstellung im Künstler-
hanje zu Salzburg sind bereits zahlreiche Ankäufe geschehen.
Es wurden erworben Gemälde von H. Engl, K. Stuhlmüller,
W. Kotschenreuter, B. Colctti, F. Pondel, P. Krämer, O. Piltz,
W. Räuber, Fr. Prölß, K. Raupp, A. Holmberg, Th. Kleehaas,
V. Weishaupt, F. Kozics, G. Massei und eine Bronzefigur von
Stuck. I223SI

Vermischtes.

^vo. Berlin. Der neu gegründete Deutsche Kunstverein
Hierselbst geht mit zielbewußtem Streben vor und wird hierbei
auf das Lebhafteste unterstützt. Er hat den alten hiesigen Verein
der Kunstfreunde in den preußischen Staaten, der nur etwas
über 900 Mitglieder zählt, in der Mitgliederzahl bei weitem
überholt; er zählt bereits mehr als das Doppelte. Mehrere
Gründer und Freunde des Vereins haben sich als „Stifter" nrit
einer Zahlung von 1000 Mk. eintragen lassen; sie zahlen aber
außerdem noch ihren Jahresbeitrag von 20 Mk. Um Mitglieder
zum weiteren Werben neuer Mitglieder zu bewegen, ist für das
erste Vereinsjahr eine besonders kostbare Vereinsgabe in Aussicht
genommen, ein Prachtwerk, zu dessen Herstellung namhafte
Künstler Deutschlands gewonnen sind. Sein Wert wird den
crstjährigen Mitgliedsbeitrag weit übersteigen, was durch die
besonderen Beisteuern einzelner Gönner des Vereins ermöglicht
wird. Daneben gelangen 18 Kunstwerke aus der diesjährigen
Großen Kunstausstellung „unter die Mitglieder desselben zur
Verlosung und zwar die Ölgemälde: von Eugen Bracht „Lüne-
burger Heide", Willy Hamacher „Riviera", Flickel „Studie",
Erich Kubierschky „Weiher", Kampmann „Winter", Kaiser
„Morgen", Maria Maul „Südwestwind", Possin „Alter Mann",
G. Reinecke „Bei der Arbeit", Roche „Norwegische Boote",
Tavernier „Oktober", ferner die Aquarellgemälde von Dettmann
„Düne", Dill „Morgen in Venedig", A. Hertel „Riva", Kapp-
stein „Erlenbruch", Keller-Reutlingen „München" und Mattschaß
„Erinnerung", endlich zwei Lriginalradierungen vonMaxKlinger.

— Mannheim. Am 27. Juni wurde aus der großherzogl.
Gemäldegalerie ein kleines Bild von Netscher (23 cm h. 18 cm br.)
aus dem Goldrahmcn genommen und gestohlen. Der Verdacht des
begangenen Diebstahls lenkte sich auf einen angeblichen Maler
Vincenz, der sich unmittelbar vorher während etwa 15 Minuten
in der Galerie aufhielt und Bleistiftskizzen machte. In der That
hat dieser Vincent das Bild sofort verkauft, der Besitzer hat sich
gemeldet und es ist also Hoffnuug, daß das Bild wieder in den
Besitz der Galerie gelangt. Vincenz trieb sich unter Verübung
mehrfacher Schwindeleien bei Künstlern einige Zeit vorher in
Karlsruhe und Heidelberg herum, ist von großer schlanker Figur
und gesunder Gesichtsfarbe, trägt kurzen rötlich blonden Vollbart
und war mit einem etwas langen hellgrauem karriertem Sommer-
überzieher bekleidet. Es wird vor ihm gewarnt und gebeten,
seine Festnahme bei etwaigem Auftreten bewirken zu lassen. l22soj

— Berlin. In Berlin ist Herrn Ludw. Meyer eine
Erfindung der „photographischen Ölmalerei" gelungen und paten-
tiert worden. Das Verfahren besteht darin, daß die photo-
graphische Zeichnung auf eine oberflächliche Öluntermalung pro-
jiziert wird. Zwei auf solche Weise hergestellte Porträts waren
in Berlin ausgestellt, sie waren in 2^/„ und 3 Stunden nach
dem Verfahren des Erfinders hergestellt worden. PUH

Kunst liikeralur und vervielfältigende Kunst.

v. Die im Aufträge des ostpreußischen Provinzial-Land-
tages von Adolf Boetticher bearbeitete Inventarisierung der

„Bau- und Kunstdenkmüler der Provinz Ostpreußen" hat mit
dem nach einem sagenhaften Könige Samo benannten SamlanL
begonnen. Das erste Heft (Königsberg 1891, bei B- Teichert,
141 S. gr. 8") umfaßt mit Ausschluß von Königsberg die Be-
schreibung von 38 Ortschaften aus dem zwischen dem Frischen
und Kurischen Haff eingeschlossenen schmalen Küstenstriche. Die
Anordnung ist alphabetisch, die Ausstattung mit Aufnahmen,
Zeichnungen und Lichtdrucken ganz vortrefflich. Die eigentliche
Architektur beginnt erst nach der Besitzergreifung des deutschen
Ordens und trägt naturgemäß vorwiegend den Charakter des
späteren Spitzbogenstiles. Für die Ausstattung der Kirchen sorgte
die Nürnberger Schule vor und nach Albrecht Dürer. Aller vor-
resormatorische Altarschmuck in Holzschnitzerei und Malerei wurde
aus Nürnberg importiert, ein den Herren Thode und Burckhardt
gewiß erwünschter Fingerzeig! Dann folgte nach einer spärlichen
Frührcnaissance die einheimische Barockpcrivde an Altären, Kanzeln
und Gestühl, die noch manches Schöne zeitigte. Dabei macht
sich als Kunsthandwerker, Maler und Schnitzer der Tischler-
Melcher Breuer zu Ausgang des 16. Jahrhunderts vielfach
bemerkbar. Das silberne Altargeräte der gotischen Zeit wurde
auf Befehl des Hochmeisters Albrecht aus Samland und Natanges
nach Königsberg geschickt und „alles vorsmclzt mit grosim schadin".
Das zweite eben ausgegebene Heft (1892, ebendas.) beschreibt auf
195 Seiten das alte Deutschordensland Natangen mit Preußisch-
Eylau, Heiligenbeil, Friedland, Gerdauen, Rastenburg (St. Georgs-
kirche), Wehlau und 70 andre Ortschaften. Zur Charakteristik der
überhaupt sehr merkwürdigen Baudenkmale gehören die vorge-
schichtlichen Vesten und Burganlagen, an den Häusern die Vor-
lauben und an Kirchen und Türmen die häufig (auch gekuppelt)
auftretenden, durch mehrere Stockwerke aufsteigcnden spitzbogigen
Blenden. Auch finden sich viele alte Steinbilder und „Fratzen",
darunter der „Bartel" zu Bartenstein, welcher (mit seinem spitzen
Hute, seinem Mantel, mit Schwert und Horn, lauter Götler-
attributen, mit welchen der einsame „Wanderer" heute noch im
Volksmärchen die Herbergegewährenden belehnt) wohl ein altes
Wuotanbild sein könnte. Alles ist mit gewissenhafter, aus-
führlicher Litteraturanaabe und gutem Quellenmaterial umsichtlich
geordnet. l^ssi

— „Zuletzt gelacht und andereNoveletten"vonJda Boy-Ed.
207 S. 8". 3 M. (Leipzig, Carl Reißner). Ihrem unlängst von
uns besprochenen Bande: „Malergeschichten", eine Sammlung von
Künstlernovellen, hat die Verfasserin einen neuen Band „Zuletzt
gelacht und andere Novelletten", elf kleinere Erzählungen um-
fassend, folgen lassen, die nach des Referenten Ueberzeugung an
Erfolg hinter jenem wohl nicht zurückstehen wird, wenn auch die
damals behandelten Stoffe mehr Sympathie erweckten, als diese
letzten. Wie dem auch immer sei, ein Band von Jda Boy-Ed
ist stets tvert, gelesen zu werden. pibsi

Vom Kunst markl.

— London. Bei Christie Manson L Wood wurde
unlängst die Gemäldesammlung eines Herrn Mildmay versteigert.
Der Gesamterlös für die 90 versteigerten Gemälde betrug im
ganzen 900 000 Mk. Den höchsten Preis erzielte einRuysdael
„Ansicht der Küste von Scheveningen" mit rund 60 000 Mk.
Käuferin war die National-Galerie in London. Ein Hobbema
„Ansicht einer Schleuse" erzielte 46000 Mk., ein Rembrandt
„Porträt einer jungen Dame" 53000, ein Watteau „Der
ländliche Ball" 70000 Mk. Andere Bilder fielen wieder erheblich
im Preis. So brachte ein John und Both „Abraham mit
Hagar und Jsmael" statt 94 000 Mk, die es im Jahre 1875
gekostet hatte, 23000 Mk., ein Bronzino „Leonora di Toledo"
statt 36000 im Jahre 1882 nur 16000 Mk. psriy

— Wittenberg. Gelegentlich des 600 jährigen Jubiläums
der Stadt Wittenberg fand am 28. Juni dort die Grundstein-
legung zum Kaiser Friedrich-Denkmal statt. Mit der Ausführung
des Denkmals ist Bildhauer H. Arnoldt, ein geborener Witten-
berger, betraut worden. prss;

— Berlin. Der deutsche Kaiser hat auf der großen
Berliner Kunstausstellung bisher zwei Marinen erworben, „Kur-
brandenburgs erste Seeschlacht" von Hans Bohrdt und ein
Seestück des Dänen Carl Locher in Kopenhagen. Auch für
die Ausstellungslotterie sind die drei Hauptgewinne bereits an-
gekauft worden. Der erste besteht aus drei Gemälden (Freude-
mann, Paul Wagner und W. Hamacher), der zweite aus fünf,
der dritte aus vier Ausstellungswerken.
 
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