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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 1
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Herrmann, Wolfgang: Neue Berliner Baukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0056

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HANS POELZIG, VERKAUFSHAUS DER G. D. A. IN DER BUDAPESTER STRASSE

NEUE BERLINER BAUKUNST

V O N

WOLFGANG HERRMANN

"l^\ie Großstadt hat ihre eigenen Lebensgesetze.

Ihre Entwicklung vollzieht sich sprunghaft.
Sie wird mitunter fast über Nacht eine andere,
neue, um dann wieder für Jahrzehnte zu sta-
gnieren.

Berlin wurde in den siebziger Jahren eine neue
Stadt. Es wuchs, breitete sich aus. In der Innen-
stadt wurden ganze Straßenzüge niedergelegt, an
deren Stelle neue große Renaissance-Paläste traten.
Damals gab es eine neue Berliner Baukunst. Und
auch noch einmal nach der Jahrhundertwende bis
kurz vor dem Krieg. Es entstanden im Innern
große Bank- und Warenhäuser, Museen und Bi-
bliotheken. In den Außenbezirken wurden weit-
läufige Wohnsitze neu erschlossen. Selbst der Un-
befangenste spürte die Veränderung, kam mit der
neuen Baukunst auf Schritt und Tritt in Berührung.

Und heute? Kann man in diesem Sinne von
einer neuen Berliner Baukunst sprechen? Gibt es
sie überhaupt? Wohl kaum! Das äußere — rein
architektonische — Gesicht Berlins ist das gleiche
geblieben wie vor dem Kriege. Noch heute werden
die Straßen und Plätze der Stadt von den Bau-
werken der beiden großen Bauperioden nach 1870
und nach 1900 beherrscht.

Trotzdem ist Berlin kaum jemals so lebendig
gewesen wie heute. Das Leben einer Großstadt
erschöpft sich ja keineswegs im Architektonischen.
Berlin entwickelt sich täglich weiter. Jeder Tag
fast bringt es seinem Ziele näher: als Großstadt
eine Weltstadt zu werden. Verkehr, Geschäfte, Re-
klamen, Vergnügungsstätten nehmen von Jahr zu
Jahr zu. Sie verändern das Bild der Stadt, deren
Leben man spürt. Nur die Häuser, zwischen denen


 
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