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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 6
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0266

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ADOLF MENZEL, KONZERT-ERINNERUNG. WASSERFARBE. 1849

AUSGESTELLT IN DER GALERIE CASPARI, MÜNCHEN. MIT ERLAUBNIS VON F. BRUCKMANN A.-G-, MÜNCHEN

UNSTAUS STELLUNGEN

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BERLIN
Bei Dr. Alfred Gold waren einige
Bilder des jetzt in Frankfurt a. M. le-
benden Jakob Nußbaum zu sehen.
Die Maler seiner Generation, die
Nachfolger der großen Impressioni-
sten, haben es schwer. Ihre Sehweise gilt als „überwunden", ihre
Treue dem Erlebnis gegenüber, das ihrem Talent den Weg
gewiesen hat, wird gern als Unselbständigkeit gewertet. Um
so achtenswerter ist der ruhige Ernst eines Malers wie Nuß-
baum. Unter den Jüngeren sind nicht viele, die einer Leistung,
wie das Selbstbildnis sie darstellt, fähig wären. Nußbaums
Bilder beweisen, daß der Künstler viel gelernt hat und daß
er das Gelernte lebendig anzuwenden weiß. Er malt nicht
Bilder für Ausstellungen und für eine Saison, sondern Bilder,
mit denen die Besitzer sich dauernd anfreunden und die sie
im Wohnraum aufhängen können.

*

Wolf Röhricht, der eine Ausstellung in der Galerie Fer-
dinand Möller hatte, nötigt jedesmal wieder zu der Fest-
stellung, daß sein Talent spontan, geschmeidig und rein von
Dissonanzen ist. Er hat viel Sinn für jene richtigen Töne,
die ohne weiteres überzeugen. Doch macht er von dieser
Gabe nicht immer den wünschenswerten Gebrauch. In allen
Bildern sind Stellen, die durch Richtigkeit frappieren, in
allen glänzt daneben aber auch eine Leichtigkeit, die von
fern dem Leichtsinn verwandt ist. Die Blumen und ober-
bayrischen Landschaften sind oft virtuos, in Teilen sogar
überzeugend gemalt, aber sie erscheinen auch zu weltlich,

ohne die rechte Andacht. Der Vortrag ist nicht selten faszi-
nierend, doch hängt auch wieder jede W irkung zu sehr vom
Vortrag ab. Röhrichts schönes Talent verdiente besseres als
diese halb salonhafie Kultivierung.

Rudolf Jacobi zeigte Gemälde und Aquarelle aus Frank-
reich in der Galerie Neumann-Nierendorf. Die Bilder sind
frisch und herzhaft gemalt, verraten aber mehr Einfühlungs-
fähigkeit der Kunst als der Natur gegenüber. Ein Beweis
mehr, wie oft heute Bilder aus Bildern entstehen. Jacobis
Arbeiten deuten vor allem auf Vlaminck, aber auch auf
andere in Paris schaffende Maler.

Die Bilder seiner Frau Annot sind im gleichen Sinne ge-
malt. Nur ist in ihnen die Abhängigkeit noch offenbarer.
Und da die Abhängigkeit größer ist, tritt auch die Geschick-
lichkeit mehr hervor. Die äußeren Fähigkeiten sind hier und
dort nicht gering. Vielleicht entdecken beide Künstler eines
Tages, daß es ein sehr produktives, ein sehr persönliches
Erstaunen vor der Natur gibt; dann erst würden die Fähig-
keiten wahres Leben gewinnen.

In der Galerie Thannhauser ist am 12. Februar eine große
und in gewissen Teilen schöne Gedächtnisausstellung für
Claude Monet eröffnet worden. Über diese Veranstaltung
im einzelnen noch in diesem Heft zu berichten war leider
unmöglich. Im nächsten Hefte soll die Ausstellung, die die
im Nebenhaus stattfindende Manet-Ausstellung so eindrucks-
voll ergänzt, ausführlich gewürdigt werden.

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