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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 6
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0270

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ZWEI ZIRKUSREITERINNEN. FARBIG BEMALTER TON. CHINA, TANG-ZEIT

AUSGESTELLT BEI EDGAR WORCH, BERLIN

CHRONIK

Unsere Notiz über den merkwürdigen Bildertausch des
Kölner Museums scheint nicht ohne Folge geblieben zu
sein. Wie wir hören, ist das Gemälde von Leibi, das eine Zeit
lang in einer Berliner Kunsthandlung zum Verkauf stand,
wieder an seinen Platz im Wallraff-Richartz-Museum zurück-
gekehrt, und im Austausch ist das Bild von Marees aus Köln
verschwunden. Es ist nicht das erste Mal, daß die öffentliche
Meinung einen Galerieleiter nötigte, einen unglücklichen
Bildertausch rückgängig zu machen, und wir möchten hoffen,
daß andere sich durch solche Erfahrungen schrecken lassen. Es
ist hohe Zeit, daß es mit dem aus der Inflation stammenden Un-

1IIRSCH, BRONZE. CHINA, HAN-ZEIT

AUSGESTELLT BEI EDGAR WORCH. BERLIN

fug aufhört, wertvolle Kunstwerke aus öffentlichem Besitz, nur
weil sie dem Geschmack eines Galerieleiters nicht zusagen,
zu veräußern. Es gab eine Zeit, in der man von Kunsthändlern
oftmals zynische Bemerkungen darüber hören konnte, welche
Fundgruben für den Handel die deutschen Museen seien.
Köln war nicht die einzige Stadt, die damals wertvollen
alten Besitz einbüßte, und wir wollen nicht die Frage an-
rühren, wer bei solchem Tauschen das bessere Geschäft zu
machen pflegte.

Man kann es verstehen, daß in einer Zeit, in der es an
Geldmitteln fehlte, der Betätigungsdrang einzelner Museums-
direktoren zu dieser neuen Art der Finanzierung von Er-
werbungen führte, wie überhaupt nach dem Kriege eine
merkwürdige Unruhe in vielen öffentlichen Sammlungen
Platz griff. Umstellungen waren notwendig, aber auch das
Umhängen darf nicht zu einer dauernden Gewohnheit werden.
Es ist gut, ein Kunstwerk einmal in einer neuen Umgebung
zu sehen, doch kann die neue Umgebung als neu nur dann
wirken, wenn sich mit der alten Umgebung eine langjährige
Gewöhnung des Auges verbindet. Mit der Erinnerung an
wichtige Kunstwerke ist die Erinnerung an den Platz, an
den sie gehören, eng verknüpft. Man soll diesen Zusammen-
hang nicht ohne Not zerreißen, und wenn es einmal ge-
schieht, so soll es mit gutem Bedacht geschehen.

Es ist ein auf die Dauer unerträglicher Zustand, daß
eine Stadt wie Berlin kein repräsentatives Ausstellungsgebäude
besitzt. Diesem Mangel soll nun endlich abgeholfen werden.
Wie man hört, wird das alte Landesausstellungsgebäude in die-
sem Jahre zum letzten Male benutzt werden. Es sind Verhand-
lungen im Gange, die darauf hinzielen, ein neues Ausstellungs-
haus auf dem Gelände des Zoologischen Gartens in der Nähe
der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche oder anderswo zu er-
richten, und man kann nur der Hoffnung Ausdruck geben,
daß diese Verhandlungen zu einem guten Ende führen, zu-
mal die Neubaupläne der Sezession gescheitert sind, und die

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