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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

DOI issue:
Heft 8
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Glaser, Curt; Purrmann, Hans: Die gefälschte Kunst: Expertisen, Restaurierungen, Fälschungen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0321

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ADOLF MENZEL, ARBEITSZIMMER DES JUSTIZMINISTERS VON MAERCKER. 1848

AUSGESTELLT IN DER GALERIE THANNHAUSER, BERLIN. MIT ERLAUBNIS VON F. BRUCKMANN A.-G., MÜNCHEN

III

TAer Aufsatz von Max J. Friedländer in unserm Februar-
heft „Über das Expertisenwesen" wird fortgesetzt lebhaft
diskutiert. Nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika.
Die New Yorker Kunstzeitschrift „Art News" hat Friedländers
Aufsatz nachgedruckt und die bedeutendsten amerikanischen
Kunsthändler befragt. Diese haben sich im allgemeinen
dahin geäußert, daß Händler, die selbst etwas verstehen,
froh sein würden, wenn die Käufer ihnen mehr vertrauen
wollten als Zetteln und Dokumenten aus Europa. Josef
Stransky und Paul Reinhardt versichern, daß sie ihren Kun-
den stets raten, mehr den eigenen Augen zu folgen als den
Expertisen. Franz Drey meint, man könne sich nicht den-
ken, daß Sammler von hohem Rang sich auf etwas anderes
verlassen haben sollten als auf ihren eigenen Geschmack.
Stephan Bourgeois schreibt, bei seinen Verkäufen kämen
schriftliche Expertisen überhaupt nicht vor; anderseits könn-
ten Kunsthändler selbst sehr wohl Experten sein. Walter
Ehrich äußert: „Wenn die Kunstkäufer den sechs aus-
gezeichneten Ratschlägen folgen würden, die ihnen Fried-
länder gibt, hätte die ganze Kunstwelt großen Vorteil davon."

*

Ein junger Kunsthistoriker schreibt uns: „Zu Ihrem letzten
Artikel ,Gefälschte Kunst' möchte ich mir zu den Schluß-
sätzen, in denen Sie sich an die jungen Kunsthistoriker wen-
den, eine Bemerkung erlauben.

Während meiner Studien war ich immer bemüht, mir
über die Restaurierungsmethoden einige Klarheit zu ver-
schaffen. Leider wird aber von Universitätswegen so wenig
in dieser Sache getan, daß ich eigentlich nur einmal eine
nutzbringende Übung mitgemacht habe: bei Herrn Professor

A. L. Mayer in München. Nirgends, wenn nicht im Umgang
mit Malern oder mit einem einmal etwas weniger schweig-
samen Restaurator, erfährt man etwas über diese so not-
wendigen technischen Dinge.

Erst der Volontär im Museum oder im Handel erfährt
mehr von Restaurierungen, dann aber schon immer mit einer
bestimmten Tendenz, die es schwer macht, zu einer eigenen
Meinung zu kommen, zumal in den allermeisten Fällen alle
theoretischen Vorkenntnisse fehlen.

Herr Professor Waetzoldt hat während seiner Lehrtätigkeit
durch Führungen in Kunstschulen und Ateliers eine Abhilfe
gesucht; doch dienten diese Führungen zumeist der Vermitt-
lung der einfachsten, meist auch fehlenden technischen Kennt-
nisse. Abzuhelfen wäre diesem Übelstande nur, wenn man
die Universitätsprofessoren selbst an der Frage: wie restau-
rieren? interessieren könnte, vielleicht auch in den Ferien
einen ein- bis zweiwöchigen Kurs an den Berliner und etwa
den Münchener Museen über Restaurierungen abzuhalten.
Wenn man das zu einer regelmäßigen Einrichtung machen
würde (die Teilnehmerzahl dürfte natürlich nicht zu groß
sein), wäre Ihr Gedanke sicher der Verwirklichung einen
Schritt näher gekommen."

EINE GRAPHIK-FÄLSCHUNG

Uber die Entstehung der bekannten Farbenlithographien
von Renoir und Cezanne sind die Ansichten geteilt. Die
Frage, ob es sich um Originallithographien oder lithogra-
phische Reproduktionen handelt, ist ungeklärt. Der Zufall
spielte mir kürzlich zwei Exemplare der kleinen Lithographie
badender Männer von Gezanne in die Hand, die gänzlich von-

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