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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 8
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Glaser, Curt; Purrmann, Hans: Die gefälschte Kunst: Expertisen, Restaurierungen, Fälschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0322

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einander verschieden waren. Eingehende Prüfung führte zu
dem sicheren Ergebnis, daß die Platten verschieden sind,
daß es also nicht eine, sondern zwei Lithographien des
Motivs gibt, von denen die eine als schwächere Kopie nach
der anderen zu erkennen ist, also eine Fälschung, wahr-
scheinlich aber in dem gleichen Atelier hergestellt, in dem
auch das angebliche Original entstanden ist. Oder sollte die
schlechtere Fassung die erste, verworfene sein, die durch
die zweite, bessere, ersetzt wurde? Die Frage bleibt offen.
Aber das ohnedies geringe Vertrauen in die Eigenhändig-
keit der Lithographie wird durch die Feststellung des Vor-
handenseins zweier Steine nochmals geschwächt.

Zu der großen Farbenlithographie Renoirs, zwei Mädchen
mit Rosenhut, existiert eine Schwarzplatte, die von der im
endgültigen Druck verwendeten abweicht. Die Zeichnung
dieser Platte zeigt durchaus den Stil Renoirs. Es erscheint
glaubhaft, daß sie von dem Meister selbst herrührt. Der Ver-
gleich fällt sehr zu Ungunsten der bekannten Farbenlitho-
graphie aus. Die Zeichnung ist hier süßlich und fade ge-
worden, mißverstanden im Sinne Renoirscher Formgebung.
Wer das Original einmal gesehen hat, muß die Kopie als
eine schwache Reproduktion nach einem Pastell von Renoir
bezeichnen.

Der Fall zeigt, daß auch auf dem scheinbar einwand-
freien Gebiet der Graphik und in so naher Vergangenheit
Täuschungen möglich sind.

DIE FÄLSCHUNGEN DER SAMMLUNG DURET
Oeit langem wußte man in eingeweihten Kreisen, daß durch
^ die Hände Theodore Durets und mit seinen Gutachten
versehen falsche Bilder der französischen Malerei des neun-
zehnten Jahrhunderts in den Handel gelangt sind. Es scheint,
daß eine Fälscherbande sich des alten Herrn, dessen Seh-
schärfe ebenso wie seine Urteilsfähigkeit gelitten hatte, be-
diente, um die Erzeugnisse ihrer Werkstatt an den Mann
zu bringen. Duret hat in den letzten Jahren diese Bilder
gekauft und verkauft, und die Sammlung, die er hinterließ,
bestand zu einem großen Teile aus solchen Fälschungen.
Die Sachverständigen, die seine Nachlaßauktion vorbereiteten,
haben streng gesiebt und nur etwa sechzig meist unbedeu-
tende Stücke zur Versteigerung zugelassen. Wir haben im
vorigen Heft einige der erzielten Preise mitgeteilt. Der Rest
soll nun ein gerichtliches Nachspiel zur Folge haben. Die
Erben, zu denen die Gattin des kommunistischen Abgeord-
neten Marcel Cachin gehört, haben Klage erhoben. Kommt
es zu einer Verhandlung, so darf man allerlei Enthüllungen
erwarten, und es werden am Ende manche falsche Daumiers
und Van Goghs verschwinden, die im Vertrauen auf Durets
Atteste von den Sammlern erworben wurden. Nützlich aber wäre
es, die von den Sachverständigen als falsch erkannten Bilder
aus Durets Nachlaß in einer öffentlichen Ausstellung zu zeigen.
Eine solche Ausstellung würde vielen die Augen öffnen und
dazu beitragen, den Fälschern ihr Handwerk zu erschweren.

LESSER URY, NOTRE DAME

AUSGESTELLT IN DER KUNSTKAMMER, BERLIN
 
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