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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 11
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0465

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MAURICE UTRILLO, NOTRE-DAME

AUSGESTELLT IM SALON DES TUILERIES
MIT ERLAUBNIS DER D. D. A. (GALERIE A. FLECHTHEIM)

neunzehnte Jahrhundert gelegt, das die stärksten malerischen
Talente des Landes aufzuweisen hat. Aus den Kopenhagener
Sammlungen sind einige der feinsten Stücke von Köbke,
Eckersberg, Hansen nach Paris gebracht worden, wo ihre
biedermeierlich stille Kunst sich allerdings recht eigenartig
ausnimmt. Von den Neueren wird Hammershoi am ausführ-
lichsten gezeigt. Seine Malerei ist das reine Erzeugnis eines
gepflegten Geschmacks, sehr fein, sehr zart, aber im Grunde
schwächlich in ihrer ängstlichen Beschränkung auf die nie-
mals versagende Skala grauer Töne.

Es ist sehr zu bedauern, daß die Ausstellung von Wer-
ken Max Liebermanns in Paris, von der im vergangenen
Jahre die Rede war, nicht zustande gekommen ist. Sie wäre
eines Erfolges sicher gewesen. Eine gut gewählte Ausstellung
neuerer deutscher Malerei könnte sogar bedeutende Wirkung
üben, da man heute in Paris allen Äußerungen deutscher
Kultur ein besonderes Interesse entgegenzubringen scheint.
Bei Durand-Ruel wurden Bilder von Diez Edzard gezeigt,
die kurz zuvor in Berlin bei Flechtheim zu sehen waren.
Eine solche Ausstellung bedeutet nicht viel. Aber ihre
Aufnahme war ein Zeichen dafür, daß in Paris Vorur-
teile nun schwinden, die bei uns gegenüber der Kunst

unserer westlichen Nachbarn niemals bestanden
haben.

Auf die Fülle von Ausstellungen privater Kunst-
salons, die Bedeutendes kaum boten, hier einzu-
gehen, wäre Raumverschwendung. Nur Zweier
in neuen Räumen mit schönen Sonderausstellun-
gen eröffneter Kunsthandlungen sei zum Schlüsse
wenigstens in Kürze gedacht. Der Chinese Loo
hat ein Haus der Rue de Courcelles im östlichen
Stile umgebaut. Das chinesische Haus in der
Pariser Straße ist ein fatales Experiment. Sein
Inhalt aber versöhnt mit seiner äußeren Erschei-
nung. Im Erdgeschoß sind in die Wände einer
Halle Fragmente altchinesischer Tempelfresken
eingelassen, die zu den bedeutendsten bisher be-
kannt gewordenen Stücken ihrer Art zählen. In
einer Ausstellung östlicher Plastik werden Bild-
werke hohen Ranges gezeigt, wie sie noch kein
europäisches Museum in solcher Zahl aufzu-
weisen hat.

Die hölzerne Fassade eines gotischen Hauses
hat der Kunsthändler Larcade in den Hof eines
Gebäudes der Rue du Bac am linken Seineufer
eingebaut. In dem Saale, der sich dahinter öff-
net, war eine Sammlung türkisblauen chinesi-
schen Porzellans von wahrhaft erstaunlichem Um-
fange zu sehen- Türkisblaues China ist die große
Mode in Paris. Weder die Frühkeramik noch das
farbige Porzellan interessiert die Sammler ernst-
lich. Aber Türkisblau gehört in den eleganten
Salon, in dem trotz der Anstrengungen der Artistes
Decorateurs, die eben jetzt eine geschmackvolle
Ausstellung eröffnet haben, und trotz der Bemü-
hungen junger Architekten, die hier und da in
entlegenen Seitenstraßen entfernter Außenviertel
ein bescheidenes Haus errichten dürfen, das Dix-
huitieme herrscht. Glaser.

DEUTSCHE KUNST DÜSSELDORF 1928
l~~\ie Ausstellung „Deutsche Kunst Düsseldorf 1928", die viel
Beifall gefunden hat, ist insofern wirklich eine Tat, als
sie in Düsseldorf zum erstenmal allen Richtungen und Schu-
len Deutschlands zu Geltung und Wirkung verhilft und einen
guten Querschnitt der heutigen Malerei darbietet. Wenn
man auch besser auf Deutsch-Schweiz und Deutsch-Öster-
reich verzichtet hätte, die hier nur ein unzureichendes
Bild ihres Kunstschaffens geben können, so ist doch ein
unparteiisches Gesamtbild deutscher Malerei geglückr, ob-
wohl mancher Name fehlt und fehlen muß, den man gern
vertreten sähe. Die Raumgestaltung ist gut und sachlich,
der Rhythmus des Hängens klar und sauber, das Neben-
einander etwas zu sehr „demokratisch" bunt gemischt, das
Synstilistische zu wenig erstrebt. Überraschungen oder Er-
schütterungen sind — wie nirgendwo — hier nicht zu ver-
langen, aber das Bewußtsein eines bewegteren Kunstlebens,
einer neuen Naturnähe, eines gepflegteren Handwerks als
bisher, ist immer wieder erfreulich. Man will und kann
malen — und besser als bilden —, man schaut mehr um
als in sich, man läßt die subjektiven, manischen, infantilen

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