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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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Mackowsky, Hans: Franz Zauner
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Voss, Hermann: Lodewijk de Deyster (1656-1711)
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0041

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Lodewijk de Deyster (1656—1711) — Denkmalpflege

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bevorzugt hatten, wird an der Hand gleichzeitiger
Schriftsteller (Bertuch und Ellmaurer) geschildert, das
Urteil der Mit- und Nachwelt verzeichnet.

Mit diesem Werke schließt Zauner ab, nur einige
Büsten folgen noch. Der Mangel an Originalität ver-
rät sich gerade in der Darstellung fremder Persönlich-
keiten am leichtesten. Zauners Büsten geben nur
verschwommene Vorstellungen ihrer Urbilder. Da er
als Künstler wie als Mensch keine starke Persönlich-
keit war, so versagte er im Büstenfach am ehesten.
Die Porträtbüste ist ja überhaupt die schwache Seite
des Klassizismus; Schadow allein macht eine glänzende
Ausnahme. Der Grund dafür liegt in den Tendenzen
dieses Zeitstils: zu gern sah man die Natur durch den
Majaschleier des antiken Ideals. Zauners Porträtkunst
mit ihrem Bestreben, den Urbildern »einen Hauch
dionysischen Lebens« anzudichten, erhebt sich nirgends
über den Zeitdurchschnitt, wie er durch Trippel, Doli,
Ohmacht u. a. dargestellt wird. Canova, dessen Büsten
niemand die Stärke individueller Erfassung der Per-
sönlichkeit nachrühmen wird, war ihm auch als
Porträtbildner überlegen. Burg kann sich dieser Er-
kenntnis nicht verschließen, wenn er die Büsten
Franz' II. von Canova und von Zauner vergleicht und
in dem Zaunerschen Werk »nicht die starke Lebendig-
keit (?) der anderen Bildnisse« des Meisters findet.

Canova ist überhaupt der Schicksalsmensch für
den Künstler Zauner geworden. Das ist vortrefflich
und seltsam ergreifend in dem Schlußkapitel des Buches
dargestellt. Er, nicht Zauner, lebt in der Kunst Öster-
reichs zunächst fort. So war es auch Zauner versagt,
eine Schule zu bilden. Als er, seit sieben Jahren pen-
sioniert, Anfang März 1822 starb, wenige Monate vor
Canova, hinterließ er wie keine Leibeserben — er war
unvermählt — so auch keinen künstlerischen Nach-
wuchs. Und was seine Werke anbetrifft, so waren
sie ihm, wie getreu er sein Pfund auch verwaltet hatte,
bereits vorangegangen.

In dem richtigen Gefühl, daß unser nach Rhyth-
mus und Harmonie verlangender Geschmack sich der
oft strengen und kühlen Kunst des Klassizismus wieder
zuzuwenden beginnt, wählte Burg den vergessenen
Meister zum Gegenstand seiner sorgfältigen Arbeit.
Nichts besseres ist ihr nachzusagen, als daß sie Zauner
vor der Gefahr, ein zweites Mal in Vergessenheit zu
geraten, dauernd schützen wird.

HANS MACKOWSKY.

LODEWIJK DE DEYSTER (1656—1711)
Über diesen kaum bekannten Brügger Maler hatte
ich vor Beginn des Krieges für die Antwerpener Kunst-
zeitschrift Onze Kunst eine Studie geschrieben, die
aus naheliegenden Gründen nicht erscheinen konnte.
Die Veranlassung war für mich damals die viel dis-
kutierte »Enthauptung des Täufers« der Galerie Cor-
sini in Rom, die lange Zeit dem Karel Fabritius, neuer-
dings durch R. Oldenbourg in einem ausgezeichneten
Aufsatz des Jahrbuches d. k. pr. K. (1914, auf S. 152 ff.)
dem Jan Lys zugeschrieben worden ist. In diesem
eigenartigen, wiewohl bizarren und roh hingeschrie-
benen Gemälde, dessen Urheber in jedem Falle eine

vollständige Persönlichkeit sein muß, sehe ich nun
die Hand des oben genannten Brügger Malers und
Radierers. In meiner Studie sollte die Zuweisung durch
Konfrontation des Corsinibildes mit einem schlagend
ähnlichen Passionstriptychon in St. Sauveur zu Brügge
an Hand der Abbildungen dargetan werden. Da die
Ereignisse diese Beweisführung verhindert und mir
überdies die Kronzeugen in Gestalt der photographischen
Vorlagen unerreichbar gemacht haben, so bleibt mir
nur übrig zu versichern, daß die Sprache jener Zeug-
nisse nicht klarer und zwingender sein konnte. Viel-
leicht gibt es strebsame Fachgenossen, denen es jetzt
besondere Umstände ermöglichen, Deysters Passions-
bilder in St. Sauveur (linkes Querschiff) im Original
zu studieren und im Geiste mit ihrem letzten Eindruck
des bekannten Bildes in Rom zu vergleichen. Sollte
dieser letzte Eindruck schon etwas matt geworden sein,
so könnte er an Hand der Textabbildung bei Olden-
bourg leicht aufgefrischt werden.

Zu der neuen Attribution an Lys ist zu bemerken,
daß ihr Urheber selber den Vorbehalt macht, er habe
ähnliche Kompositionen bei jenem Meister nicht fest-
stellen können. Aber auch die malerischen Ähnlich-
keiten mit Lys sind zu allgemeiner Art, um über
andere Bedenken wie die vollständig abweichende Be-
handlung der Linie, des Körperlichen und des Ge-
wandwurfes hinwegsehen zu lassen. Alle diese Eigen-
tümlichkeiten, die flüssige Malweise des römischen
Bildes, seine skizzenhafte Zeichnung, der seltsam herbe,
schrille Kontur, endlich die einzelnen differenzierten
Farbklänge, kehren in völliger Übereinstimmung bei
den in Brügge aufbewahrten sicheren Kirchengemälden
Deysters wieder. Es sind zumeist Werke der 1690er
Jahre, und es ergibt sich somit die Notwendigkeit, auch
das Corsinibild wesentlich später anzusetzen, als man
bisher im allgemeinen glaubte. Möglicherweise ist
es übrigens sogar in Rom entstanden, denn Deyster
hat dort längere Zeit gearbeitet. Von seinen dortigen
Historienbildern heißt es, daß sie durch ihr schönes
Helldunkel gefielen, aber flüchtig gemalt waren. Unter
anderen entstand in Rom eines seiner erfolgreichsten
Gemälde, ein Tod Mariens. Noch eine andere ita-
lienische Galerie, das Museo Nazionale in Neapel, be-
wahrt ein Werk, das m. E. von ihm herrührt, und
zwar vermutlich auch aus dem italienischen Aufent-
halt: eine sehr flüchtig hingeschriebene Pietä (Phot.
Brogi 6799).

Reizvoll sind Deysters geistreich und leicht behandelte
Radierungen; die Gegenstände sind auch hier meist
biblische Historien. Literatur über den als eigenartigen
Ausläufer der vlämischen Malerei des 17. Jahrhunderts
nicht unwichtigen Künstler bietet der Aufsatz in Thieme-
Beckers Künstlerlexikon (Bd. IX). Hier sind auch einige
der erhaltenen Werke außerhalb Brügges (Kortrijk,
Veurne u. a.) aufgezählt. HERMANN VOSS.

DENKMALPFLEGE
Wiederherstellungsarbeiten an der Barfößer-
kirche in Venedig. Aus Venedig werden dem »Qiornale
d'Italia« folgende Einzelheiten über die Wirkung des
Fliegerangriffs vom 24. Oktober auf die Barfüßerkirche
 
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