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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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Maas, Max: Die Ausgrabungen der Amerikaner in Ägypten
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0114

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215

Nekrologe — Personalien — Denkmäler — Wettbewerbe — Archäologisches

2l6

Palmfasern- und Straußfedernschmuck erwähnenswert.
Unter den Mica-Ornamenten, die namentlich auf die
Ledermützen der Frauen aufgenäht waren, ist auch
ein zweiköpfiger Adler, der dem österreichischen
Doppeladler nicht unähnlich ist, zu bemerken.

Die Untersuchung des ägyptischen Forts von Kerma
ergab, daß es wohl in der Hyksosperiode zerstört
worden ist; wahrscheinlich wurde der Platz im Sturm
genommen und die Garnison durch Feuer verbrannt
oder vertrieben. Noch wahrscheinlicher hatten sich
die lokalen Stämme in einem Aufruhr erhoben, als
während der Hyksosperiode die ägyptische Verwaltung
Nubiens zu Hause keine Unterstützung mehr fand.

Die amerikanische Expedition hat endlich auch
den eigentlichen nubischen Friedhof von Kerma ge-
funden; aber Reisner will noch kein vollständiges Ge-
mälde der nubischen Totengebräuche geben. Doch
werfen die bei den Begräbnissen der Nubier üblichen
Opfer einiges Licht auf die Opfer bei den Begräb-
nissen des ägyptischen Friedhofs in Kerma. Die
nubischen Scheiks wurden in großen Rundgruben
begraben, die mit Tumuli bedeckt wurden, wie auf dem
ägyptischen Friedhof. Aber statt von 10 bis 30 mensch-
lichen Opfern wurde der nubische Scheik nur von
1 bis 3, wahrscheinlich seinen Frauen, ins Grab begleitet;
aber dann von 5 bis 30 Ziegenböcken. Somit scheint
eine Gewohnheit bestanden zu haben, gemäß der
Ziegenböcke an der Stelle von Verwandten oder Sklaven,
die das persönliche Opfer nicht auf sich nehmen
wollten, mitbegraben wurden (dieser Ersatz von
Menschenopfern durch den Ziegenbock ist angesichts
der Rolle, welche der Ziegenbock in dem altisraelitischen
Gottesdienst des Versöhnungstages spielte, von re-
ligionsgeschichtlicher Bedeutung! Anm. des Referenten).
— In dem nubischen Friedhofe fand sich auch ganz
außerordentlich viel Gold, das zur Dekoration in der
mannigfaltigsten Weise verwandt worden war. Dieses
Gold mag von der abyssinischen Grenze hergekom-
menes Alluvialgold gewesen sein; doch sind noch viele
und umfangreiche Untersuchungen zu machen, bis
Sicherheit über die alten Handelswege von Ägypten und
Nubien aus nach dem Süden und über die Ausdehnung
der Nilschiffahrt in diesen entlegenen Zeiten gewonnen
werden kann. MAX MAAS-MÜNCHEN.

NEKROLOGE
Louis Braun t- Am 18. Februar starb in München
der bekannte Schlachtenmaler Louis Braun. Er kam am
23. September 1836 in Schwäbisch Hall in Württemberg
znr Welt und er studierte zunächst bei Neher an der Stutt-
garter Kunstschule , später in München und Paris. Seine
Tätigkeit als Genremaler trat bei ihm, der die Kriege von
64, 66 und 70 mitgemacht hatte, immer mehr hinter die des
Schlachtenmalers zurück. Im Verein mit befreundeten Land-
schaftsmalern malte er eine große Reihe von Panoramen
und Dioramen. Einen Saal des Cafe Luitpold in München
schmückte er 1889 mit 23 Schlachtenbildern aus dem sieb-
ziger Krieg. a. m.

In Maloja ist Mario Segantini, ein Sohn des großen
Malers, im Alter von 27 Jahren nach längerer Krankheit
gestorben. Mario Segantini war ursprünglich Maler, ohne
Erfolg; hatte sich jedoch vor mehreren Jahren in Berlin

zum Flieger ausgebildet und sich darauf in Mailand nieder-
gelassen, wo er Fluglehrer werden wollte. Bei Ausbruch
des Krieges verließ er Mailand und kehrte nach Maloja,
wo noch die Witwe Segantinis lebt, zurück.

PERSONALIEN
Der Verband deutscher Illustratoren wählte in
seiner letzten Hauptversammlung folgende Herren in den
Vorstand: zum ersten Vorsitzenden Joh. Bahr, zum stell-
vertretenden Vorsitzenden Emil Doepler d. J., zum Schrift-
führer Hermann Tischler, zum zweiten Schriftführer Paul
Brockmüller, zum Kassenwart Heinrich Binde.

DENKMÄLER
Frankfurt a. M. Im vergangenen Quartal wurde ein
dem Andenken Theodor Körners gewidmetes Denkmal,
ausgeführt von Bildhauer Stock, enthüllt und der Ob-
hut der Stadt übergeben. Es ist eine nackte männliche
Figur von herkulischem Körperbau, scharf zur Seite sehend,
sich auf ein gewaltiges Schwert stützend. Weder in der
Idee glücklich noch in der Ausführung gelungen, mag es
wieder einmal zeigen, wie gefährlich es ist, wenn ein un-
verantwortliches Komitee von Bürgern ein solches Werk
in Auftrag gibt und über seine Ausführung entscheidet,
das dann nachher die Stadt wohl oder übel übernehmen
muß. So hat denn auch ein von dem Städtischen Aus-
schuß für Künstlerhilfe ausgeschriebener Wettbewerb ein
anderes Ergebnis gehabt. Es handelte sich um die Ent-
würfe für drei Brunnen, deren einer auf dem neuen Wald-
friedhof aufgestellt werden sollte. Das Preisgericht zeichnete
von den eingelieferten Arbeiten acht mit Preisen aus, konnte
sich aber nicht entschließen, einen von den Entwürfen zur
Ausführung zu empfehlen. So ruht die Angelegenheit bis
nach dem Kriege, wo dann vielleicht auch die im Felde
stehenden Frankfurter Bildhauer sich an einem Wettbewerb
beteiligen können.

WETTBEWERBE
Der Verein der Plakatfreunde E. V. zu Berlin ver-
anstaltet im Auftrage des Verlages Gustav Kiepenheuer in
Weimar einen Plakatwettbewerb für eine neue politische
Zeitschrift. An Preisen stehen 850 Mark zur Verfügung.
Preisrichter sind u. a. Dr. Albert Brinckmann, Emil Orlik,
Paul Scheurich.

ARCHÄOLOGISCHES
Deutsche archäologische Arbeit in Griechenland.

Die Arbeit des Deutschen Archäologischen Instituts hat
trotz des Krieges durch Weiterführung ihrer Veröffent-
lichung ihren Forlgang genommen. Das wurde ermög-
licht, indem die Leiter der Zweiganstalten in Athen und
Rom auf ihren Posten blieben, bis Professor Delbrück von
dem Tarpeischen Felsen nach Berlin zurückkehren mußte.
Der Leiter des Athenischen Instituts, Professor Karo, weilt
noch dort. Das Reich hat wie in Friedenszeiten die Mittel
weiter gewährt. Der Leiter der Römisch-Germanischen
Zentralkommission in Frankfurt, Professor E. Ritterling,
hat auf den ersehnten Ruhestand verzichten müssen, da
sein berufener Nachfolger, Dr. Walther Barthel, bei Ban
de Sapt den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist. Die
jüngeren Angehörigen des Instituts haben sich alle dem
Vaterland zur Verfügung gestellt.

In Athen ruht die Arbeit nicht. Das Institut ver-
anstaltet Ausgrabungen am Dipylon. Die Grabungen in
Pergamou mußten der örtlichen Verhältnisse halber in
 
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