sicher als schlimmsten Glaspalastkitsch bezeichnen würde.
Es ist ganz natürlich, daß auch unter dem, was sich als
ganz modern gebärdet, sich mehr als ein Stück als moderner
Kitsch herausstellt. Das ist der weibliche Akt von Erbslöh
ebenso wie das kleine Kriegsbild von Moilliet und die
mattsüßen Damenbildnisse von Nowak. Daß nicht nur
Cezanne nach wie vor äußerliche Imitatoren findet,
sondern auch der gefallene frühere Führer der Vereinigung,
Weisgerber, ist nicht weiter verwunderlich. In diesem
Zusammenhang seien die Landschaft von Lutz und die
Arbeiten von Kopp genannt, so wie die überhaupt recht
dürftigen Arbeiten des Hamburgers Nölken. Wenig
erfreulich sind auch die Marees-Imitationen von Oenin.
Von den führenden Leuten der »Neuen Sezession«
enttäuscht eigentlich nur Unold. Das Problem, das
er sich in Arbeiten, die Trinke, Gespräch und Dis-
position gestellt hat, läßt sich nicht mit einer so spiele-
rischen Mischung von Reminiszenzen an altdeutsche
Holzschnitte und an die unendlich viel besseren Radie-
rungen Großmanns, die auf das gleiche Ziel hinsteuern,
lösen. R. Großmann selbst ist mit verschiedenen Land-
schaften vertreten, unter denen die früheste: »Neuwport«
am ausgeglichensten erscheint. So fein der Stimmungs-
gehalt der anderen ist, so scheint es sich der Künstler hier
doch etwas leicht gemacht zu haben. Frau Caspar-Filser
ist, so schön auch ihre neuen Bilder — vor allem die
»Vorstadtgärtnerei« — sind, offenbar an einem toten
Punkte angelangt. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese
begabte Künstlerin mit frischem Wagemut an neue Aufgaben
heranginge, selbst auf die Gefahr hin, zunächst weniger aus-
geglichene Arbeiten zu schaffen, wie die jetzt ausgestellten.
Carl Caspar dagegen hat sich in jüngster Zeit erfreulich
weiterentwickelt. Ohne Zweifel ist er heute einer unserer
besten Maler religiöser Themata. Seinem Ziel, einer groß-
zügig dekorativ-monumentalen religiösen Malerei, ist Caspar
in seinem »Ölberg« wie in dem »Jakob ringt mit dem
Engel« erheblich nähergekommen. Auch die »Badenden«
sind eine sehr ausgeglichene Leistung, vor allem aber ge-
hört das weibliche Bildnis nicht nur zu den malerisch
reifsten Stücken der ganzen Ausstellung, sondern erfreut
durch seine warme Menschlichkeit. Bei Püttner ist gleich-
falls ein nicht unwesentlicher Fortschritt festzustellen. Der
»Garten« wie das »Stadtbild« sind großgesehen und atmen
eine ruhige, männliche Sicherheit. Die Kraft und Ge-
sundheit von Püttners Kunst wird einem so recht offenbar,
wenn man von seinen Bildern zu den freilich mehr deko-
rativ gemeinten, aber doch allzu spielerisch und oberfläch-
lich behandelten Landschaften von Seewald kommt. J. W.
Schülein ist in seinen Landschaftsbildern bedeutend leben-
diger und auch persönlicher gegen früher geworden. Am
gelungensten ist wohl die »Schneelandschaft«. A. H. Pellegrini
dokumentiert aufs neue seine Vielseitigkeit wie seinen
koloristischen Geschmack und seine kompositorische Be-
gabung. Der »Weibliche Akt« ist wohl die ausgeglichenste
Leistung. Dagegen befriedigen die Arbeiten von G.
Jagerspacher auf die Dauer doch nicht so, wie sie im
ersten Augenblick zu blenden verstehen. Gewiß besitzt
Jagerspacher ein außerordentliches Können, eine zeichne-
rische Durchbildung und Gediegenheit, eine technische
Solidität wie kaum ein anderer in der Neuen Sezession.
Aber diese Akte, der »Ecce homo« und selbst der »Geiger«
sind fast zu geschmackvoll, im Kolorit fast ans Süßliche gren-
zend, und bei aller scheinbaren Modernität doch nur ein
Nachklang der Kunst eines Courbet und Manet. Den Maler
Jagerspacher wird Ad. Schinnerer in maltechnischen Dingen
wohl nie erreichen, aber bei aller Unbeholfenheit wirken
die Bilder dieses als Graphiker längst bewährten Künstlers
doch sehr eindrucksvoll. Hier darf man wirklich einmal
sagen, man spürt den deutschen Künstler, rein deutsche
Empfindung aus jedem Winkel. Als zwei fesselnde Kontraste
stehen sich der robuste, vollsaftige M. Feldbauer und der
höchst sensitive Oskar Cöster gegenüber. Feldbauers Im-
pressionismus und Cösters Expressionismus stören sich
aber durchaus nicht. Man wäre froh, solchen Bildern auf
der alten Sezession zu begegnen. Gerade hier kann man
erkennen, daß die Neue Sezession im Grunde die not-
wendige Ergänzung zur alten ist, daß nichts wünschens-
werter wäre, als wenn beide sich zusammenschließen
möchten. Dann würden die minderen künstlerischen Ele-
mente bei beiden, namentlich aber bei der »Alten« ganz
von selbst zur Seite gedrückt werden. Feldbauers Pferde-
stücke sind ungemein lebendig in der Bewegung und in
Behandlung von Licht und Kolorit von großer Frische und
malerischer Kraft. Cösters Kunst mag manchem als ein
wenig ungesund erscheinen, aber es wird sich schwerlich
jemand der Stärke der Vision, aus der diese zart-melan-
cholischen Schöpfungen geboren sind, entziehen können.
Die Frau mit dem so delikat gemalten Blumenstilleben, die
dekorativen, farbig wie linear fein bewegten Gestalten von
Angler und Anglerin, wie die kleine Landschaft, jedes dieser
Bilder hat seinen eigenen Reiz. Kokoschka ist nur durch
ein älteres Werk vertreten, die romantische Montblanc-
landschaft, die wohl zu den gelungensten Schöpfungen des
Österreichers gehört. Die beiden Landschaften von W. Teutsch
zeigen den Maler auf gutem Weg und bedeuten einen er-
heblichen Fortschritt gegenüber früheren Arbeiten, nament-
lich die große im besten Sinne dekorative Landschaft mit
dem satten Grün atmet jene große Ruhe, die der Künstler
schon stets seinen Arbeiten hat mitteilen wollen. Dagegen
sind die Kriegsbilder von Trumm, der von der Kunst Münchs
stark beeinflußt worden ist, noch recht wenig ausgereift.
Sehr bedauerlich ist es, daß Purrmann diesmal kein Bild
geschickt hat. Das Stilleben und die Landschaft, die man
von dem ihm künstlerisch verwandten, aber unterlegenen
C. Moll sieht, fallen mit ihrer starken, etwas zu spiele-
rischen Farbigkeit ein wenig aus dem ganzen Ensemble
heraus. E. Heckeis »Fördelandschaft< besagt wenig, und
Pechsteins Vertreter hat mit der Einsendung dreier älterer
nicht hervorragender Arbeiten des fern von Deutschland
festgehaltenen Künstlers dem begabten Berliner Expressio-
nisten keinen großen Dienst erwiesen. Über Franz Marc,
von dem zwei sehr ungleiche Tierbilder aus der mittleren
und der späten, mir nicht verständlichen kubistischen Periode
ausgestellt sind, wird bei der großen Gedächtnisausstellung,
die die Neue Sezession im Herbst zu Ehren des vor dem
Feind gebliebenen Künstlers veranstaltet, noch ausführlich
zu sprechen sein. Zum Schluß sei hier noch auf die be-
scheidene, sehr sympathische »Abendlandschaft« von H.Gött
besonders hingewiesen.
Unter den Radierungen fesseln in erster Linie die
Kriegsblätter von Max Beckmann, die schon auf der Berliner
Sezessionsausstellung mit ihrer starken, höchst persönlichen
Formulierung der wiedergegebenen Eindrücke, der Leben
digkeit der künstlerischen Handschrift gerechte Anerkennung
erfahren haben. Sehr geschmackvoll sind die von ostasia-
tischer Kunst beeinflußten Blätter von L. H. Jungnickel. Die
Zeichnungen des Simplizissimus-Trios Heine-Gulbransson-
Schulz sind von der gleichen Qualität wie immer, ebenso
die Arbeiten von R. v. Hörschelmann und E. Preetorius.
Von starker Eindringlichkeit, etwas an die Art altdeutscher
Meister, vor allem an diePachers erinnernd, sind dieSoldaten-
köpfe, die Adolf Jutz geschickt hat, sie machen einen be-
gierig, mehr von diesem jungen Münchner Künstler kennen
zu lernen.
Die Plastik ist mit wenigen, dafür aber durchweg aus-
gezeichneten Werken vertreten. An erster Stelle sei die
Es ist ganz natürlich, daß auch unter dem, was sich als
ganz modern gebärdet, sich mehr als ein Stück als moderner
Kitsch herausstellt. Das ist der weibliche Akt von Erbslöh
ebenso wie das kleine Kriegsbild von Moilliet und die
mattsüßen Damenbildnisse von Nowak. Daß nicht nur
Cezanne nach wie vor äußerliche Imitatoren findet,
sondern auch der gefallene frühere Führer der Vereinigung,
Weisgerber, ist nicht weiter verwunderlich. In diesem
Zusammenhang seien die Landschaft von Lutz und die
Arbeiten von Kopp genannt, so wie die überhaupt recht
dürftigen Arbeiten des Hamburgers Nölken. Wenig
erfreulich sind auch die Marees-Imitationen von Oenin.
Von den führenden Leuten der »Neuen Sezession«
enttäuscht eigentlich nur Unold. Das Problem, das
er sich in Arbeiten, die Trinke, Gespräch und Dis-
position gestellt hat, läßt sich nicht mit einer so spiele-
rischen Mischung von Reminiszenzen an altdeutsche
Holzschnitte und an die unendlich viel besseren Radie-
rungen Großmanns, die auf das gleiche Ziel hinsteuern,
lösen. R. Großmann selbst ist mit verschiedenen Land-
schaften vertreten, unter denen die früheste: »Neuwport«
am ausgeglichensten erscheint. So fein der Stimmungs-
gehalt der anderen ist, so scheint es sich der Künstler hier
doch etwas leicht gemacht zu haben. Frau Caspar-Filser
ist, so schön auch ihre neuen Bilder — vor allem die
»Vorstadtgärtnerei« — sind, offenbar an einem toten
Punkte angelangt. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese
begabte Künstlerin mit frischem Wagemut an neue Aufgaben
heranginge, selbst auf die Gefahr hin, zunächst weniger aus-
geglichene Arbeiten zu schaffen, wie die jetzt ausgestellten.
Carl Caspar dagegen hat sich in jüngster Zeit erfreulich
weiterentwickelt. Ohne Zweifel ist er heute einer unserer
besten Maler religiöser Themata. Seinem Ziel, einer groß-
zügig dekorativ-monumentalen religiösen Malerei, ist Caspar
in seinem »Ölberg« wie in dem »Jakob ringt mit dem
Engel« erheblich nähergekommen. Auch die »Badenden«
sind eine sehr ausgeglichene Leistung, vor allem aber ge-
hört das weibliche Bildnis nicht nur zu den malerisch
reifsten Stücken der ganzen Ausstellung, sondern erfreut
durch seine warme Menschlichkeit. Bei Püttner ist gleich-
falls ein nicht unwesentlicher Fortschritt festzustellen. Der
»Garten« wie das »Stadtbild« sind großgesehen und atmen
eine ruhige, männliche Sicherheit. Die Kraft und Ge-
sundheit von Püttners Kunst wird einem so recht offenbar,
wenn man von seinen Bildern zu den freilich mehr deko-
rativ gemeinten, aber doch allzu spielerisch und oberfläch-
lich behandelten Landschaften von Seewald kommt. J. W.
Schülein ist in seinen Landschaftsbildern bedeutend leben-
diger und auch persönlicher gegen früher geworden. Am
gelungensten ist wohl die »Schneelandschaft«. A. H. Pellegrini
dokumentiert aufs neue seine Vielseitigkeit wie seinen
koloristischen Geschmack und seine kompositorische Be-
gabung. Der »Weibliche Akt« ist wohl die ausgeglichenste
Leistung. Dagegen befriedigen die Arbeiten von G.
Jagerspacher auf die Dauer doch nicht so, wie sie im
ersten Augenblick zu blenden verstehen. Gewiß besitzt
Jagerspacher ein außerordentliches Können, eine zeichne-
rische Durchbildung und Gediegenheit, eine technische
Solidität wie kaum ein anderer in der Neuen Sezession.
Aber diese Akte, der »Ecce homo« und selbst der »Geiger«
sind fast zu geschmackvoll, im Kolorit fast ans Süßliche gren-
zend, und bei aller scheinbaren Modernität doch nur ein
Nachklang der Kunst eines Courbet und Manet. Den Maler
Jagerspacher wird Ad. Schinnerer in maltechnischen Dingen
wohl nie erreichen, aber bei aller Unbeholfenheit wirken
die Bilder dieses als Graphiker längst bewährten Künstlers
doch sehr eindrucksvoll. Hier darf man wirklich einmal
sagen, man spürt den deutschen Künstler, rein deutsche
Empfindung aus jedem Winkel. Als zwei fesselnde Kontraste
stehen sich der robuste, vollsaftige M. Feldbauer und der
höchst sensitive Oskar Cöster gegenüber. Feldbauers Im-
pressionismus und Cösters Expressionismus stören sich
aber durchaus nicht. Man wäre froh, solchen Bildern auf
der alten Sezession zu begegnen. Gerade hier kann man
erkennen, daß die Neue Sezession im Grunde die not-
wendige Ergänzung zur alten ist, daß nichts wünschens-
werter wäre, als wenn beide sich zusammenschließen
möchten. Dann würden die minderen künstlerischen Ele-
mente bei beiden, namentlich aber bei der »Alten« ganz
von selbst zur Seite gedrückt werden. Feldbauers Pferde-
stücke sind ungemein lebendig in der Bewegung und in
Behandlung von Licht und Kolorit von großer Frische und
malerischer Kraft. Cösters Kunst mag manchem als ein
wenig ungesund erscheinen, aber es wird sich schwerlich
jemand der Stärke der Vision, aus der diese zart-melan-
cholischen Schöpfungen geboren sind, entziehen können.
Die Frau mit dem so delikat gemalten Blumenstilleben, die
dekorativen, farbig wie linear fein bewegten Gestalten von
Angler und Anglerin, wie die kleine Landschaft, jedes dieser
Bilder hat seinen eigenen Reiz. Kokoschka ist nur durch
ein älteres Werk vertreten, die romantische Montblanc-
landschaft, die wohl zu den gelungensten Schöpfungen des
Österreichers gehört. Die beiden Landschaften von W. Teutsch
zeigen den Maler auf gutem Weg und bedeuten einen er-
heblichen Fortschritt gegenüber früheren Arbeiten, nament-
lich die große im besten Sinne dekorative Landschaft mit
dem satten Grün atmet jene große Ruhe, die der Künstler
schon stets seinen Arbeiten hat mitteilen wollen. Dagegen
sind die Kriegsbilder von Trumm, der von der Kunst Münchs
stark beeinflußt worden ist, noch recht wenig ausgereift.
Sehr bedauerlich ist es, daß Purrmann diesmal kein Bild
geschickt hat. Das Stilleben und die Landschaft, die man
von dem ihm künstlerisch verwandten, aber unterlegenen
C. Moll sieht, fallen mit ihrer starken, etwas zu spiele-
rischen Farbigkeit ein wenig aus dem ganzen Ensemble
heraus. E. Heckeis »Fördelandschaft< besagt wenig, und
Pechsteins Vertreter hat mit der Einsendung dreier älterer
nicht hervorragender Arbeiten des fern von Deutschland
festgehaltenen Künstlers dem begabten Berliner Expressio-
nisten keinen großen Dienst erwiesen. Über Franz Marc,
von dem zwei sehr ungleiche Tierbilder aus der mittleren
und der späten, mir nicht verständlichen kubistischen Periode
ausgestellt sind, wird bei der großen Gedächtnisausstellung,
die die Neue Sezession im Herbst zu Ehren des vor dem
Feind gebliebenen Künstlers veranstaltet, noch ausführlich
zu sprechen sein. Zum Schluß sei hier noch auf die be-
scheidene, sehr sympathische »Abendlandschaft« von H.Gött
besonders hingewiesen.
Unter den Radierungen fesseln in erster Linie die
Kriegsblätter von Max Beckmann, die schon auf der Berliner
Sezessionsausstellung mit ihrer starken, höchst persönlichen
Formulierung der wiedergegebenen Eindrücke, der Leben
digkeit der künstlerischen Handschrift gerechte Anerkennung
erfahren haben. Sehr geschmackvoll sind die von ostasia-
tischer Kunst beeinflußten Blätter von L. H. Jungnickel. Die
Zeichnungen des Simplizissimus-Trios Heine-Gulbransson-
Schulz sind von der gleichen Qualität wie immer, ebenso
die Arbeiten von R. v. Hörschelmann und E. Preetorius.
Von starker Eindringlichkeit, etwas an die Art altdeutscher
Meister, vor allem an diePachers erinnernd, sind dieSoldaten-
köpfe, die Adolf Jutz geschickt hat, sie machen einen be-
gierig, mehr von diesem jungen Münchner Künstler kennen
zu lernen.
Die Plastik ist mit wenigen, dafür aber durchweg aus-
gezeichneten Werken vertreten. An erster Stelle sei die